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Wendland-Krimi im ZDF

Das Erste hat den Lissabon-Krimi oder den Usedom-Krimi und das Zweite den Spreewald-, Ostfriesland und neuerdings auch den Wendland-Krimi. Hurra! Wir sind im Fernsehen, und das zweimal im Jahr und zum Auftakt sogar mit der Anti-Atom-Geschichte. Es macht dabei wenig Sinn zu hinterfragen, ob das, was über die Freie Republik Wendland, das Hüttendorf 1004, in dem Film kolportiert wurde, ob da irgendwas dran war mit dem Polizeirevolver – doch, da war was! -, denn ein Samstagabendkrimi im ZDF will unterhalten und mehr nicht. Der Plot war schon schräg so wie die Menschen, die das Wendland repräsentierten: ein schießwütiger Schäfer und Einsiedler, die Tochter der in die Demenz abgleitenden Frau, die Opfer einer Vergewaltigung durch einen Polizisten wurde, also des Mannes, dem der Revolver geklaut wurde, die ist natürlich Yoga-Lehrerin.

Vielleicht erinnere ich deshalb gar nicht mehr Figuren als die der ermittelnden Polizist:innen und den ruhigen, netten Ermittler Jakob Stiller, gespielt von Ulrich Noethen, der im Pressegespräch einräumt, er habe gar nicht so die Zeit gefunden, mit den Menschen im Wendland zu reden. Wozu auch? Die Fiktion kennt alle Freiheiten. Und doch hat er was verpasst, er hätte mit den Schauspiel-Kolleg:innen zumindest einen Nachmittag im Gorleben-Archiv verbringen können und/oder bei der Beluga an den Atomanlagen in Gorleben die Schautafeln zur Gorleben-Geschichte studieren können. Dann wäre das Wendland nicht nur die Kulisse für den Plot geblieben. Schade, schade!

Warum ich das trotzdem gut finde, dass es nun einen Wendland-Krimi gibt: ein breites Publikum wurde auf Gorleben gestoßen, auch wenn das nur der kitschige Rahmen war. Wenn nun im nächsten Frühjahr noch mehr Besucher:innen zur Kulturellen Landpartie kommen, dann locken wir sie zum Rundgang nach Gorleben. Versprochen!

Darum geht’s: Ulrich Noethen ermittelt als in Ungnade gefallener Hamburger LKA-Kommissar Jakob Stiller im Wendland. In der Auftaktfolge der ZDF-Serie wird an die ersten Gorleben-Proteste der Anti-AKW-Bewegung erinnert. Diesen Streit kennt er aus der eigenen Familie, sagt er im Gespräch mit der Welt.  

 

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.