Donnerstag, 09.07.09 – Endlagersuche in Nürnberg

Mächtige Sandsteinformationen unter der Lorenzkirche lassen auf ein positives Ergebnis hoffen. Ganz klar: Eignungshöffig! Ein ausführlicher Bericht in den ‚Nürnberger Nachrichten’ hat unser Vorhaben bereits angekündigt, Barbara von ‚Mütter gegen Atomkraft’ hat das vorläufige Einverständnis der örtlichen Behörde eingeholt und Peter, Harald und andere vom ‚Energiewendebündnis’ haben reichlich UnterstützerInnen mitgebracht, u.a. vom ‚Bund Naturschutz’.

Auch wir haben Verstärkung bekommen. Willem, Kerstin und ihre Kinder sind angereist – zusammen mit Niels aus Uelzen und Kurt aus Dannenberg. Während sich unser Bus langsam durch enge Innenstadtgassen schiebt, intonieren die Direkt-Mädchen ein Ständchen von den ‚Wise Guys’. Birgit hat Geburtstag!

Es war schon zwölf, als wir gestern in Nürnberg ankamen. Zu spät, um uns noch gemeinsam über Barbaras Riesentopf mit Pasta herzumachen. Schade. Jetzt sind wir gut befrühstückt (u.a. mit leckeren ‚Bambergern’, einer Art Crossaints) und freuen uns auf unsern Einsatz. Das Wetter wechselt zwischen strahlendem Sonnenschein und tiefschwarzen Wolken, lässt zwischen Regengüssen aber immer genügend Zeit für unsere Auftritte.

Während wir noch unser riesiges Endlagersuchgerät aufbauen, sind Christine und ihre jungen Greenpeacer bereits mit den ersten Atommüllfässern zu uns unterwegs – per U-Bahn, quer durch den städtischen Untergrund. Oberirdisch das gleiche Szenario wie in Erfurt, diesmal erweitert durch einen Herrn vom Atomforum: Willem hat seinen zweitbesten Anzug herausgekramt und informiert die Nürnberger über die einmalige Chance, auch ein Stück vom Atommüll-Kuchen abzubekommen. ‚Der hat doch einen Knall’ sagt ein Elfjähriger zu seinen Kumpels. Später, als er den Fake durchschaut hat, klärt er fachmännisch andere Passanten auf: „Die sind auch dagegen!“

Heute können wir unser ganzes Programm auffahren: Willem als überzeugender atomarer Dummschwätzer, Peter als Weisskittel-Derwisch mit Clownsnase, unser Kasperle-Theater, den Gurkensketch und mehrere Auftritte von Direkt.

Später werden die Mädchen einen Live-Auftritt und ein Interview im Bayerischen Rundfunk haben und überglücklich einen Mitschnitt der Sendung in der Hand halten: „Total toll!“ Ob die Nürnberger Plattdeutsch verstehen? Kurt schert sich nicht drum, schnappt sich seine Gitarre und singt einfach los: Muul up, Muul up! Mach das Maul auf und sag, was dir nicht passt. Das ist auch hier leicht zu verstehen.

Die Nürnberger Initiativen haben für diesen Aktionstag wunderbare Flugblätter vorbereitet. Auf bayerisch-blau-weissem Grund preist die ‚Gesellschaft zur Förderung der Akzeptanz der Atomindustrie in Bayern’ die Vorzüge des Nürnberger Sandsteins. Und in einem (gar nicht mal so einfachen) Quiz werden ‚Acht einfache Fragen zur Atomkraft“ gestellt. Als Preise winken u.a. die Teilnahme am Castor-Transport im November 2010 oder eine eintägige Mitfahrt auf einem Traktor während des Trecks nach Berlin.

Gegen fünf müssen wir uns von Lola verabschieden. Leichtsinnigerweise hatte sie einen Ostsee-Urlaub eingeplant und würde jetzt doch so gerne bleiben. ‚Direkt’ singt ihr ein öffentliches Abschiedslied und insgeheim fliesst auch eine kleine Träne. Ciao Bella!

Für abends haben die Nürnberger einen Informationsabend organisiert. Vor ca. 60 Zuhörern berichten Gerd & Gerd über Gorleben, und Kurt steuert aktuelle Informationen zur Asse bei. Auch als es längst nach Zehn ist, wird immer noch interessiert nachgefragt und diskutiert. Ein Superabschluss und von hier aus ein fettes Danke-Schön an die Initiativen vor Ort – auch für die tolle Unterbringung!