Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Die merkwürdigen „Traditionslinien“ der BGR

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist einer der wichtigsten Beratungs- und Forschungsdienste der Bundesregierung, sie untersteht dem Wirtschaftsministerium. Sie steht für Unabhängigkeit und genießt ein hohes Ansehen. Doch das ist inzwischen schwer geschädigt.

Recherchen u.a. der ARD und des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel (Linke) belegen, dass die Präsidenten der BGR Alfred Bentz, Hans-Joachim Martini und Gerhard Richter-Bernburg Bentz in der Nazi-Zeit bei der Ausbeutung von Rohstoffen besetzer Gebiete eine gewichtige Rolle gespielt haben.

Martini (NSDAP-Mitgliedsnummer 4669292)  sowie Richter-Bernburg (NSDAP -Mitgliedsnummer: 5386548) waren also „Parteigenossen“, Martini gehörte auch zur Waffen-SS.  Und der ehemalige Leiter der Auslandsabteilung der BGR, der Lagerstättenkundler Alfred Cissarz (NSDAP-Mitgliedsnummer: 5057224) war ebenfalls  in die Aktivitäten des Reichsamtes für Bodenforschung während des Dritten Reichs verstrickt. Auf Anfrage der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) zu dieser Traditionslinie blieb der BGR- Sprecher Andreas Beuge vor wenigen Wochen noch eine Antwort schuldig.

Inzwischen ist der öffentliche Druck so groß, dass die BGR die Hinweise auf ihrer Homepage zu ihren braunen Ex-Präsidenten gelöscht hat und stattdessen schreibt: „Die systematische geschichtliche Untersuchung und wissenschaftliche Aufarbeitung der BGR und ihrer Vorläufereinrichtungen steht noch aus. Der Untersuchung kommt aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie der BGR eine große Bedeutung zu.“

Die BI hingegen fordert: „Das kann es nicht gewesen sein!“ Es müsse, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, darüberhinaus geklärt werden, welche Rolle die Genannten bei der sogenannten „Salzlinie“ gehabt haben, wie die BGR-Position spöttisch genannt wird, wenn es um das Wirtsgestein bei der Atommüllendlagerung geht.

Martini und Richter-Bernburg hatten die Atommülllagerung in dem ehemaligen Salzbergwerk Asse II befürwortet, das bekanntlich havariert ist – das geht aus dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Asse-Dilemma hervor und wird auch von Beuge nicht bestritten. Jahrelang hat die BGR – oft im Verbund mit der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) – auch an geologischen Expertisen gearbeitet, die die Eignungshöffigkeit des Salzstocks Gorleben-Rambow als nukleares Endlager belegen sollen. Diese Arbeit gipfelte in einer Eignungsaussage. Die fragliche Studie wurde im Geologischen Jahrbuch 2008 veröffentlicht.

Dort heißt es: „Trotz der noch nicht abgeschlossenen Erkundung des Erkundungsbereiches 1 (EB 1) kann nach den bisherigen Untersuchungen festgestellt werden, dass aus geowissenschaftlicher Sicht keine Erkenntnisse aus dem Salinar gegen die langzeitsicherheitliche Eignung des Salzstocks Gorleben für die Endlagerung radioaktiver Abfälle vorliegen.“

Ehmke: „Wir fordern nicht nur die Aufarbeitung der BGR-Geschichte, sondern auch die gebotene kritische Distanz zur „Salzlinie“ und den Widerruf derartiger Aussagen“.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06

KONTAKT

Pressesprecher
Wolfgang Ehmke
Tel. 0170 510 56 06

Presse