Hamburg: Da haben wir was verpasst.

bruecke2Nicht nur Ängie führt Wahlkampf im Hamburg, sondern auch Guido. „Kernkraft ist unverzichtbare Brückentechnologie“, das sagen auch die Freien Demokraten, bis auf die aus Lüchow-Dannenberg, die sind für den Atomausstieg. Ist ja ein freies Land hier, oder?

Die FDP lud ein in die Rothenbaumchaussee, in das Hamburger Curio-Haus, einem Gebäude mit einer langen Geschichte. Die „Welt“ hatte einen Reporter hingeschickt, und der berichtet Merk- und Denkwürdiges.

Martin Mickiewicz: „Der Raum im zweiten Stockwerk, über dem ein großer Kronleuchter hing, wurde umschlossen von einer Tribüne, auf der das „einfache Volk“ platznehmen musste, da die unteren Plätze am Rednerpult für geladene Gäste vorbestimmt waren. Für die große Masse an Plebejern auf den billigen Plätzen wurden weitere Sitzmöbel herangeschafft, da die Veranstalter nicht mit solch einer Menschenmenge gerechnet hätten. Dieser Akt der Nächstenliebe wurde mit einem tosenden Applaus gefeiert. Nach zwei Vorrednern kam dann der Heiland, der König aller Liberalen und „die Stimme der Vernunft“ – Guido Westerwelle, begleitet von einem tosenden Applaus und dem Lied „Don’t Stop“ von Fleetwood Mac.“ Einer der größten Popstars der deutschen Politik hat die Bühne betreten, gefeiert von seinem Publikum,“ meint der Reporter, na dann hat er Ängie nicht gesehen, „Simply The Best“ und „Waterluu: CDU“. Westerwelle stellt das Rednerpult zur Seite, denn ein Guido Westerwelle braucht kein Rednerpult, kein Redeskript. Er kann das auch ohne.
Zunächst ging er auf das Thema Bildung ein, was der Reporter positiv anmerkt. Er könne nicht verstehen, dass für die Bildung kein Geld vorhanden sei, aber für die Abwrackprämie von einem Moment auf den anderen plötzlich fünf Milliarden. Die Abwrackprämie sei Zeichen einer gescheiterten Politik, da der Automarkt nach der Bundestagswahl einbrechen würde. Aber dann:

„Es folgte ein kleiner Zwischenfall, der mir den ganzen Abend über im Hals stecken blieb und alle positiven Vorstellungen von liberalen Politikern und liberalen Wählern zunichte machte. Einige Anhänger von Greenpeace waren anwesend, die in der Mitte der Rede einen Banner hoch hielten, auf dem die berechtigte Frage stand „Atommüll – Wohin damit?“. Als Guido Westerwelle diesen Banner entdeckte, kommentierte er ihn nur arrogant, indem ihnen zu rief: „Wenn ich euch so sehe, weiß ich, dass Deutschland mehr Bildung braucht!“. Wie war das nochmal mit Voltaire und dem schönen Satz: „Ich bin zwar nicht eurer Meinung, aber ich werde dafür kämpfen, dass ihr sie zum Ausdruck bringen könnt“?

Auf die Frage nach dem Atommüll hatte er keine Antwort parat, ebenso auf die Antwort eines Greenpeace-Aktivisten nach der Frage, woher das Uran in den Atomkraftwerken denn stammt. Man solle einfach das Programm der FDP lesen, denn „lesen bildet“. Ich habe das Programm der FDP gelesen, und keine Antwort gefunden. Ich muss wohl Analphabet sein.“

Bild: publiXviewing.de