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21. Oktober 2025
Liebe Freundinnen und Freunde,
die ersten Veranstaltungen und Aktionen des Herbstes liegen hinter uns. Es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen und zur Einordnung der Ergebnisse, bevor dann im November weitere Termine folgen.
Die Veranstaltungen zur „Öffentlichkeitsbeteiligung“ seitens der zuständigen staatlichen Stellen haben in der Menge deutlich zugenommen, doch von Beteiligung mag bei uns schon lange keiner mehr reden. Unsere Kritik daran, die wir schon vor einer Dekade formuliert haben, hat nie Einzug finden können.
So stellen wir der Informationskaskade staatlicher Stellen unsere Erwartungen gegenüber und stellen leider fest, dass unsere Sicherheitsbedenken und Forderungen nicht ernst genommen werden. Im Gegenteil drängt sich uns eher der Eindruck auf, dass wir zu unfreiwilligen Zuschauern eines Beteiligungstheaters degradiert werden.
Das ist zunächst wenig überraschend, aber dennoch enttäuschend und vor allem sehr arbeitsintensiv. Den drei personell und finanziell gut ausgestatteten Akteuren, BASE, BGE und BGZ, können wir zwar nach wie vor eine Menge Erfahrung und gut herausgearbeitete Forderungen entgegenstellen, doch die Tiefe der Themen und die aufzubringende Zeit bringen die ehrenamtlich tätigen Mitglieder unserer Bürgerinitiative an ihre Belastungsgrenze.
Wir sind aber der Meinung, dass eine starke Stimme der Zivilgesellschaft unerlässlich ist, um einen kritischen Blick auf die Verfahren zu behalten und mit gezielten Forderungen die parteipolitischen Entscheidungstragenden zu konfrontieren.
Unsere treuen Mitglieder und Spendenden geben uns den nötigen Rückhalt und die Motivation unsere Arbeit fortzusetzen. Dafür bedanken wir uns herzlich und möchten weiteren Menschen einladen dabei zu sein, denn für eine Mitgliedschaft (schon ab 15€ im Jahr) oder eine Spende ist es nie zu spät.
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Wir hoffen, der Umfang des aktuellen Newsletter erschreckt euch nicht zu sehr. Der Scoping-Termin zur verlängerten Zwischenlagerung am 7.10. in Salzgitter mit Vor- und Nachbereitung war dieses Jahr unser zentraler inhaltlicher Meilenstein. Um so wichtiger ist es uns, euch auf die Reise mitzunehmen und am Gelernten teilhaben zu lassen. Nur kurz: Wir bleiben dran, es gibt viel zu tun und wir brauchen weiter eure Unterstützung!
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9.9. | Starke Stimmen aus dem Wendland – Impulse für echte Beteiligung bei der Endlagersuche
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Am 9.9. gastierte das Nationale Begleitforum (NGB) im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Der Einladung ins Gildehaus Lüchow zur öffentlichen Abendveranstaltung „NBG vor Ort: Mit Gorleben für die Regionalkonferenzen lernen?“, folgten beachtliche einhundert Menschen, allerdings kamen viele aus Behörden und Ministerien, weil das NBG diese Veranstaltung nicht in der örtlichen Presse angekündigt hatte.
Zentrale Aufgabe des Nationalen Begleitgremiums ist die vermittelnde und unabhängige Begleitung des Standortauswahlverfahrens. Das Gremium soll insbesondere die Öffentlichkeitsbeteiligung im Auge behalten. Das Ziel: Vertrauen in das Verfahren ermöglichen.
Der Landrätin Dagmar Schulz, dem Probst Stephan Wichert-von Holten, dem BI Vorsitzenden Martin Donat und der Leiterin des Gorleben Archivs Anna Gäde, wurde gebührend Zeit gegeben, um im Rahmen der Podiumsdiskussion die titel gebende Fragestellung der Veranstaltung zu beantworten.
