"A-Moll statt A-Müll!" – "Lebenslaute" in Gorleben.

Seit gestern proben sie in einem Camp in Gedelitz. Für Sonntag, 9. August 11 Uhr haben die Mitglieder der ‚Lebenslaute‘ eine „musikalische Inspektion“ der Endlagerbaustelle Gorleben angekündigt. „A-Moll statt A-Müll!“ ist das Motto ihres Freiluftkonzertes. Und es soll keineswegs vor dem Zaun, sondern innerhalb der un-friedeten Anlage stattfinden.

05lebenslaute„Wir versuchen, die Sperranlagen zu überwinden, um dort wirksam gegen die lebensbedrohende Atomtechnologie protestieren zu können,“ erklärt Katharina Dehlinger aus dem Landkreis Paderborn. Dass es anschließend zu Strafverfahren kommen könnte, nehmen die AktivistInnen in Kauf – nicht zuletzt, um vor Gericht auf die Verletzung des Menschenrechts auf Gesundheit hinweisen zu können.

Mit der Kombination von Zivilem Ungehorsam und überwiegend klassischer Musik macht die „Lebenslaute“ schon seit mehr als 20 Jahren auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam. Die Initiative besteht aus politisch aktiven Musikern und Musikerinnen aus dem ganzen Bundesgebiet. Diesmal werden 50 – 70 Aktive dabei sein.
Schon vor 15 Jahren gab es eine Lebenslaute-Aktion in Gorleben, ein Konzert diesseits und jenseits des Zwischenlagerzauns. Katja Tempel, Hebamme und Aktivistin aus dem Wendland, war schon damals mit dabei. „Gorleben als möglicher Standort für ein atomares Endlager ist immer noch nicht vom Tisch“, sagt sie. „Nächstes Jahr läuft das Moratorium für den Erkundungsstopp aus. Ein Grund mehr, immer wieder auf die ungelöste Atommüllproblematik aufmerksam zu machen – nicht still und leise, sondern laut und lebendig.“

Es soll ein buntes und anspruchvolles Programm aufgeführt werden. Werke von Georg Philipp Telemann, Willy Burkhard und Fanny Hensel besingen die zu erhaltende Schönheit der Natur. Als Anklage und Aufruf zum dringend notwendigen Handeln wird Heinrich Schütz‘ Choral „Wie nun ihr Herren, seid ihr stumm“ zu Gehör gebracht, sowie Teile der Sinfonie Nr. 101 „Die Uhr“ von Joseph Haydn und ein Chorsatz „It`s my life“ (Bon Jovi). Kammermusik in unterschiedlicher Besetzung rundet das Konzert ab.

„Wir treten in Konzertkleidung auf und bringen anspruchsvolle Werke zur Aufführung“, erklärt Berthold Keunecke, evangelischer Pfarrer aus Herford und Lebenslaute-Aktivist. „Damit zivilisieren wir das Gelände wieder, nehmen es neu für eine menschenfreundliche Kultur in Besitz und treten der Kultur des Todes entgegen, die in der Produktion und der Sicherung von Atommüll deutlich wird.“

Die Termine im Einzelnen:

  • Fr. 7. August 19 Uhr Lebenslaute-Konzert in der ev. Kirche Dannenberg
  • Sbd. 8. August 11 Uhr Straßenkonzert in Lüchow am Marktplatz
  • Sbd. 8. August 14 Uhr Infoveranstaltung zur Lebenslaute, Gasthaus Wiese/Gedelitz
  • So. 9. August 11 Uhr „Musikalische Inspektion des geplanten Endlagers“

Teile der diesjährigen ‚Lebenslaute‘ werden auch am 5. September in Berlin dabei sein.

Weitere Informationen:
Katja Tempel, 0160 – 44 00 206 katja.tempel@jpberlin.de
Berthold Keunecke 0162 – 53 69 050