21.07. – Neckarwestheim und Karlsruhe

Kaffeegeruch weckt uns im DemoZ. Kurz vor dem Start aus Ludwigsburg zum AKW Neckarwestheim, zwischen Käsebrot und Pflaumen stolpern wir über die Welt-online: Die SPD präsentiert unser Demo-Plakat für den 5.9. der Presse, nun nimmt die Mobilisierung ja Fahrt auf.

Beim Frühstück überlegen wir, wo bleiben wir, wenn jetzt die AKWs alle stillgelegt werden, da wird es künftig gar keinen Treck mehr nach Berlin geben und keine BI on tour. Gerhard H. will Bäcker werden, Gerhard F. wird in die Schulen eingeladen, um von den Anti-AKW-Kämpfen zu erzählen, Marlies will Brot backen, Günter hat es mit Technikgeschichte und geklauten Patenten…. Aber jetzt geht es ab zum AKW.

Wachleute laufen aufgeregt die Straße rauf und runter, Presse ist schon da, als wir mit dem Bus demonstrativ vorfahren und dann gibt es ein schönes Foto – tschiiiieees für die Regionalpresse.

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Es ist heiß. Der Motor ist heiß. Wir kommen die Berge nicht mehr rauf und runter. Rein in die Werkstatt, Filterwechsel.

NäXte Station Karlsruhe. Direkt vor dem Rathaus ist ein schöner Platz. Echt geeignet als nukleares Endlager. Unser Echolot signalisiert, die Atommüllfässer würden schön umspült und die Verdünnung macht die Endlagerung möglich.

Wer da alles auf uns wartet? Ein – in Zahlen 1 – Aktivist von Greenpeace, aber ganz viele vom BUND, vom Umweltzentrum Karlsruhe, von den Grünen, von der Atom AG…helfende Hände beim Aufbau unseres Bohrgestells, Markttreiben, interessierte Leute, Presse. Das fanden wir klasse.

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Am Ende unserer Kundgebung informiert Harry Block über das Kernforschungszentrum Karlsruhe. Heißt heute natürlich nur noch Forschungszentrum. Gehört zur Helmholtz-Community, das sind die, die Asse II gemacht haben. Jetzt wird´s politisch: 10 Kilometer vor der Stadt wird hochradioaktive Suppe gerührt, damit sie nicht kritisch wird. Die lange angekündigte Verglasung der Abfälle nach dem von Karlsruhe patentierten PAMELA-Verfahren aus der Wiederaufbereitungsanlage wird erst nach den Bundestagswahlen beginnen. Könnte es Pannen geben, würde es die Anti-Atom-Debatte vor den Wahlen noch heftiger puschen. Da gab es einen kleinen Schnellen Brüter, zwei Forschungsreaktoren. Müll aus der Atomrepublik wurde eingesammelt und verbrannt: Putzlappen, Anzüge. 1,50 Euro pro Kilo Müll. Billig, billig. Nun stehen in Karlsruhe 75.000 Fässer und warten auf den Abtransport nach Irgendwo, wahrscheinlich den Schacht Konrad in Salzgitter.

Die Straßenbahn S 11 liefert an und bringt es wieder weg, mitten durch die Stadt. Karlsruhe war auch der Ausgangspunkt für die Belieferung der Asse II. Die Kosten für den Rückbau des Kernforschungszentrums trägt der Steuerzahler, denn die Anlagen wurden nicht nach Atomrecht gebaut, es war ja alles forsche Forschung, wie in Asse II. Zahlen nennt Harry Block auch: der Bau eines Reaktors kostete 200 Mio. DM, der jetzt bevorstehende Abriss 350 Mio. EURO. Die Atom AG schleppt uns Fässer über Fässer an und spielt auf dem Rathausplatz super mit. Am Ende schmeißen wir die Fässer in unser „Bohrloch“.

Wir packen ein, schweißgebadet, gefühlte Saunatemperaturen in den Strahlenschutzanzügen. Da kommt eine ältere Dame auf uns zu und spendet 100 Euro. „Ich stamme aus Salzwedel. Jetzt agitiert ihr aus dem Wendland in Karlsruhe. Da holen mich die ganzen Heimatgefühle ein. Viel Erfolg!“