Benken und Gorleben ganz nah

Der Verein Klar! aus Singen und die Bürgerinitiative aus Lüchow-Dannenberg verfolgen das gleiche Ziel: den Ausstieg aus der Atomkraft. Diese Gemeinsamkeit hat einen guten Grund, denn beide Städte liegen nur rund 18 Kilometer Luftlinie von geplanten Endlagern für Atommüll entfernt. Gestern gab es deshalb eine geschlossene Aktion.

´Immer daran denken, unser Gorleben heißt Benken´, lautet der Slogan des Vereins Klar!, dessen Name für ´Kein Leben mit atomaren Risiken´ steht. Dementsprechend gut passte es, dass in der August Ruf-Straße eine Bürgerinitiative Halt machte, die sich gezielt gegen das geplante Endlager in Gorleben richtet.

´Immer waren alle bei uns, Gorleben stand im Mittelpunkt´, erklärt Gerhard Harder, der Vorsitzende der Initiative aus Niedersachsen, die Protestaktionen der vergangenen Jahre. Jetzt sei es an der Zeit, dass sie Gleichgesinnte besuchten, die sich ebenfalls mit der Problematik rund um Atomkraftwerke und ihre Zwischen- und Endlager beschäftigen. Bei allem gemeinsamen Kämpfen ist sich der 63-Jährige jedoch sicher: ´Wenn Tschernobyl in Europa noch mal passiert, werden die Endlager ein vergleichsweise kleines Problem sein.´

Deswegen fährt seine Truppe von Stadt zu Stadt. Sie zeigt ein Kasperletheater zum Atomausstieg. Eine Band aus jungen Frauen singt Lieder, die anderen verteilen Informationsblätter. Alle zusammen versuchen sie, zu mobilisieren: Am 5. September findet in Berlin eine Anti-Atom-Demonstration statt. Wenn es nach Willen der Bürgerinitiative aus Lüchow-Dannenberg geht, sind dort auch möglichst viele Atomkraftgegner aus Singen dabei.

Vier Wochen lang pilgern Mitglieder der Bürgerinitiative mit einem Bus durch Deutschland und angrenzende Länder. In der Singener Innenstadt waren 17 von ihnen im Einsatz – vom Sechsjährigen bis zum 68-Jährigen, vom Schulkind bis zum Hochschulprofessor. ´Mich begeistert die Solidarität, die wir erleben´, sagt Gerhard Harder. In Singen, das merkt eine seiner Mitreisenden an, scheine diese zu fehlen: Die von ihr befragten Passanten machten sich über die Risiken von Atomkraft keine Gedanken. Seit zwölf Tagen sind die Niedersachsen unterwegs, waren schon in München und zuletzt in Augsburg. Ihre nächste Station fürs Wochenende heißt Benken.

Quelle: www.suedkurier.de, 18.07.2009