Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Ruhrbeben

Im Rahmen der Buchvorstellung „RUHRBEBEN“ von Ursula Sternberg in der Lüchower Jeetzel-Buchhandlung fand vorher am Nachmittag eine Exkursion in das altmärkische Erdgasfördergebiet statt.

Seit 1968 wird Erdgas in der Altmark gefördert. Das altmärkische Erdgas hat nur einen geringen Brennwert, der Methan-Gehalt der ehemals über 400 Erdgasförderbohrungen schwankt je nach Bohrung und Lagerstätte zwischen 5 % und 40 %. Nur wenige Menschen wissen, dass mit dem Erdgas salziges Lagerstättenwasser sowie giftige Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Cadmium usw.), Kohlenwasserstoffe (Benzol) und radioaktive Stoffe aus der Tiefe nach oben gefördert werden. Durch die Entnahme des Erdgases hat sich der Boden gesenkt, Erdbeben wurden ausgelöst, was beides zu Gebäudeschäden geführt hat. Es gibt heute noch diverse Erdgas-Altlastenstandorte in der Region, ca. dreihundert an der Zahl. Dieses sind alte Bohrschlammgruben, welche zu DDR-Zeiten einfach über geschoben wurden, Reinigungsplätze, wo kontaminierte Anlagenteile unsachgemäß gereinigt wurden, Reinigungsstationen mit Ausbläsern, aus welchen ungereinigtes Erdgas Luft und Boden verschmutzten.

Aber auch heute noch werden giftiges Quecksilber und radioaktive Stoffe z. B. bei der Rohrreinigungsanlage Steinitz oder der undichten Grube zur Lagerung der giftigen Erdgas-Produktionsschlämme bei Brüchau freigesetzt. Im Grundwasser wurde u. a. der radioaktive Alpha-Strahler Radium 226 in erhöhter Konzentration gemessen, in den Ortschaften Kakerbeck und Brüchau gibt es erhöhte Krebsraten. Ursache kann diese Giftschlammgrube sein.

Exkursionsziel war die Erdgasfördersonde Peckensen 175, ca. 200 m südlich der Ortschaft Tylsen (6 km südwestlich von Salzwedel) gelegen. Betreiber ist der französische Energie-Multi ENGIE, welcher 1994 die Erdgasförderung übernommen hat. Aktuell werden dort die alten Förderrohre wegen zu erwartender Korrosion aus der Produktionsbohrung gezogen, insgesamt ca. 3.500 m. Diese alten Förderrohre haben innen Krusten, welche stark mit radioaktiven Stoffen (z. B. Radium 226 und 228 sowie Blei 210) und giftigen Schwermetallen (Quecksilber, Cadmium, Blei usw.) belastet sein können. Die belasteten Rohre werden zum ENGIE-Standort nach Steinitz bei Salzwedel transportiert. Mit 2.000 bar Wasserdruck wird versucht, die giftigen Stoffe aus den Rohren zu spülen. Dabei wurden wiederholt giftige Stoffe frei gesetzt, welche über die Umzäunung gelangten. So wurden erhöhte Quecksilberwerte im Boden und in Pilzen festgestellt.

Ein Ende der altmärkischen Erdgasförderung ist nicht absehbar. Noch immer werden aus 130 Sonden Erdgas und die giftigen Begleitstoffe gefördert. Eher zäh ist die Sanierung der Altlastenstandorte, an welchen immer noch Boden, Grundwasser und Luft verschmutzt werden. ENGIE und die Landesregierung Sachsen-Anhalt stehen in der Verantwortung.

Bernd Ebeling

 

 

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