Die Milch macht's! Heinrich und Fritz Pothmer – zwei Generationen gegen Gorleben

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Vater und Sohne vor altem und neuem Plakat

Es war die erste Rede seines Lebens. Und er hielt sie gleich vor 100.000 Leuten! Vor 30 Jahren zogen die wendländischen Bauern mit ihren Treckern nach Hannover, um Ministerpräsient Ernst Albrecht zur Zurücknahme seiner Gorleben-Pläne zu bewegen: „Albrecht, wir kommen!“ Menschen aus der ganzen Republik, alarmiert auch durch den Beinahe-GAU in Harrisburgh, schlossen sich dem Treck an. Und der damals 25-jährige Heinrich Pothmer von der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“ wurde unversehens zur zentralen Stimme der Protestbewegung: „Wir werden es nicht hinnehmen, dass Sie die Anlage bei uns bauen!“

Auch wenn Albrecht sein Wort später brechen sollte – für’s erste steckte er zurück und erklärte die geplante Großanlage für ‚politisch nicht durchsetzbar‘. Statt dessen versuchte er es häppchenweise. Widerstand braucht einen langen Atem.

30 Jahre nach dem Hannover-Treck machen sich die wendländischen Bauern erneut auf den Weg. Diesmal geht der Treck nach Berlin. Und 30 Jahre nach dem Vater Heinrich wird diesmal der Sohn reden: Fritz Pothmer, der jetzt so alt ist wie damals sein Vater. Den wendländischen Widerstandgeist hat er schon mit der Muttermilch eingesogen. Aber nicht nur damit. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl behielten Heike und Heinrich Pothmer extra eine Kuh im Stall – damit ihr Fritz und andere Kinder unverstrahlte Milch trinken konnten. Inzwischen ist der damals konventionell bewirtschaftete Hof auf biologischen Landbau umgestellt worden. 30 Jahre Kampf gegen ‚Gorleben‘ hat vieles verändert. Heute ist das Wendland eine Hochburg für alternative Energieerzeugung und Bio-Landwirtschaft. „So widersprüchlich es auch klingt,“ sagt Heinrich Pothmer, „das Leben ist lebenswerter geworden“.

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Zeitungsanzeige vom Mai 1986

Wichtig: es werden weiterhin Trecker-Patenschaften gesucht!

Möglich sind 1/3 Patenschaften für 100,– EUR oder ganze Patenschaften für 300,– EUR. Meldet Euch im Organisationsbüro des Trecks in Lüchow: buero@anti-atom-treck.de oder unter 05841 – 961500