Uranium – Past and Future Challenges – Herausforderungen für die Ewigkeit ?

Siebte internationale Konferenz zu Uranbergbau und Hydrogeologie vom 21. – 25. September an der Bergakademie in Freiberg Sachsen.
www.tu-freiberg.de/umh.vil-2014

Uranium – Past and Future Challenges – Herausforderungen für die Ewigkeit ?

P1070759Robert Vance von der Nuclear Energy Agency (NEA) versucht mit einem Vergleich der Situation in den Uranminen damals und heute, die positive Entwicklung darzustellen. „Managing Environmental and Health Impacts of Uranium Mining“ titelt sein Vortrag und beschreibt eine „sichere umweltfreundliche und ökonomische Nutzung der Atomenergie für friedliche Zwecke.“ Während zum Beispiel im Niger (Nordafrika) Dreckschleudern von Kohlekraftwerken die Energie für die Minen des Französischen Staatskonzerns AREVA bereitstellen, erfahren wir von der CO 2 armen Produktion von Elektrizität durch Atomkraftwerke. Ziel des NEA Reports, der Basis des Vortrages, sei es „einige Mythen, Ängste und Missverständnisse zum Uranbergbau auszuräumen.“ Uranbergbau fände heute unter signifikant anderen Umständen als damals statt, so die Aussage, nämlich als am meisten regulierter, sicherster und unter Umweltgesichtspunkten verantwortlichster Bergbau der Welt. Da hören wir Vorträge über die Wichtigkeit der Einbeziehung aller Beteiligten und wissen doch aus eigener Erfahrung, dass niemand die Menschen in Bahi (Tanzania www.cesopetz.org) oder in Falea (Mali www.falea21.de) informiert oder gefragt hat, ob sie einverstanden sind mit der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Auch wenn uns weitere Vorträge, zum Beispiel der von Peter Woods von der internationalen Atomenergiebehörde IAEA erklären, es gäbe eine „Best Practice“ und die würde von Seiten seiner Organisation empfohlen, so sind dies nur Leitlinien, welche es bis zur realen Umsetzung meistens nicht schaffen. Besonders die Hinterlassenschaften, riesige Abraumhalden und Schlammabsetzbecken (Tailings), bleiben meistens für die Beseitigung durch den Staat (Steuerzahler). So auch in Sachsen und Thüringen, wo es nach dem zweiten Weltkrieg den dritt größten Uranbergbau weltweit gab (www.wismut.de). Etwa sieben Mrd. Euro sind mittlerweile für Renaturierungsmaßnahmen verbaut. Geflutete Untergrundminen, verfüllte Tagebaue und behandelte Tailings haben die Gegend um Ronneburg und Schlemma wieder ansehnlich gemacht. Was man nicht auf Anhieb sieht, sind die Wasserbehandlungsanlagen, die den Urangehalt der Minen und Tailingswässer senken, bevor dieses in die örtlichen Flüsse geleitet wird (FOTO). Die Anlage in Schlemma behandelt etwa 700 m3/h mit vier Mio. Euro Betriebskosten pro Jahr, und niemand weiß, wann das beendet werden kann – sogenannte Ewigkeitskosten. Der uranhaltige Schlamm, der dem Wasser entzogen wird, bekommt einen Zementzusatz und geht dann auf eine spezielle Deponie. 1500 bis 2000 Tonnen pro Jahr. Beobachtung der Erosion und Reparaturen ergeben weitere Ewigkeitskosten. Die Ewigkeit begegnet uns also schon beim Uranbergbau, nicht erst bei der Endlagerung.

In Situ Leaching heißt die in Zukunft betriebene Abbaumethode, und auch hier hören wir von Best Practice und den Fortschritten, die mit dieser Methode gemacht wurden. Ähnlich dem Fracking wird das Uran mit hohem Wasserdruck und Säure aus dem Boden gespült. Keine Zerstörung der Oberfläche, keine Tailings. Wo vor Jahren noch 250 kg Säure für ein Kilogramm Uran nötig waren, seien es heute noch vier. In Situ Leaching findet in Tiefen von 20 – 200 Metern, und damit immer in Grundwasserführenden Schichten statt. Ein Ring von Bohrlöchern um das Fördergebiet zur Beobachtung des Grundwassers soll sicherstellen, dass dieses nicht gefährdet wird. Der Zeitrahmen der Beobachtung nach Schließung der Mine kann nicht benannt werden. – Ewigkeitskosten? Natürlich kann ein Konzern wie AREVA mit Uranbergbau Geld verdienen, wenn er nach der Ausbeutung der Gebiete einfach das Land verlässt, und entgegen der Best Practice vor dem Anlegen der Mine keine Gelder zur Renaturierung bereitstellt. Das übernimmt nach wie vor der Steuerzahler – mit Ewigkeitssteuern.

P1070752Ein weiteres wichtiges Thema, dem sich einige Präsentationen widmen, ist Phosphatdünger für die Landwirtschaft und deren Urangehalt. Deutschland erhält den benötigten Dünger im Wesentlichen aus Marokko. Bis zu 100mg U/kg kann dieser enthalten und wird zum Teil in der Erdkruste absorbiert oder gelangt ins Grundwasser. Mandy Hoyer von der Universität Freiberg beschreibt in ihrer Präsentation die Abhängigkeit der Bodenbeschaffung und dessen Bearbeitung für die Durchlässigkeit zum Grundwasser. Bei zu hohem und langfristigem Eintrag wird sich der Urangehalt im deutschen Trinkwasser zwangsläufig erhöhen. 10 Mikrogramm U/l sind nach deutschem Gesetz erlaubt. „If fertzilisation practices are not changed, this limit will be exceeded in many agriculturally used areas in Germany within the following decades and expensive water treatment will be needed.“ Da ist sie wieder – die Ewigkeit.

Günter Hermeyer, BI Lüchow-Dannenberg

– Bericht NEA No. 7062 Managing Environmental and Health Impacts of Uranium Mining – www.oecd-nea.org
– Proceedings oft he 7th international Conference on Uranium Mining and Hydrogeology – ISBN 978-3-319-11058-5
– Umweltbericht 2013 www.wismut.de