Warum die Wahl auf Gorleben fiel – »Richtig die Ostzonalen ärgern«
Bürgerinitiativen und die Opposition in Niedersachsen drängen auf eine Offenlegung der so genannten »Gorleben-Akten«. Kabinettsprotokolle und andere Unterlagen aus den Jahren 1976 und 1977 könnten belegen, dass Gorleben nicht aus geologischen Gründen als möglicher Standort für ein Endlager ausgewählt wurde.
Tatsächlich hatten der Bund und die Energiewirtschaft seinerzeit von insgesamt 300 Salzstöcken drei in die nähere Auswahl genommen. Alle lagen in Niedersachsen, Gorleben war nicht darunter. Umso größer war die Überraschung, als die Wahl des CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht im Februar 1977 auf das Dorf im Kreis Lüchow-Dannenberg fiel. Zumal namhafte Geologen diesen Salzstock für untauglich hielten.
Nicht fachliche Gründe hätten den Ausschlag für Albrechts Entscheidung gegeben, vermuten seither Kritiker. Der Ministerpräsident habe vielmehr spekuliert, dass die Leute im strukturschwachen und konservativen Wendland nichts gegen das geplante Entsorgungszentrum haben würden und gegen die vielen versprochenen Arbeitsplätze erst recht nicht.
Doch es gab offenbar noch einen anderen Aspekt. Der Geologie-Professor Gerd Lüttig erinnert sich an eine Sitzung, in der Albrecht gesagt habe: »Jetzt haben wir dieses Morsleben direkt an der Zonengrenze. Wenn das mal absäuft, dann haben wir im Helmstedter Raum die verseuchten Wässer. Ich möchte jetzt die Ostzonalen mal richtig ärgern, nehmen wir Gorleben als Gegengewicht. Mal sehen, was herauskommt.«
Quelle: www.neues-deutschland.de, 01.08.2009