Augsburg und Gundremmingen, 16. Juli 2009

Ein Frühstück vor unserer Herberge, einige haben auf dem Saal geschlafen, welche im Bus (der nun geradezu angenehm duftet), Försterle wie fast immer draußen unterm Sternenhimmel – ob das der Grund seiner beständigen guten Laune ist? Dann geht’s nach Augsburg, wir wollen der Puppenkiste mit unseren Aufführungen Konkurrenz machen. Ardeshir setzen wir an einer Münchener U- Bahn Station aus, er holt Kerstins Bus, der seit unserer Tournee dort parkt.

In Augsburg hat die Anmeldung auf dem favorisierten Platz nicht geklappt. Unser Reisebus ist zu schwer, so die ablehnende Begründung der Behörde. Nach einer Kaffeepause und hin- und her überlegen, welchen Ausweichplatz wir nehmen, entscheiden wir uns zu „action“ (hier sagen sie glaube ich „´ägdschenn“) ohne Bus auf dem gewünschten Moritzplatz. Das heißt wieder unseren ganzen Kram dort hin zu schleppen, aber es sind viele helfende Hände aus dem Städtle mit dabei, auf geht’s.

Das Endlagersuchgerät hat schon ergeben, dass Augsburg hervorragend als Atommüllendlagerstandort geeignet ist. Das teilen wir den Zuhörenden begeistert mit. Es gibt unser übliches Programm: Theater, Sketch und „Direkt“. Vielleicht werden wir ja langsam ein bisschen komisch, aber wir sind wirklich große Fans unserer eigenen Darbietungen, die Frage ist wer hier wen begeistert, der Funke springt bei jedem Auftritt über. Wir beklatschen uns also aufrichtig gegenseitig, das Publikum in Augsburg ist beeindruckt und spendet viel Applaus. Das Flugblätter verteilen ist differenzierter zu betrachten- es gibt viel Interesse, aber auch etliche, die keine Informationen über Atomkraft haben möchten. NiX desto trotz werden wir einige Stapel in eineinhalb Stunden los, der Platz ist belebt, ein schüchterner Fahrradfahrer fährt dreimal langsam um uns herum und guckt.

Raimund (Forum gegen Atomgefahren)) und Christel (MdL), Sylvia und Dagmar (Bund Naturschutz) sind mit von der Partie. Christel kommt mit uns zum Badesee, ja, es geht wieder schwimmen, wir sind gestern auf den Geschmack gekommen. Widerstand darf auch Spaß machen, unser Programm ist immer tagesfüllend, eine halbe Stunde Entspannung und Erfrischung muss sein, sagt die freundliche Reisleiterin dieser bald endenden Woche Kerstin R.

Für den Abend ist ein Trecker- Treck von Aislingen zum Steinkreuz Gundremmingen angekündigt. Es liegt vis- a- vis zu den Kühltürmen des AKW. Als wir dort ankommen, fühlen wir uns wie zu Haus: Trecker mit Transparenten, Menschen auf einem Parkplatz zur Demo versammelt, Schilder mit uns wohlbekannten Aussagen wie „Turm und Dorf könnt ihr zerstören, aber nicht die Kraft die es schuf!“ Im Konvoi geht es einige Kilometer zum Kundgebungsort, Fahrräder begleiten klingelnd die motorisierten Fahrzeuge. Unsere Mädels spielen, eine Xambagruppe ebenso, ich sag ja, wie zu Haus.
Raimund erzählt uns von den lokalen Anlagen und der dazugehörigen Problematik. Die hohe Krebserkrankungsrate um das AKW, dass in der Öffentlichkeit versucht wird die Stimmung zu erzeugen, „wir- hier in Bayern- haben die Belastung durch die vielen AKW. Da können wir wenigstens erwarten, dass die Niedersachsen den Atommüll nehmen“.

Gerhard H. erzählt von der Bustour, der verrücktesten Idee und der zartesten Versuchung, seit es uns bei der BI gibt. Kerstin R. verkündet die allerbeste Eignung Augsburgs als Endlagerstandort. Warum gibt es so viele „BUH!“- Rufe?! Na ja, dann sollen die Leute eben am 5. September nach Berlin kommen. Ein Toben bebt durch die mehr als hundert Leutchen. Jawoll! Wir sehen uns in Berlin! Es wird so viele Busse wie nötig oder sagen wir möglich geben. Nach einigen Interviews zuckeln wir zum Sportlerheim, endlich Abendbrot. Es tut gut, die Geschichte der hiesigen Initiativen zu hören. Und immer wiederholt sich etwas, es taucht an jedem Ort die Sequenz auf, dass Leute sich Konzernen und Politik in den Weg stellen. Der Punkt aufzustehen und „Nein“ zu sagen. Wir verabreden uns für den 5.September in Berlin, um gemeinsam klarzumachen: „Damit kommen sie nicht durch!“, Laufzeitverlängerungen und so´n Kram. Nicht allzu spät werden wir zu unserer heutigen Herberge gelotst: eine Katholische Bildungsstätte, Juhu, wir schlafen heut im Bett.