Für das Publikum waren in diesem Rahmen keine Beiträge vorgesehen, dafür aber in der anschließenden Fishbowl-Diskussion, zu der die Teilnehmenden zugelost wurden. Die sich daraus ergebenden Gespräche waren inhaltlich sehr spannend, doch leider viel zu kurz. Leider war das Thema auch ein wenig verfehlt. Das NBG kann sich, wie die „Partizipationsbehörde“ BASE offensichtlich Beteiligung nur als im Rahmen des Gesetzes und der dortigen Formate wie die kommenden Regionalkonferenzen vorstellen. Wolfgang Ehmke wies darauf hin, dass auch Protest und Widerstand – und das wird es in den Regionen, die ab 2027 weiter im Rennen sind, unweigerlich geben, Beteiligungsformate sind. Er sagte: „Es gibt formelle und informelle Beteiligung, und gerade unsere Proteste, Infoveranstaltungen und Beiträge haben mit dazu beigetragen, dass der Salzstock Gorleben bei der Endlagersuche am Ende wissenschaftsbasiert rausflog.“
Es ist allerdings ein positives Signal, dass das Nationale Begleitgremium den Weg in die Regionen sucht, um sich mit den Menschen vor Ort auseinanderzusetzen. Mögen sich auch Menschen mehr von der Veranstaltung versprochen haben, war das Vorgehen sowohl bedacht, als auch durchdacht. Das Interesse war ebenso wenig vorgetäuscht, wie die Wertschätzung, die entgegengebracht wurde.
Vergegenwärtigen wir uns aber kurz, dass der Landkreis mit drei Tongebieten immer noch im Pool der möglichen Standorte ist, muss bilanziert werden, dass sich die Veranstaltung im Wesentlichen der Vergangenheit gewidmet hat. Mag der zeitliche Rahmen der Veranstaltung dies nicht hergegeben haben, sollte daraus nicht abgeleitet werden, dass die Auseinandersetzung vor Ort der Rückschau des Erlittenen gewichen ist.
In der Pressemitteilung zur Veranstaltung sagt die Ko-Vorsitzende des NBG, Miranda Schreurs:
„Wir sind überwältigt von der lebendigen Teilnahme und dem konstruktiven Austausch in Lüchow – hier trifft gelebte Teilhabe auf visionäres Demokratiedenken. Dieses Engagement zeigt: Wenn Menschen spürbar gehört werden, entstehen neue Formen der Zusammenarbeit und konkrete Empfehlungen für die Zukunft. Nur so kann Vertrauen in das Verfahren gefestigt werden.“
Mit Spannung darf erwartet werden, was passiert, wenn visionäres Demokratiedenken auf gegenwärtige Verfahren trifft? |
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Die BI Lüchow-Dannenberg und die BI Ahaus verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Wir haben die baugleichen Hallen mit hochradioaktivem Müll, wir sind beides keine AKW Standorte. Die Genehmigungen für die Aufbewahrung laufen 2034 in Gorleben und 2036 in Ahaus aus. Gemeinsam heißt es daher für beide Standorte: Nichts rein – nichts raus. Das heißt, es soll kein Atommüll mehr hinzukommen und auch kein Atommüll bis zur Eröffnung eines Endlagers herausgenommen werden. Damit stellen wir uns gegen jeden Atommülltourismus in diesem Land. Die Stadt Ahaus wird nun noch sehr viel länger mit dem Atommüll leben als bis 2036, das ist allen klar. Das politische Versprechen „Der Müll bleibt nur bis 2036“ wird gebrochen. Das ist unerträglich, denn damit werden der Stadt Ahaus noch 152 weitere, zusätzliche Castortransporte zugemutet. Das ist ein Vorgehen, der jedes Vertrauen in eine geordnete Endlagersuche völlig unnötig untergräbt. Jede neue Region, die für ein Endlager in Frage kommt, wird sich sofort daran erinnern, wie schnell politische Versprechen in diesem Zusammenhang gebrochen worden sind. Als Vertreterin der BI Lüchow-Dannenberg hat Elisabeth Hafner-Reckers in ihrem Grußwort darauf den Schwerpunkt gelegt: Der Vertrauensbruch, der begangen wird.
Die Demo in Ahaus war wichtig, um noch einmal zu zeigen: so lassen wir nicht mit uns umgehen. Die Reden warnten eindringlich vor den vielen Gefahren zahlreicher Transporte mit hochradioaktiver Last über die maroden Straßen Nordrheinwestphalens. Einmütig mit der Gewerkschaft der Polizei. Der BUND Nordrheinwestphalen klagt, über 40 Organisationen haben diese Demo unterstützt.
