Freiburg: Atom-Endlager-Erkundung erfolgreich

Eine fulminante Endlager-Erkundungs-Show legte eine Aktivisten-Gruppe aus Gorleben am Samstag Vormittag vor dem Freiburger Konzerthaus hin.

Die Parallelen zur echten Endlagersuche waren nicht zu übersehen, denn die Bedingungen waren denkbar schlecht. Es regnete in Strömen und über den exakten Standort auf dem Freiburger Konrad Adenauer-Platz herrschte zunächst Uneinigkeit zwischen den selbst ernannten „Betreibern“ und den Anreinern. Die Beteiligten konnten sich jedoch bald gütlich einigen und so gab es dann auch Strom aus dem Konzerthaus – der nach Angaben von Leiter MarKus Burger hoffentlich auch bald atomstromfrei sein soll. Mit Charme und Esprit kommentierte der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. Gehard Harder den Aufbau des so genannten Endlager-Erkundungsgerätes. Dieses weithin sichtbare, jedoch völlig funktionsfreie Gerät ist ein Produkt der Gorlebener Kreativ-Abteilung. Auch einige Freiburger wurden in den Aufbau der Anlage integriert. Bereitwillig streifte sich der ehemalige Landtagsabgeordnete und derzeitige Vorsitzende des Bundesverband Windenergie (LV Badenwürttemberg) Walter Witzel einen weißen Overall über und legte kräftig mit Hand an.

Die Echolot-Erkundung sorgte für die Belustigung der Umstehenden, da einfach nur eine Gruppe von Menschen im weißen Overall auf Kommando „Echo“ rief. Die „wissenschaftlichen Ergebnisse“ dieser Messung verkündete Harder mit Genugtuung: „Drei Komma Fünf, das ist ein guter Wert.“ Die Zuschauer zeigten sich ebenso amüsiert über die so genannte „seismische Überprüfung“ des Gesteins – eine „Techniker-Gruppe“ hüpfte rhythmisch auf dem Untergrund. Spontan wurden auch die trichterförmigen Kunstwerke vor dem Konzerthaus in die Endlager-Erkundungsshow integriert: „Ich sehe, die Freiburger freuen sich auf ihr Endlager für hoch radioaktiven Abfall. Da kann jeder seinen Müll hier vorbeibringen. Er kann in sogar im Vorbeifahren vom Fahrrad aus in diese Trichter werfen, das kommt dann in 300 m Tiefe an.“ Harder persiflierte mit Begeisterung seine „Vorbilder“ vom Gorlebener Erkundungstrupp: „Hier ist eine Tiefgarage drunter, da bohren wir durch, in der Asse lief das so ähnlich. Wir müssen ungefähr bis zu der Kirche da drüben. Eigentlich wollten wir unters Konzerthaus, aber das ging nicht. In Gorleben ging es nach Osten auch nicht weiter, da haben sie halt einfach nach Westen gebohrt. So spontan sind wir hier auch.“

Beim Stichwort „Asse“ fiel sogleich die Zahl von 4 Milliarden Euro – so hoch werden die Sanierungskosten sein. „Für das Geld könnte man besser die Thüga kaufen“ bemerkte ein Mitglied der Freiburger Initiative energie-in-buergerhand.de, mit Blick auf die zum Verkauf stehende Stadtwerkeholding des Eon-Konzerns, die inzwischen in aller Munde ist.

Die Gorlebener Bürgerinitiative ist noch bis zum 5 August auf Deutschland-Tour. Sie möchte die Menschen für die die bundesweite Anti-Atom-Demonstration in Berlin unter dem Motto „Mal richtig abschalten? am 5.September mobilisieren (www.anti-atom-treck.de).

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Am Samstag Mittag freuten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative und Freiburger Atomkraft-Kritiker über die gelungene Erkundung des Standortes Freiburg. (Foto: BI Umweltschutz)

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Mit ihrem weithin sichtbaren, jedoch völlig funktionsfreiem „Endlager-Erkundungs-Gerät“ überprüften Mitglieder der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. den Standort Freiburg auf seine Eignung für die Lagerung des durch den Strombezug entstandenen radioaktiven Abfalls (Foto: Tanja Gaudian)

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Ungewohnte Aufgabe für den Vorsitzenden des baden-württembergischen Landesverbandes des Bundesverbandes Windenergie: Dr. Walter Witzel überprüft die drive-through-Variante eines atomaren Endlagers in Freiburg: Vorbeiradeln und Eintrichtern. Mitglieder der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. hatten am Samstag Vormittag den Standort Freiburg in einer beeindruckenden Show „erkundet“ und für geeignet befunden – insbesondere für südbadischen Atom-Müll.
(Foto: Tanja Gaudian)