Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Zum Tode von Ernst Albrecht
Standortentscheidung Gorleben tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt
Ernst Albrecht ist tot. „Der CDU-Politiker hat sich ins kollektive Gedächtnis der Atomkraftgegner_innen tief eingebrannt“, schreibt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI).
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke erinnert:
„Als niedersächsischer Ministerpräsident wählte Albrecht, zum Entsetzen seiner Hausgeologen, Gorleben als Standort für einen gigantischen Atomkomplex, das „Nukleare Entsorgungszentrum. Teil des Komplexes war ein nukleares Endlager im Salzstock Gorleben. Bei der Wahl Gorlebens setzte er sich über ein breit angelegtes Auswahlverfahren per „Handstreich“ hinweg.
Tondokument Tagesschau vom 22.02.1979
Legendär ist das Foto, auf dem Albrecht auf einer Landkarte auf Gorleben zeigt, diesen Standort hat er aus dem Hut gezaubert. Ausschlaggebend waren die geringe Bevölkerungsdichte und die geopolitische Lage, denn der Landkreis Lüchow-Dannenberg ragte wie ein Dreieck in das DDR-Gebiet hinein. Seitdem tickten die Uhren im Wendland anders, nichts blieb, wie es war.
Auf einem Areal von 12 Quadratkilometern sollten eine Wiederaufarbeitsanlage (WAA), eine Brennelementefabrik und verschiedene Pufferlager für hoch-, mittel- und schwachradioaktive Abfälle errichtet werden. Nach einem internationalen Hearing, ersten Blockadeaktionen zur Verhinderung von Bohrungen und dem legendären Gorleben-Treck der Bäuerinnen und Bauern aus dem Wendland erklärte Albrecht, Gorleben sei technisch zwar machbar, aber politisch nicht durchsetzbar.
Für diese Erkenntnis könnten wir ihm Anerkennung zollen, denn diese politische Einsicht wurde zum Motor unseres 37 Jahre andauernden Widerstands gegen die Nutzung der Atomkraft, das Atommülldesaster und natürlich gegen die Pläne, in Gorleben ein Atommüllendlager zu errichten.
Allerdings war der Rückzieher in Sachen WAA gepaart mit dem Bemühen, in Ruhe den Salzstock als Endlager auszubauen und oberirdisch Zwischenlager zu errichten. Dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) schrieb Albrecht 1979 einen Brief: „Entscheidend für die Richtigkeit dieser Prognose ist allerdings, daß die Bevölkerung uns glaubt, daß das Projekt der Wiederaufarbeitungsanlage nicht weiter verfolgt wird…Entscheidend ist, daß die Arbeiten zur Vorbereitung eines Endlagers weitergehen, und daß die Entsorgungskoppelung nicht den Betrieb der vorhandenen Kernkraftwerke lahmlegt und den Bau weiterer verhindert.“ (1)
Albrecht hat sich auch als semantischer Jongleur einen Namen gemacht. Als 1982 allen Beteuerungen zum Trotz, in Lüchow-Dannenberg keine WAA zu errichten, der Standort Dragahn ins Rennen geschickt wurde, sagte er, mit „Lüchow-Dannenberg“ sei schließlich nur Gorleben gemeint gewesen.
De mortuis nisi nihil bene – das hat sich wohl auch die CDU-Niedersachsen gedacht. In ihrer Würdigung des Politikers schiebt David McAllister die Standortauswahl Gorlebens der damaligen SPD-Regierung in die Schuhe: “ In seine Amtszeit fiel auch die Entscheidung der damaligen Bundesregierung für das niedersächsische Gorleben als Standort eines geplanten nationalen Entsorgungszentrums für hochradioaktive Abfälle.“
Ernst Albrecht verdanken wir unser tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber der politischen Klasse.“
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
(1) Quelle: Zwischenschritte. Die Anti-Atomkraft-Bewegung zwischen Gorleben und Wackersdorf. Seite 58/59
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