Interessant ist die Kostenbetrachtung, auch sie spricht für einen Neubau in Jülich. Jetzt sollen die Castoren verlagert und in eine mit Gorleben baugleiche Halle in Ahaus eingelagert werden. Die Baupläne dafür sind seit Anfang der 90iger Jahre vorhanden und genehmigt … wer will denn bitte glauben, dass der Bau einer neuen Halle teurer wäre als die Polizeieinsätze für 152 Castortransporte? |
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5.10. | Protest vorm Zwischenlager Gorleben
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„So geht es nicht! Was aus Gorleben wird, geht uns alle an.“, war die zentrale Botschaft der jüngsten Versammlung vor dem Zwischenlager in Gorleben.
Zusammen mit der Bäuerlichen Notgemeinschaft hatten wir anlässlich des anstehenden Scoping-Termins in Salzgitter zu einer Protestaktion aufgerufen. Achtzig Menschen folgten dem Aufruf und machten in Form von Redebeiträgen, Transparenten und Schildern ihrem Ärger Luft.
Die Verlegung des Termins nach Salzgitter machte es für viele Interessierte unmöglich, ihren Forderungen dort Nachdruck zu verleihen. Folglich versammelten sich die Menschen vorm Zwischenlager, in der Erwartung die drängenden Fragen auch vor Ort zu klären.
Das Gefühl, dass es bei der erforderlichen, verlängerten Zwischenlagerung ein „einfach so weiter, wie bisher“ geben könne, beunruhigt die Menschen.
Folglich forderten die Protestierenden mehr Sicherheit für das Zwischenlager und mahnten ein fehlendes Überflugverbot, die aus ihrer Sicht unzureichende permanente Überwachung der Behälter und die Leichtbauweise der Gebäude an.
Im Anschluss an die Redebeiträge machten sich die Teilnehmenden zu einem Spaziergang ums Zwischenlager auf. Mit dem neuen Rundgang beschritten viele Menschen neue Wege, wurde doch bisher traditionell das Bergwerk bei den sonntäglichen Spaziergängen umrundet. |
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7.10. | BASE diskutiert Untersuchungsrahmen zur Umweltverträglichkeit der verlängerten Zwischenlagerung in Gorleben
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Der überfällige Scoping-Termin zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) fand am 7.10.2025 statt. In Salzgitter, nicht im Wendland, entgegen der gemeinsamen Forderungen der BI und des Kreisausschusses Atomanlagen vom Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ziel des Scoping-Termins ist das Festlegen von Umfang und Inhalt der nachfolgenden UVP und damit des Umweltberichts, der von der BGZ für die anstehende Beantragung der Verlängerung nach Atomrecht gefordert wird. Basis der Diskussion war der Vorschlag der BGZ und die als Reaktion auf diesen vorab eingereichten Hinweise und Stellungnahmen von Fachbehörden und Umweltvereinigungen. Darunter die von weiteren Eingebern an das BASE bereits breit unterstützte Fachstellungnahme der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die mit einem interdisziplinären Team aus Beteiligten vor Ort, Lokalpolitik, Umweltverbänden und Wissenschaft erarbeitet wurde. |
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Wichtig zu wissen: Warum haben wir uns wegen der Umweltverträglichkeitsprüfung so viel Arbeit gemacht?
Die UVP ist der erste Schritt der Öffentlichkeitsbeteiligung, in dem der Betreiber sein Vorhaben beschreiben und alle tatsächlichen und möglichen Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Tier darlegen muss. Der Umfang ist im Gesetz zur UVP (UVPG) eindeutig geregelt und umfasst alle Auswirkungen der Errichtung und des Regelbetriebs, aber auch Auswirkungen und zur Beherrschung erforderliche Maßnahmen bei Unfällen, Störfällen und Katastrophen, die als Folge von Alterung und beispielsweise terroristischen Angriffen zu berücksichtigen sind.
In Anbetracht der Tatsache, dass ein Endlager für die Bundesrepublik erst gegen Ende des Jahrhunderts bereit stehen wird, werden hier die Weichen für die nächsten 100 Jahre Zwischenlagerung für Gorleben sowie alle deutschen Zwischenlager gestellt! |
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Der Termin selbst wurde nach Zahl der Teilnehmer dominiert von Vertretern der Regulierungsbehörde BASE, der Betreiberin BGZ bzw. ihrem Dienstleister SWECO, sowie dem Land Niedersachsen als Aufsichtsbehörde. Von den 11 anwesenden Einwendenden trugen insbesondere der Landkreis Lüchow-Dannenberg, die Gemeinde Gartow, das Biosphärenreservat Elbtalaue, der BUND, sowie die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg aktiv zur Diskussion bei.
