Man hat das goldene Kalb eingeschmolzen und damit das Trojanische Pferd überzogen

Hatte der Rat der Samtgemeinde Gartow, zu der auch die Gemeinde Gorleben gehört, im ersten Schreck noch „mit Bestürzung“ „Gorleben als Standort für eine Atommülldeponie und Wiederaufarbeitungsanlage“ „auf das entschiedenste“ abgelehnt, schließlich „würde hierdurch eine der letzten noch unberührten Naturlandschaften der Bundesrepublik – ja sogar Europas – zerstört“ (zit. nach Ehmke, Zwischenschritte, S. 23) wurde die Haltung im Samtgemeinderat wie im Landkreis durch „atomare Butterfahrten“ der DWK über Karlsruhe nach Cap de La Hague und die dauernde Geldzähl-Beschäftigung, damals wurde noch die Deutsche Mark (DM) gezählt, zunehmend lockerer.

Da gab es einmal die „Ansiedlungsverträge“ von 1980 für die beiden Zwischenlager mit der DWK. Für das „Transportbehälterlager (TBL)“ genannte Zwischenlager für hochradioaktive Castor-Behälter flossen einmalig 5 Mio. DM (aufgeteilt: Landkreis 2 Mio., SG Gartow 1,75 Mio., Gemeinde Gorleben 1,25 Mio.) und fließen jährlich bis zum Ende der Zwischenlager-Nutzung 1 Mio DM (SG Gartow 400.000, Landkreis und Gemeinde Gorleben je 300.000 DM). Im Herbst 1980 gibt es für die Zustimmung zum „Faßlager“ einmalig 980.000 für SG Gartow und Gemeinde Gorleben.. Die Gemeinde Gorleben treibt es 1990 auf die Spitze und holt sich vom Zwischenlagerbetreiber ein zinsloses, unbefristetes Darlehen von 1,25 Mio. DM (Poggendorf 2008).

Die souveränen Kommunalpolitiker vergaßen in diesen Verträgen nicht, von der DWK die Bereitschaft zu neuen Verhandlungen bei einer wesentlichen Änderung der wirtschaftlichen Grundlagen des Vertrages zu erhandeln, z.B. bei einer Erhöhung der Lebenshaltungskosten über 15%, gerechnet auf der Basis von 1980. So weist z.B. 2007 der Haushalt der SG Gartow 2007 als „Erstattung für Ausgaben des Verwaltungshaushalts“ die Summe von 832.000 Euro aus.

Aber neben der Quelle DWK, die aus der Stromrechnung aller Verbraucher fließt, galt es ja noch den Bundeshaushalt anzuzapfen, gespeist von allen Steuerzahlern: Von 1979 bis 1982 pauschal 200 Mio. an das Land Niedersachsen. Für Landkreis und Kommunen wurden daraus 4,1 Mio. jährlich, 1981 5,6 Mio., 1982 6,0 Mio.
1983 drängen Kommunalpolitiker und MdL Grill (CDU) mit Erfolg die Landesregierung, die in Gorleben abgesagte WAA doch noch in den Landkreis, auf das Gelände der einer alten Munitionsfabrik in Dragahn zu holen, denn es lohnte sich: 1983 bis 1987 7,25 Mio. jährlich. 1985 bis 1988 wurden daraus 8,5 Mio. plus extra 3 Mio. jährlich für Fremdenverkehr und Denkmalpflege. 1990 brachte die Zustimmung der Gemeinde Gorleben zur PKA dem Landkreis neue 12 Mio. jährlich für die nächsten drei Jahren aus dem Bundeshaushalt plus 5 Mio. einmalig von der BLG, die sich Landkreis, SG Gartow und Gemeinde Gorleben „drittelten“.

Insgesamt rechnet der für die Zeit von 1978 bis 1996 amtierende Oberkreisdirektor die „Akzeptanzgelder“ für die einzelnen Empfänger auf: Landkreis Lüchow-Dannenberg 72,828 Mio., Samtgemeinde Gartow 24,682 Mio., Gemeinde Gorleben 9,304 Mio., Samtgemeinde Dannenberg 8,649 Mio., Gemeinde Trebel 1,604 Mio., Gemeinde Karwitz 1.533 Mio. DM. (Poggendorf 2008).

Überschrift aus einem Leserbrief an die EJZ v. 22.12.1982, Text: Gerhard Has, BI