28.07.09 – Ahaus
Mit Schokocroissants im einzigen Hambacher Stehcafé beginnt die heutige Tour. Wenn man die Augen leicht zukneift, herzhaft in die ofenfrischen Croissants beißt, dann ist Urlaub. Doch Ahaus wartet.
Mister X, der personale Navigator, jandelt und velwechert rinks und lechts, dafür fahren wir zweimal an einer gotischen Kirche vorbei, zur hellen Freude von Mechthild. Was dann kommt, weiß inzwischen jede/r, wir bauen auf, diesmal auf dem Rathausplatz in Ahaus. Da sprudeln schon die Quellen.
Die Betreiber des Brennelementzwischenlagers drücken wie in Gorleben über die Gewerbesteuer hinaus ein paar Akzeptanzgelder ab, deshalb sprudelt es auch in echt, ein kleines Wasserspiel umspült unsere Atommüllfässer. Die Heimatzeitung kommt und fotografiert uns. Ist informiert, gut sogar.
Die Ahauser Gastgeber zählen uns und die Schlafplätze. Am Abend wird es noch ein Meeting geben, und der Professor soll noch mal seinen Gurkensketch zelebrieren, dann wird das faule Gemüse entsorgt. Hin und wieder passiert ein Passant vorbei am Bohrturm und Infostand. Viel passiert in der Mittagszeit nicht. Melani führt Dauergespräche und wippt leicht in der Hüfte. Sie kriegt ohnehin den Wanderpokal fürs Einsammeln von Spenden.
Wer A-haus sagt, muss auch B-Haus sagen, beschließt das Plenum, wir bleiben bis 18 Uhr, knallhart in der knalligen Sonne. Der Pressesprecher darf ins Wellenbad, untertauchen. Was am Infostand gut geht: die Trecker zum Falzen, Sticker. Beate fängt schon mal an, den Bauch des Busses von Altpapier zu befreien, wir haben viel zu viel Infomaterial mitgenommen, Bücher und CD´s gehen nicht über den Tisch. Alle sind überall, die Flugis zum Treck und Stromwechsel wechseln den Besitzer.
Nun ein wenig Hintergrund. C-Haus, C wie Castor: hier steht die baugleiche Kartoffelscheune wie in Gorleben, Brennelemente aus dem THTR Hamm-Uentrop wurden eingelagert, die BI Ahaus wurde total unter Druck gesetzt, den Widerstand gegen die Einlagerung Mitte der 90er Jahre aufzugeben. Handelte es sich doch um den Kugelhaufenpannenreaktor, der stillgelegt und später abgerissen wurde, und irgendwo musste der Müll doch hin?! 1998 dann der erste Castor. Wir waren busseweise aus dem Wendland nach Ahaus unterwegs und saßen auf der Schiene. Die Toten Hosen hauten solidarisch auf einem LKW-Hänger in die Tasten, das X hielt Einzug ins Münsterland.
NäXtes Jahr könnte es nach langer Pause wieder X-Alarm geben, denn komprimierte Hülsen- und Strukturteile sollen aus der französischen Plutoniumschmiede Cap de La Hague nach Ahaus rollen. So viel ist klar, manus manum lavat, eine Hand wäscht die andere, sagte schon der Lateiner, dann ist D- Haus angesagt, D wie Demonstrant.
Eilmeldung: Morgen Domplatz in Münster, WDR, volles Programm. Dann verzweigt sich die Tour. Gronau, Almelo, Emsland, doch der Bus fährt direkt nach Lüchow. Ankunft Donnerstag 17 Uhr. Marktplatz. Wir kommen zurück, voller Elan, aufgetankt mit Ideen – doch der Tank ist leer. Bringt Scheine mit!