Die geplante Verlängerung der Zwischenlagerung um „mehr als 10 Jahre“ fasst die BGZ bereits im allerersten Satz zusammen. “Am Ende geht es weiter wie bisher“. Unter „Beschränkung auf Inspektion, Wartung, und Reparaturen von Behältern und Gebäudestrukturen“ ist „keinerlei Änderungen des Betriebsgeländes“ geplant. Betont wird die freiwillige Begrenzung auf 113 statt 420 möglicher Castoren, die sich im Bau befindende Schutzwand gegen Flugzeugabsturz sowie das geplante Logistikzentrum, welches (unabhängig von den Castoren mit hochradioaktivem Abfall) für die mittel- und schwachradioaktive Abfälle benötigt wird. Im Anschluss schildert SWECO kurz den allseits bekannten Vorschlag des Untersuchungsrahmens – dazu später mehr.
Nach einem kurzen Überblick über die Herkunft der zehn als relevant eingestuften Hinweise von Trägern Öffentlicher Belange, Fachbehörden und Umweltverbände sorgte das BASE für kaltes Erwachen. Die Behörde sei in eigener Analyse der Rechtslage zur Auffassung gelangt, dass der Löwenanteil der Einwendungen der Öffentlichkeit für die UVP irrelevant und damit für die heutige Diskussion nichtig seien. Damit wurden wichtige Fragen a priori aus dem Weg geräumt, die gemäß BASE irrelevant für die Diskussion seien, nämlich:
- Unklarer Antragscharakter: Wird von der BGZ ein Antrag auf Neugenehmigung erwartet oder ist eine reine Änderungsgenehmigung ausreichend?
- Fehlendes Regelwerk: Wie ist mit dem Umstand umzugehen, dass ein allgemeinverbindliches Regelwerk zur verlängerten Zwischenlagerung noch aussteht bzw. erst nach Abschluss der laufenden UVP vom Bundesministerium geliefert wird.
- Fehlende Alternativenprüfung: Wieso wird im Widerspruch zum UVPG auf die Prüfung jeglicher, auch baulich-operativer Alternativen verzichtet? Zitat: „Es handelt sich um eine Projekt-UVP, keine Strategische UVP, daher ist keine Alternativenprüfung erforderlich“.
- Fehlende Betrachtung von SEWD: Wieso werden im Widerspruch zum UVPG Störmaßnahmen oder sonst. Einwirkungen Dritter, wie z.B. terroristische Bedrohungen in keinster Weise betrachtet? Die Begründung fällt dürftig aus: Zitat: „Es handelt sich um die Auffassung der Rechtsauslegung des BASE mit Blick auf die EU UVP-Richtlinie sowie weitere Dokumente, die wir hier nicht durchgehen möchten.“
Damit waren Tonfall und Erwartungen unmissverständlich geklärt.
Es folgten inhaltliche Anmerkungen des BASE zur Scoping-Unterlage selbst. Dabei wurden, an BGZ/SWECO gerichtet, aus Sicht der Einwendenden keine substanziellen Themen diskutiert. Die Diskussion der schweren Unfälle und Katastrophen in der UVP beispielsweise reduziert sich auf Fehler in der Klimatisierung der Gebäude und der Heizung, sowie die Auswirkung der Castor-Abwärme und des Betriebslärms auf auf Vögel auf Vögel in 300 m Umkreis.
Inhaltlich interessant wurde es, sobald das BASE die Diskussion der eingereichten Hinweise eröffnete und den anwesenden Vertretern derselben die Möglichkeit zugestand, aus ihrer Sicht wichtige Themen zu kommentieren.
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg wies darauf hin, dass die Daten der Schutzgebiete veraltet und unvollständig sind. So stammen die verwendeten Biotopkartierungen aus den Jahren 1984-2004, sind damit >20 Jahre alt und, wie beim Landkreis zu erfragen, auch bzgl. des 1 km Regelwirkraums unvollständig. Auch wurde bei der Betrachtung der Schutzgebiete übersehen, dass der Schutzstatus des Biosphärenreservats Elbtalaue gleichrangig mit den Natura 2000 Schutzgebieten, und damit mit zu betrachten ist. Diese Punkte wurden aufgenommen und die BGZ beauftragt, die fehlenden Daten einzubringen.
