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Von Florival fr - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Fessenheim ist nur der Anfang!

Am 22.2.2020 wurde der marode Reaktor I von Fessenheim abgeschaltet und die Stilllegung von Reaktor II erfolgte zum 30.6.2020. 5 Jahrzehnte dauerte die zähe und länderübergreifende, trinationale-proeuropäische Zusammenarbeit, ein Protest voller Kreativität und konstruktiver Argumentation. Immer wieder wurde die Abschaltung verzögert, die Liste der Pannen ist lang. Da ist der zentrale Anteil der französischen Umweltbewegung an der Abschaltung des maroden AKW.

Ohne die frühe, erfolgreiche Bauplatzbesetzung 1977 gegen einen AKW-Neubau in Gerstheim, ohne heutige, AKW-kritische elsässische Abgeordnete, ohne die aktive Rolle von CSFR (Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim), Stop Fessenheim, Alsace Nature und ohne Sortir du nucléaire wäre die Abschaltung nicht möglich gewesen. Auch trinationale Initiativen, insbesondere der TRAS (Trinationaler Atomschutzverband https://atomschutzverband.ch/) mit seinen Gutachten und Klagen hat eine wichtige Rolle gespielt.

Wegen der Corona-Pandemie konnte das geplante große TRAS-Fest nicht stattfinden und es wird stattdessen kleinere, dezentrale Veranstaltungen geben. Wir gratulieren!

Bei der geplanten, kleinen Kundgebung am 30.6 um 18 Uhr auf dem Freiburger Platz der alten Synagoge hat Axel Mayer eine Rede halten. Hier das Manuskript.

Endlich!
Endlich sind die beiden alten Kisten abgestellt

Endlich
entsteht in Fessenheim nicht mehr jährlich die Radioaktivität von 1800 Hiroshima-Bomben

Endlich
wird in Fessenheim kein Atommüll mehr produziert, der eine Million Jahre strahlt und 33.000 Generationen gefährdet

Endlich
ist ein Großteil der GAU-Gefahr beseitigt und wenn die Brennelementebecken entleert sind, ist auch die GAU-Gefahr fast gänzlich beendet

Endlich
ist Strom aus Wind und Sonne billiger als Atomstrom aus neuen AKW, die EDF ist fast bankrott und die EDF- Aktien sind im Keller

Endlich, endlich, endlich, viel zu spät
haben wir ein großes Teilziel erreicht

Wir haben Grund zu Erleichterung, Grund zu Freude, aber keinen Grund für Triumph

Unsere Erfolge:
Keine AKW in Wyhl, Kaiseraugst, Gerstheim und jetzt die Abschaltung in Fessenheim
waren und sind immer die kurze Rast im quellenkühlen Tal

Unsere (Neben-)Erfolge:

saubere Gewässer, Kläranlagen, Entstickungsanlagen, Katalysatoren, erfolgreiche frühe Kämpfe für Luftreinhaltung, kein Genmais in Buggingen und FCKW-Verbot waren und sind immer die kurze Rast im quellenkühlen Tal. Die kurze Rast im quellenkühlen Tal auf einem langen Weg, denn wir haben noch viel zu tun

Die kurze Rast auf einem langen Weg,
denn wir brauchen in Fessenheim einen guten Abriss und keinen Billigabriss

Die kurze Rast auf einem langen Weg,
denn wir müssen den Atomausstieg mit dem Kohleausstieg verbinden

Die kurze Rast,
denn am Hochrhein stehen in Beznau und Leibstadt gefährliche alte AKW

Die kurze Rast,
denn „verregnete, sonnenarme“ Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Türkei, Ägypten und Saudi Arabien wollen mit dem Neubau von AKW zu Atomwaffenstaaten werden, um einen nordkoreanischen Machtzuwachs zu erlangen

Die kurze Rast,
denn die Atom- und Kohlelobby arbeitet mit neuen perfiden Durchsetzungsstrategien, Internet-Trollen und industriegelenkten Schein-Bürgerinititiven wie Nuklearia und Ökooptimisten

Die kurze Rast im quellenkühlen Tal auf einem langen Weg,
denn wir müssen die Energiewende verteidigen
Wer morgen an der Gefahrzeitverlängerung von Kohle- und Atomkraftwerken verdienen will, der lässt heute die zukunftsfähigen Energien verhindern. Auch im Schwarzwald

Die kurze Rast auf einem langen Weg, denn wir sind dabei die Welt zu verlieren

  • Atommüllproduktion
  • wachsende soziale Ungleichheit
  • wachsende Konzernmacht & Demokratiegefährdung
  • neue Durchsetzungsstrategien und Greenwash
  • Klimawandel
  • Artenausrottung
  • Überkonsum und Hunger
  • neues Waldsterben
  • Antibiotikaresistenzen
  • Aufrüstung, Atomkraftwaffen, Kriegsgefahr

Die Büchse der Pandora ist weit geöffnet,
aber unten in der Büchse ist Hoffnung
Die Hoffnung solcher Tage

Im großen, globalen Krieg des Menschen gegen die Natur und damit gegen uns selber haben wir in Fessenheim Zerstörungsprozesse entschleunigt und einen kleinen, wichtigen, regionalen Teilerfolg erzielt.

Das ist viel und das ist viel zu wenig

Lasst uns Kraft schöpfen aus unseren Erfolgen

Es lohnt, sich zu engagieren.

Mein Dank geht an Euch
Mein Dank geht an die unzähligen badisch-elsässisch-schweizer Aktiven,

an Freundinnen und Freunde
Dankscheen
Amitié franco suisse allemande

Axel Mayer, Vizepräsident TRAS, Mitwelt Stiftung Oberrhein, Kreisrat,(Alt-)BUND-Geschäftsführer

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.