Atomlobbyist ohne Einsicht
Zur Zeugenvernehmung von Bruno Thomauske im 1. Untersuchungs-ausschuss „Gorleben” erklärt die Obfrau der SPD-Bundestagsfraktion im 1. Untersuchungsausschuss „Gorleben“ Ute Vogt:
Die Regierungskoalitionen haben mit Bruno Tomauske erneut einen Atomlobbyisten in den Gorleben-Untersuchungsausschuss eingeladen. Der Zeuge war 20 Jahre Mitarbeiter beim Bundesamt für Strahlenschutz und zum fraglichen Zeitpunkt des Untersuchungsauftrages in leitender Funktion tätig. Im Jahre 2003 wechselte Thomauske als Manager zu Vattenfall und wurde 2007 nach Pannen in den AKWs Krümmel und Brunsbüttel wieder entlassen. Begründung damals: „mangelnde Aufklärungsarbeit“. Diesen Vorwurf musste sich der Zeuge während seiner Vernehmung auch gefallen lassen. Denn Erkenntnisgewinn und Einsicht war seine Sache nicht. Thomauskes Erinnerungen und Interpretationen deckten sich in keiner Weise mit der bestehenden Aktenlage.
Beispiel Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben: Im Jahre 1991 war Thomauske noch der Ansicht, dass eine Erkundung des südwestlichen Teils des Salzstocks „zwingend notwendig sei“ und wenn die Nutzungs-rechte für diesen Teil nicht vorlägen „eine Weiterführung der untertägi-gen Erkundung (in Gorleben) nicht mehr sinnvoll“ sei. Sechs Jahre spä-ter, im Jahre 1997, teilte der BfS-Abteilungsleiter dem mittlerweile von Angela Merkel geführten Umweltministerium mit, dass „die alleinige Er-kundung des nordöstlichen Teils“ des Gorlebener Salzstocks genüge. Dazu muss man wissen, dass der südwestliche Teil des Salzstocks sich im Besitz von Andreas Graf von Bernstorff befindet – dieser will seit Jahrzehnten seinen Besitz nicht verkaufen. Deshalb wählte die schwarz-gelbe Bundesregierung in den Jahren 1997/1998 eine Doppelstrategie: Beschränkung der Erkundung auf den Nordost-Teil (ohne den Bernstorff-Bereich) durch die BfS, gleichzeitig führte Merkel im April
Der heutige Zeuge Bruno Thomauske ist Mitglied im Präsidium des „Deutschen Atomforums“. Seine Verflechtung mit der Atomindustrie ist evident. Selbst in aussichtsloser Situation: Drei Tage nach dem Reak-torunglück in Fukushima (11. März 2011) sagte Thomauske in einem TV-Interview, dass eine „mögliche Kernschmelze des Reaktors immer unwahrscheinlicher werde“. Ein ignoranter Irrtum. Ein hoffnungsloser Fall.