Ein Hinweis des BUND ergab, dass bei den vorgenommenen faunistischen Kartierungen Wander- und Rastvögel nicht betrachtet werden – ein Unterstreichen der Wichtigkeit der Betrachtung von Störfällen und Katastrophen endete absehbar mit der Aussage des BASE, dass diese über Brandereignisse hinaus für die UVP nicht relevant seien, nur für den Sicherheitsbericht.
Gestützt auf die Fachstellungnahme der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg machten Martin Donat und Peter Widmayer den deutlichen Dissens in der Rechtsauffassung klar, der zwischen BASE und der vorherrschenden Meinung von Forschung und Lehre existiert. Durch das Versäumnis, die frühe Beteiligung im UVP-Verfahren zu nutzen, werde die Chance auf Vertrauen der Öffentlichkeit vertan – Vertrauen in die Sicherheit der auf voraussichtlich um >100 Jahre verlängerten Zwischenlagerung. Dabei unterstreiche das UVPG den berechtigten Anspruch der Bevölkerung darauf, sicher sein zu können, dass die Zwischenlager sowohl den wachsenden Bedrohungen durch Terrorismus und militärische Risiken standhalten als auch die technischen Alterungsprozesse von Gebäuden und Behältern umfassend berücksichtigt werden.
Positiv bleibt festzuhalten, dass gemäß BASE alle genannten Sicherheitsthemen im nachfolgenden Sicherheitsbericht zu berücksichtigen sind. Damit bleibt die Hoffnung, dass alle für die UVP als nichtig betrachteten Hinweise und Stellungnahmen zur Sicherheit der verlängerten Zwischenlager beitragen werden. Eine explizite Nachfrage der BI, ob eine Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Erarbeitung des Sicherheitsberichts unter Wahrung der Geheimhaltungpflichten denkbar wäre, wurde vom BASE abschlägig beschieden.
Auch die Forderung von BI, BUND und Landkreis nach Neugenehmigung anstelle reiner Verlängerung (= Änderungsgenehmigung) stützte das BASE nicht, entgegen gerichtlich bestätigter Zusicherung der Hausleitung im Jahr 2018. Zwar wiederholten sowohl BASE als auch BGZ wiederholt, dass die inhaltlichen Sicherheitsprüfungen bei Neu- und Änderungsgenehmigungen sich in nichts unterscheiden. Der eigentliche Haken liegt an anderer Stelle, denn, wie von dem BASE formuliert: „Reine Betriebsverlängerung UVP-pflichtig zu sehen, ist schwierig“. Es droht, dass die Regulierungsbehörde bei den folgenden Zwischenlagern auf die UVP und die damit verbundene Öffentlichkeitsbeteiligung vollständig verzichten wird.
Zusammenfassend war der Termin ernüchternd. Im Ausblick und weiteren Vorgehen kündigt das BASE an, dass Umwelt- und Sicherheitsbericht mit Vorlauf von mindestens 2 Monaten vor dem Erörterungstermin zum Genehmigungsantrag nach AtG bereit stehen werden.
Wir bleiben dran – und zählen auf eure Unterstützung. |
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9.10. | BASE stellt Dialogkonzept vor
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Wir hatten uns von diesem Konzept eine Beteiligung der Standortgemeinden und –initiativen erhofft, darauf drängen wir seit geraumer Zeit. Das ist aber nicht im Interesse des BASE. Das Bundesamt möchte lediglich erklären, wie die staatlichen Stellen zusammenarbeiten und welche Rollen sie einnehmen.
Im Text heißt es, das „BASE pflegt mit den anderen Akteuren der Zwischenlagerung (BMUKN, Zwischenlagerbetreiber, Aufsichten) einen guten Austausch und macht das in der Öffentlichkeit aktiv transparent. Dadurch wird sichtbar, dass der Staat und seine Institutionen „Hand in Hand am übergeordneten Ziel sichere Zwischenlagerung arbeiten“.
Von Beteiligung ist in dem Konzeptpapier nicht die Rede, es geht allein um ein Top-down – uns soll erklärt werden, was die staatlichen Institutionen angesichts aktueller und großer Herausforderungen machen. Im Dialogpapier wird das Ziel auch klar benannt, es soll Vertrauen aufgebaut werden und die „Akzeptanz in staatliches Handeln“ solle gestärkt werden.
