18. Juli 2009 – Rheinau und Benken in der Schweiz

Wir übernachten wie gesagt in der katholischen Bildungsstätte in Altenmünster, dem Haus Annaward. Morgens gibt es zwei nette Anekdoten: im Garten ist eine Fläche vorm Haus platt wie eine Briefmarke, es wird ein Preisrätsel ausgeschrieben: wer oder was war das?

Für Euch die Lösung : Försterle hat wieder draußen geschlafen. Dann berichten uns Harderles, dass ihr Bett zusammengekracht ist – und das in einem christlichen Haus!
Wieder geht es recht früh auf Tour, diesmal ist unser Ziel Rheinau bei Benken in der Schweiz.

Marlies begeistert die ganze Zeit über alle Reisenden mit z.B Gemüsesnacks. Wenn wir nicht von unseren jeweiligen GastgeberInnen beköstigt werden, dann von unserer personalisierten Bordkantine Marlies. Das ist ganz toll, wir fühlen uns richtig gut versorgt. Für das Gruppenklima ein enormer Schatz, den sie da unter uns verteilt.

Wir Tour- istInnen steuern Singen an. Dort erwarten uns die KLAR-Deutschland: Kein Leben mit Atomaren Risiken!

Wir sind ein bisschen spät, aber das scheint unser Glück, als wir ankommen, hört es just auf zu regnen. Unsere „Direkt“- Mädels singen in Singen. Unter anderem im Karstadt in der Schmuckabteilung. Sie wollen einer Freundin ein Armband mitbringen und ersingen sich einen satten Rabatt.

Etliche der Singener Aktiven begleiten uns 30 Kilometer über die Schweizer Grenze nach Rheinau. Schon bei der Ankunft offenbart sich ein wunderschöner Ort. Eine Insel inmitten des Rheins, der sich zwischen den Ländern schlängelt. Familie Ott hat uns in den Klosterhof eingeladen: ein Projekt, zu dem über hundert Menschen gehören. Allein hiervon könnten wir seitenlang berichten, nicht nur über die Bewegung von KLAR Schweiz.

Vor 15 Jahren wurde die Region zum Endlagerstandort auserkoren. Alle drei Energieversorgungsunternehmen bewerben sich um den Neubau je eines AKW. Als Gegenbewegung hat sich ANNA – Allianz Nein Neue AKW – gegründet.
Schritt für Schritt wird von Betreiberseite versucht, „Akzeptanz“ für die Endlagerung vor Ort zu schaffen. Die Initiativen wissen, der Prozess verläuft nicht ergebnisoffen.

Während des Austausches treibt uns die Frage um: „Wo sind die Akkupressurpunkte des Widerstandes?“ Wie gelingt es, eine Bewegung anzufachen, fortzuentwickeln, den guten Schwung in die Sache zu kriegen und uns anzufeuern? Anscheinend sind wir im Wendland ein Vorzeigeprojekt in Sachen Anti- Atom- Widerstand. Analysen gern gesehen und Wiederholung an diversen Orten ebenso. Wir freuen uns auf unsere Schweizer Companer@s in Berlin und versprechen, auch für sie Ortsschilder drucken zu lassen.

Noch ein paar Worte zum Klosterhof, der uns alle und einige von uns tief beeindruckt hat. Das Projekt hat vier Säulen:

1) ein biologisch- dynamisch wirtschaftender Bauernhof

2) alle Aufgaben oder Arbeitsplätze müssen von allen ausgeübt werden können: auch von Alten, Kindern, geistig behinderten Menschen oder in irgendeiner Form Besonderen

3) Saatgut wird vom Hof inzwischen selbst produziert und das nicht nur für den Eigenbedarf; Monsanto, uns im Wendland durch die erfolglosen Anbauversuchen von Genmais in schlechter Erinnerung, hat auch in der Region um Rheinau die Finger im Spiel. Nun hat der Klosterhof Maissorten entwickelt, die den Ertrag des Genmaises davontragen, aber nicht Hybride sind, das heißt, die zur weiteren Aussaat verwendet werden können. Das heißt, es gibt keinen Grund mehr, Genmais anzubauen. Monsantos Bankrott dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Wir gratulieren von ganzem Herzen

4) die Kultur ist bei Allem fest verankert, Kunsthandwerk wurde von Anfang an gepflegt

Es war ein wunderschöner Abend, von dem Wein wollen wir gar nicht erst anfangen zu schwärmen! Selbst angebaut, Solaris, der Weisse, Lunaris, der Rote, munden uns vorzüglich. Martin grillt Würstchen und Steak aus der eigenen Metzgerei. Wir schlafen auf Matratzen in der Scheune. Den Abend über regnet es, manchmal wie aus Eimern. Das Unwetter war aber bereits vor zwei Tagen in der Gegend.

Den Abend berichten wir von unserer Geschichte. Beim Symposium des Bundesumweltministeriums zur Endlagerung von hochradioaktivem Müll, letzten November in Berlin, wurde Benken als Vorbild für Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung der Bevölkerung von Betreibern und Regierung hervorgehoben. Das können wir nach unserem Austausch nicht bestätigen, im Gegenteil, wir widersprechen diesen Darstellungen ausdrücklich. Herr Gabriel – Sie lesen doch täglich unseren Blog? – da müssen Sie sich was anderes einfallen lassen, wir sind doch nicht blöd.

Die Singener KLAR spenden uns eine dicke Summe in unseren Reisetopf. Wir bedanken uns und rufen aus diesem Anlass alle auf, uns zu unterstützen. Es gibt immer noch die Panne der ersten Tage zu begleichen und heute ist Halbzeit unserer Tour. Unglaublich, was wir bereits erlebt haben. Wenn ihr also mögt was wir tun und weiter diesen Blog mit inzwischen Kult- Status lesen mögt, tut uns was in den Klingelbeutel oder überweist auf das Konto der BI, Stichwort BI on Tour.

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