Gorleben ist überall. Schon wieder.
Der Süddeutschen Zeitung liegt ein Telex aus dem Jahr 1983 vor, vom 13.Mai. Das Datum ist wichtig. Denn am 11.Mai trafen sich die Granden der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der Bundesanstalt für Geowissenschaften für Rohstoffe, unerwartet, das wussten wir schon aus der TAZ vom 18. April 2009 , schauten auch Vertreter des Bundeskanzleramtes, des Forschungs- und Innenministeriums rein. Die Tiefbohrungen in Gorleben waren abgeschlossen, die Ergebnisse alarmierend. Ein erster, ein zweiter Entwurf für einen Bericht wurde gefertigt, es sei ratsam, auch andere Standorte zu untersuchen, schlug die Behörde vor. Für eine Behörde, die auf Gorleben angesetzt war, ein mutiges Unterfangen. Doch es kam anders.
Prof. Röthemeyer, damals Abteilungsleiter in der PTB und für Gorleben zuständig, hat das in schlechter Erinnerung. Das alles wussten wir. Schon 1985 hatte Röthemeyer den ersten Hinweis geliefert, die Frankfurter Rundschau berichtete und sprach von einem „Maulkorb“ für die PTBler. – Alles kalter Kaffee? Alles schon gewusst? Nein, wie der Bericht peu à peu umgeschrieben wurde, das war nun endlich nachzulesen, nachdem wir Akteneinsicht hatten und die Texte auf unsere Homepage stellten. Röthemeyer hatte immer gesagt, eine schriftliche Weisung gab es nicht. Nun der Beweis. Ein Telex, also doch was Schriftliches. Das Forschungsministerium „bittet“ um Nuancierungen, um zu vertuschen, was an Gorleben mangelhaft war und ist. Datum siehe oben…
Alles kalter Kaffee? Alles nur Wahlkampf, meint zum Beispiel der damalige Forschungsminister Riesenhuber. Na, das lässt ja Politikeraussagen in einem ganz besonderen Licht erscheinen. Wenn Parteien um Wählerstimmen werben, wenn sie sich positionieren, ist es also „nur“ Wahlkampf. Trauen darf man ihnen demanch nicht, den Vertretern der politischen Klasse. Alles nur Schein, kein Sein. Wenn ein Produkt so beworben würde, könnte der Produzent es gleich in die Tonne treten.
Da wir keinen Wahlkampf führen, da es uns um die Sache geht, kommen wir zur Sache: Noch im Sommer wollte Sigmar Gabriel ein Suchverfahren, bei dem Gorleben gesetzt war. Noch im Sommer letzten Jahres stritten wir mit den Grünen, die Gorleben aus realpolitischen Überlegungen im Endlagerpool behalten wollten. Rot-Grün hat die „Eignungshöffigkeit“ in den Atomkompromiss hineingeschrieben, der Begriff, der 1983 aus der Taufe gehoben wurde, um allein Gorleben als Endlager auszubauen. Ohne atomrechtliches Genehmigungsverfahren. – Na gut, wir sind ja nicht so, man kann eine falsche Position auch aufgeben, das kommt immerhin besser als eine Frau Merkelnix, die nun abends vor Einschlafen alles Gorlebenakten liest, um die Schönungen zu erkunden. Erkunden, aber den Salzstock, will immer noch der Riesenhuber, auch die Katharina Reiche, wär´s nicht so ausgeschlossen, dass diese Leute weiterhin auf Gorleben setzen und nach dem 27. September weiter das Sagen hätten, obwohl die Öffentlichkeit von Ihresgleichen vor 25 Jahren verkohlt wurde, wär´s die Lachnummer schlechthin.
Glück auf!
Bild: i. & w. lowin