Atommüllbilanz: Strahlende Bestandsaufnahme

Fast genau 30 Jahre nach dem Erscheinen des ersten so genannten Sorgenberichts, gibt es nun eine komplett überarbeitete Version dieser Bestandsaufnahme. Auch sie erscheint unter dem Titel „Sorgenbericht“.

Als Ergebnis einer Arbeitsgruppe gibt die Atommüllkonferenz unter Federführung der AG Schacht Konrad eine detaillierte Liste der Atommüllstandorte und der dort lagernden Mengen heraus. Das 240 Seiten umfassende Schriftstück kommt damit pünktlich zur anstehenden Bundestagswahl und befeuert die Debatte um die gerade eingeleitete Standortauswahlsuche mit einer eindrucksvollen Auflistung der Atommüllmengen in Deutschland.

Peter Dickel von der AG Schacht Konrad, der die Arbeitsgruppe leitete, sieht den Sorgenbericht als Grundlage für eine breite öffentliche Auseinandersetzung mit Atommüll: „Wer mit uns über einhundert Millionen Jahre Sicherheit reden will, der muss noch beweisen, dass er die Gefahren im Hier und Jetzt ernst nimmt und seriös damit umgeht!“ Kaum jemand wisse schließlich, ob in der Nähe seines Wohnortes Atommüll lagert – und wenn ja, wieviel.

Diesen Fragen ist das Redaktionsteam um Ursula Schönberger von der AG Schacht Konrad und Wolfgang Neumann (INTAC) auf den Grund gegangen – mit sowohl überraschenden, als auch erschreckenden Ergebnissen.

Der Sorgenbericht dient Menschen, die erst am Anfang der inhaltlichen Auseinandersetzung stehen, als fundierte Grundlage, um sich in die öffentliche Diskussion einzuschalten. Aber auch langjährigen Kennern kann er als umfangreiches Nachschlagewerk nützlich sein. Er beinhaltet aktuelle Stellungnahmen zur politischen Entwicklung und ein Plakat mit der Übersicht aller Atomstandorte bundesweit und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich mittels einer interaktiven Webseite mit anderen Interessierten auszutauschen.

  • Der Sorgenbericht ist ab September für 15 Euro bei der BI erhältlich. Ein Anruf oder eine Mail an uns genügen. Selbstverständlich könnt Ihr auch direkt im BI-Büro in Lüchow vorbeischauen.

Das Original von 1983

Auf der Atommüllkonferenz in Gronau im Jahre 1983 wurde beschlossen, dem „Entsorgungsbericht“ der damaligen Bundesregierung einen ungeschönten Gegenentwurf vorzulegen. Das war die Geburtsstunde des „Sorgenberichts“, denn schon vor 30 Jahren gab es Anlass zur Sorge im Umgang mit Atommüll.

So publizierten die Bürgerinitiativen gegen Atomanlagen unter der redaktionellen Leitung von Wolfgang Ehmke (BI Lüchow-Dannenberg) und der Koordination von Peter Dickel (AG Schacht Konrad) eine 46 Seiten umfassende Broschüre, die sich ausgiebig dem Thema Atommüll und dessen Umgang durch die Verantwortlichen widmete.

Erschreckenderweise hat sich in den letzten 30 Jahren wenig getan, was auf einen nun sorgsameren Umgang mit Atommüll hinweisen würde. Viele Texte aus dem Jahr 1983 sind auch heute noch von besorgniserregender Aktualität. So belegt der alte Sorgenbericht, dass alle Warnungen durch die Anti-Atom-Bewegung bei den Verantwortlichen ungehört verhallten.

Heute wissen wir, dass die Tiefenlager Asse und Morsleben havariert sind, Gorleben und Schacht Konrad bleiben von der Politik nach wie vor gesetzt! 30 Jahre lang ist der Atommüllberg weiter gewachsen, ein Wachsen des Verstands der Verantwortlichen ist dagegen nicht zu erkennen.