Aus der langen Geschichte des Atommüllkonflikts wird bei der verlängerten Zwischenlagerung nichts gelernt und deshalb nahmen wir an dem Dialog, der in Wirklichkeit ein Monolog ist, nicht teil. Ohne Beteiligung kann kein Vertrauen aufgebaut werden. Interessant ist aus unserer Sicht allein die Ankündigung einer jährlichen Statuskonferenz Zwischenlagerung unter der Fragestellung „Was passiert mit den hochradioaktiven Abfällen in den nächsten 100 Jahren?“ Die eintägige Konferenz solle einen Ort des Dialogs auf Augenhöhe sein – mit diesem Wortgeklingel werde erneut Beteiligung suggeriert. Immerhin wird erstmalig eingeräumt, dass unsere Darstellung, dass hoch radioaktive Abfälle für 100 Jahre plus X oberirdisch gelagert werden müssen, bestätigt. |
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Kommentar | Informationskaskade staatlicher Stellen – „Beteiligung“ nur als Theater?
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Eine Informationskaskade staatlicher Stellen zur Zwischen- und Endlagerung startete am 7.10. mit der Diskussion des vorgeschlagenen Untersuchungsrahmens für die Umweltverträglichkeitsprüfung der verlängerten Zwischenlagerung des Brennelemente-Zwischenlager in Gorleben (BZG).
Dieser erste Schritt der Öffentlichkeitsbeteiligung fand, trotz der Proteste aus dem Wendland, fernab in Salzgitter in den Räumen des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) statt, und steckt den Rahmen für das in 2026 startende atomrechtliche Genehmigungsverfahren ab. Denn 2034 läuft für die Castorhalle in Gorleben die Genehmigung aus. Ahaus folgt 2036, die Genehmigungen aller restlichen Brennelemente-Zwischenlager, die sich an den Standorten der Atomkraftwerke befinden, werden in den 2040er Jahren enden. Wichtig hier: nach Aussage des BASE soll die Vorgehensweise in Gorleben als „Verwaltungspraxis“ für alle 16 Zwischenlager in Deutschland fungieren.
Am Tag darauf debattierte das Bundesumweltministerium (BMUKN) mit den Einwendenden, zu denen auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) zählt, das Nationale Entsorgungsprogramm (NaPro). EU-Vorgaben verlangten nach 10 Jahren eine Aktualisierung des NaPro, welches für Deutschland die Strategie für eine verantwortungsvolle und sichere Entsorgung bestrahlter Brennelemente und radioaktiver Abfälle beschreibt. Beim Termin am 8.10. handelte es sich um die Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeitbeteiligung zur Strategischen Umweltprüfung des NaPro. Als Abschlussveranstaltung eignete sich der NaPro-Termin perfekt, um anhand des präsentierten Ergebnisses einen Eindruck zu gewinnen, welchen geringen Einfluss die staatlichen Akteure der öffentlichen Beteiligung einzuräumen gewillt sind.
Uns bleibt der „Vogel Strauß“ als Sinnbild für die Vorgehensweise: Augen zu, Kopf in den Sand. Beispiel: Wenn beim Castor das Versagen der Deckeldichtung als einzig mögliche Störquelle betrachtet wird, genügt das Aufschweißen eines Fügedeckels als Lösung für alle Probleme. Nur was passiert, wenn der Inhalt doch instabil wird, eine Öffnung und damit Notfallreparatur notwendig? Vielleicht doch eine „Heiße Zelle“ erforderlich? Nein, darüber wird nicht nachgedacht, obwohl ein übergreifendes Reparatur- und Notfallkonzept als Antwort für alle Zwischenlager relevant und damit exakt ins NaPro-Schema passend wäre.
Zu guter Letzt und perfekt in die Reihe passend stellte das BASE am 9.10. ihr „Konzept für Information und Dialog“ für die „längere Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle“ vor. Der Begriff „Beteiligung“ wird bereits im Titel vermieden, und die Ergebnisse der laufenden Beteiligungen zeigen deutlich, dass selbst ein ernsthafter Dialog nicht gewünscht ist, der mehr wäre als monologisierende Wiederholung der eigenen Standpunkte. |
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Termine | Herausforderndes Herbstprogramm
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Mit der Transport- und Lagergenehmigung für Castor Transporte aus Jülich und Garching nach Ahaus wächst der Druck auf die Engagierten vor Ort. Nach unserem Kenntnisstand darf hier durchaus von einer Transportkaskade gesprochen werden, denn es droht der Transport von 152 Castor Behältern alleine aus Jülich. Aus Garching kämen noch einmal zehn Behälter hinzu. Das ist eine bisher beispiellose Menge an Transporten, die im Zeitraum X durch stark besiedeltes Gebiet transportiert werden. Die ersten Transporte könnten zeitnah durchgeführt werden.
