Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Überraschung im PUA Gorleben – BI Umweltschutz "Historische Wahrheit kommt ans Licht"
Es war, so kommentiert es die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) eine „Sternstunde“ des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses Gorleben, als sich gestern (Donnerstag) ein Zeuge der Regierungsmehrheit zu den Umständen äußerte, wie es 1976/77 zur Wahl Gorlebens als Endlagerstandort kam.
Es habe nie eine Standortuntersuchung gegeben, in der Gorleben vorgeschlagen worden sei, sagte Adalbert Schlitt. Er muss es wissen: Schlitt war im Jahr 1976, als die Entscheidung für Gorleben fiel, Geschäftsführer der Kernbrennstoff-Wiederaufbereitungs-Gesellschaft (KEWA), die im Auftrag des Bundes seit 1973 potenzielle Endlagerstandorte ausfindig machen sollte.
Gorleben gehörte nicht zu den drei zunächst von der KEWA ausgewählten niedersächsischen Standorten, ganz oben auf der Liste der Standorte, die die KEWA zur Erkundung vorschlug, rangierten Ahlden (Salzstock Lichtenhorst), Börger (Salzstock Wahn) und Fassberg (Salzstock Weesen-Lutterloh). CDU und FDP hatten aber stets erklärt, es habe eine Nachbewertung durch die KEWA gegeben, in der Gorleben am besten abgeschnitten habe. Auch das bestritt Schlitt explizit. „Das zentrale Beweisdokument der schwarz-gelben Koalition ist ein Phantom. Denn es gibt in 1800 Aktenordnern keine „Nachbewertung“ des Bundes zur Standortentscheidung pro Gorleben“, unterstreicht die SPD-Obfrau des Untersuchungsausschusses, Ute Voigt.
„Die historische Wahrheit kommt ans Licht, es ist auch allerhöchste Zeit, denn die Bundesregierung schickt sich an, ein Endlagersuchgesetz auf den Weg zu bringen, das den historischen Irrtum weiter mit sich fortschleppt und dieser heißt Gorleben,“ warnt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
Das Auswahlverfahren war intransparent, die Gasvorkommen wurden geleugnet und nach der Entdeckung, dass über dem Salzstock wasserführende Schichten ohne Abdeckung durch Ton ein Austreten von Radioaktivität begünstigen, hatte 1983 die federführende Behörde, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, vorgeschlagen, auch andere Standorte neben Gorleben zu erkunden, erinnert die BI.
„Heute wissen wir noch mehr, die gesamte Salzlinie steht zur Disposition“, ergänzt Ehmke und fordert, dass nun endlich, angesichts des Gorleben-Desasters, die untertägigen Arbeiten eingestellt werden. „Wir brauchen eine umfassende, nicht übereilte Debatte über die Frage, wohin mit dem Atommüll“, umreißt die BI ihre Position.
Dazu gehöre auch die Absage des nächsten Castor-Transports nach Gorleben.
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