Riss im Widerstand?
Einen „Konfrontationskurs“ zwischen Bäuerlicher Notgemeinschaft und BI Umweltschutz vermutet die Elbe-Jeetzel-Zeitung (EJZ) vom 28.07.11. Die unterschiedliche Haltung zur industriellen Massentierhaltung würde einen Keil zwischen die großen Widerstandsgruppen treiben. Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Meinungsunterschiede in der Sache bzw. in der Frage, ob man sich zum Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern der Massentierhaltung positioniert, mag es geben, einen „Keil“ aber, der da zwischen Notgemeinschaft und BI getrieben würde und Auswirkungen auf die Geschlossenheit in Sachen Gorleben und Atomkraft, hätte, können wir nicht erkennen. Hier die Stellungnahme der BI zu dem Thema im Wortlaut, die der EJZ vorlag:
„Wir haben uns bisher zurückgehalten, weil wir als BI Umweltschutz zwei große Themen im Fokus haben: den Atomausstieg und die Förderung der Regenerativen Energien auf der einen Seite und das Atommülldilemma auf der anderen Seite. Unsere aktuellen Schwerpunkte sind der nächste CASTOR und die Frage, was bei einem Endlagersuchgesetz aus GORLEBEN wird. Und wir finden es wichtig, im Herbst geschlossen und entschlossen Widerstand zu leisten, um zu verhindern, dass es eine Endlager -Light- Fassung mit Gorleben im Pool gibt. Mit der Bäuerlichen Notgemeinschaft und den Aktivisten von ContrAtom gibt es in dieser Frage keinen Dissens.
Es gab in der Geschichte der BI nur einen Fall, in dem wir uns dezidiert auch öffentlich engagiert haben, obwohl es mit dem Thema Energiepolitik nichts zu tun hatte, da ging es um die militärischen Altlasten im Landkreis und die Verbrennung von Munition in Dragahn. Und das hatte unter anderem damit zu tun, dass Dragahn einmal Standort für eine Wiederaufarbeitungsanlage sein sollte.
Naturgemäß gibt es in einem Großverband wie der BI mit über 1000 Mitgliedern auch widerstreitende Meinungen zu anderen Themen – nicht nur des Umweltschutzes. Viele BI-Mitglieder engagieren sich gegen die Gentechnologie, andere gegen die industrielle Tiermasthaltung. Das ist auch naheliegend, denn wer über den Tellerrand schaut, erkennt, dass Großkonzerne nicht nur im Bereich der Energiepolitik sondern auch in der Landwirtschaft das Geschäft diktieren. So wie wir für die Dezentralisierung der Energiepolitik – also „small is beautiful“ sind, so sympathisieren wir auch in diesem Politikfeld mit denjenigen, die für eine artgerecht Tierhaltung und gegen die Massentierhaltung eintreten.
Allerdings: Die Gleichung „Wer gegen Atomkraft ist, ist auch gegen Massentierhaltung“ stimmt am ehesten in der umgekehrten Richtung:“Wer gegen Massentierhaltung ist, ist wahrscheinlich auch CASTOR-Gegner“.
Ein Großverband wie die BI muss jedoch eine Haltung zu dem aktuellen Konflikt finden, ohne das große Ziel Atomausstieg und Atommülllagerung aus den Augen zu verlieren.
Selbstjustiz und unqualifizierter Hetze gegen den Arbeitskreis Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) und Tiermastgegner haben jetzt ein Maß erreicht, das wir uns solidarisch mit den Angegriffenen erklären. Vor allem sollte innerhalb des Landvolks (Anm.: das ist nicht die Bäuerliche Notgemeinschaft) diskutiert werden, wohin die Verunglimpfung einiger Exponenten des ABL und der Bürgerinitiativen gegen Tiermasthaltung führt: auch im Hinblick auf den nächsten Castorkonflikt.“
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06