Vor diesem Hintergrund sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass für 2026 auch ein Castor Transport aus dem britischen Sellafield ins Zwischenlager des AKW Brokdorf geplant ist.
Akut bedroht von der Räumung ist der ehemalige Bahnhof von Luméville in der Nähe von Bure (Frankreich). Dieser wurde 2007 gekauft, um sich dem von der ANDRA auferlegten Atommüllentsorgungsprojekt Cigéo zu widersetzen. La Gare befindet sich auf der Strecke der Eisenbahn, die zunächst das für das Projekt notwendige Baumaterial und dann den Abfall selbst transportieren soll. Im Jahr 2024 wurde ein Enteignungsverfahren gegen ihn eingeleitet, das ANDRA ab dem 11. Oktober 2025 legal in Besitz nehmen kann. |
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Am 03.11.25 veröffentlicht die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ihren aktuellen Arbeitsstand zum Standortauswahlverfahren. Mit Spannung wird erwartet welche Schritte unternommen wurden, um eine weitere Eingrenzung der Gebiete für das zukünftige Endlager für hochradioaktive Abfälle zu gewährleisten.
Am 04.11.25 lädt die Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) zu einer Veranstaltung ins Verdo-Hitzacker (LK Lüchow-Dannenberg) ein. „Zuhören, fragen, mitreden - Start der Bürgerbeteiligung zur verlängerten Zwischenlagerung“ heißt das Format, dass die BGZ nun ihrerseits auf den Weg gebracht hat. Neben Informationen zum Genehmigungsprozess und dem Beteiligungsverfahren wird es viel Raum für den Austausch untereinander sowie für Ihre Fragen und Anregungen geben. Da dürfen wir doch gespannt sein….
Am 06.11.25 bietet dann das Begleitforum des Landes Niedersachsen eine Veranstaltung an. In Hannover soll dann ein Blick „Auf den Weg zu den Standortregionen“ geworfen werden.
Vom 10.-14.11.25 finden die Forumstage 2025 statt, bei denen mit digitalen Veranstaltungen auf das nahende Forum Endlagersuche hingearbeitet wird.
Von 21.-22.11.25 findet dann die Großveranstaltung Forum Endlagersuche im Kongresszentrum Hannover statt.
Wer am 25.-26.11.25 noch sitzen kann, nimmt als „Absacker“ am Fachworkshop der BGZ in Berlin teil. Dort wird intensiv, international und wissenschaftsorientiert über den Forschungsstand zur Zwischenlagerung diskutiert.
Wer hier in die Verlegenheit käme den einen oder anderen Termin zu verpassen, dem sei versichert, dass wir natürlich unsere Ohren und Augen auf diese Veranstaltungen richten werden. Wir bleiben dran und berichten aus erster Hand.
Für alle, die es nicht auf den Stühlen hält, empfiehlt sich eine herbstliche Reise ins westliche Münsterland mit der schönen Stadt Ahaus oder das französische Département Meuse in die beschauliche Gemeinde Bure. Dort findet sich bestimmt eine Vielzahl von Mitmachangeboten an der frischen Luft. |
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Traurig nehmen wir Abschied von Lucia Wente
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Lucia – eine Institution – manche möchten nicht so genannt werden. Lucia aber war es für viele Jahrzehnte in unserem Widerstand gegen die Gorlebener Atomanlagen.
Unter Traurig nehmen wir Abschied von Lucia findet ihr den Nachruf.
Wir möchten mit euch im Rahmen eines Trauercafés Abschied von Lucia nehmen und laden euch herzlich ins Gasthaus Wiese nach Gedelitz ein.
Es würde uns sehr helfen, wenn ihr uns per Mail vorab über eure Teilnahme in Kenntnis setzt. Vielen Dank.
So. 09.11.2025 - 15.00h, Gasthaus Wiese in Gedelitz |
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In der Woche vom 20.10.25-24.10.25 ist unser Büro urlaubsbedingt geschlossen. Dadurch verzögert sich auch der Versand von Bestellungen.
Ab Montag, den 27.10.25 sind wir wieder für euch da.
In dringenden Fällen erreicht ihr uns per Mail unter: buero@bi-luechow-dannenberg.de |
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