Fukushima – 9 Jahre und kein Ende in Sicht

Es ist nicht nur das Mitgefühl für die Opfer, weshalb sich Atomkraftgegner*innen unermüdlich zur Fukushima Mahnwache treffen. Es ist auch der Zorn über Regierungen und Parteien, die nichts aus der Katastrophe gelernt hat, sondern schon wieder neue Atomreaktoren plant statt die Chance zu einer menschenfreundlichen Energiewende zu nutzen.

Am 9. März nahmen ca. 60 Menschen an der Fukushima-Mahnwache auf dem Dannenberger Marktplatz teil.

Es war die dritte große atomare Katastrophe, die Japans Menschen nach den Hunderttausenden Toten der Bomben von Hiroshima und Nagasaki ereilte, als am 11. März 2011 der Super-GAU geschah: Ein gewaltiger Tsunami brach über den Atomkraftwerkskomplex von Fukushima herein. Die Systeme konnten den Naturgewalten nicht standhalten, es kam zu Explosionen und zur Kernschmelze. Gewaltige Mengen radioaktiver Strahlung wurden frei gesetzt und verseuchten die Teile Japans. Alle Versuche der Regierung und der Betreiber, die katastrophalen Folgen klein zu reden scheiterten angesichts der immens hohen Strahlendosen, denen die Menschen ausgesetzt waren.

Die genauso eifrigen wie dilettantischen Bemühungen den Kernbrand unter Kontrolle zu bekommen scheiterten; ebenso alle Versuche, die Umgebung strahlenfrei zu putzen: Jeder Regen, jeder Wind kontaminierte den Boden neu. Zahllose Menschen mussten für immer die Gegend verlassen – unter Zurücklassung ihrer Besitztümer. Unzählige erkrankten, der traumatische Schock sitzt tief.

Das alles ist nun neun Jahre her. Also Aufatmen, Rückkehr zur Normalität?

Teilgebiete sind von der Regierung schon wieder zur Besiedlung und für die Landwirtschaft freigegeben. Aber: Die Landschaft dort liegt voll mit großen schwarzen Säcken mit kontaminiertem Boden, ohne jede Abschirmung. Die Landschaft außerhalb der „gereinigten“ Flächen ist weiterhin verstrahlt. Die Risiken für Immunschwäche, Krebserkrankungen und Gendefekte sind weiterhin groß. Die gewaltigen Wassermengen, mit denen die Reaktorruine gekühlt werden muss, sind stark verseucht und die Auffangbehälter reichen längst nicht mehr aus. Also ab damit in den Pazifik!

Die Zukunft der Menschen ist äußerst ungewiss.

Katastrophen wie in Fukushima können – sicher mit anderen Ursachen – weltweit geschehen. Dennoch, so meint Herbert Schaper-Biemann von der Fukushima-Mahnwache im niedersächsischen Dannenberg, neigen wir im Alltag dazu, im ständigen Medienbombardement mit immer neuen Katastrophenmeldungen diese Dinge zu vergessen.

Gegen diese Vergessen versammeln sich seit der Katastrophe vor neun Jahren an jedem einzelnen Montag Menschen auf dem Marktplatz in Dannenberg um ihre Solidarität mit den Opfern zu zeigen, um ihre Anteilnahme und Betroffenheit zu demonstrieren.

„Aber es ist nicht nur das Mitgefühl, das uns unermüdlich Mahnwache stehen lässt“, sagt Herbert Schaper-Biemann aus dem Orga-Kreis der Mahnwache. Ebenso sei es der Zorn über Regierungen und Parteien, die nichts aus der Katastrophe gelernt haben, sondern schon wieder neue Atomreaktoren planen, statt die Chance zu einer menschenfreundlichen Energiewende zu nutzen. Schlimmer noch: Bei Olympia 2020 in Japan sollen in diesem Sommer sogar Wettbewerbe im Gebiet Fukushima stattfinden – welch ein Menschen verachtender Zynismus!“

aus der Rede „6 Jahre Fukushima“:

„Als uns vor fast genau 9 Jahren – es war ein Montag – die schrecklichen Nachrichten und Bilder von der Explosion des AKW in Fukushima erreichten, versammelte sich auf dem Marktplatz in Dannenberg spontan eine gewaltige Menge von Menschen, um ihre Betroffenheit und ihre Solidarität mit den Opfern in Japan zu bekunden.

Dies sollte keine einmalige Aktion bleiben. Seitdem treffen sich dort an jedem Montag um 18.00 Uhr 15 bis 30 Leute, um für eine halbe Stunde weiterhin ihr Solidarität zu zeigen und darauf aufmerksam zu machen, dass die Katastrophe noch nicht vorbei ist.“

aus der Rede „350. Treffen der Mahnwache“:

Aber auch: Unser Motto heißt ja „Fukushima mahnt“.
Es gemahnt uns, weiter für das schnellere AUS für die hier immer noch laufenden Atomkraftwerke zu streiten.
Es gemahnt uns, weiter gegen deutsches Geld für das britische AKW Hinkley Point zu protestieren.
Es gemahnt uns, weiter gegen den Betrieb der teilweise maroden AKWs in Frankreich und unseren Nachbarländern zu protestieren.
Es gemahnt uns, weiter die Einstellung der Brennelemente-Produktion in Deutschland zu fordern.
Es gemahnt uns, weiter das sofortige Ende aller Endlagerplanungen für den ungeeigneten Salzstock Gorleben-Rambow zu verlangen.
Und nicht zuletzt zeigt uns das Beispiel Fukushima auch, dass wir weg müssen vom ungebremsten Wachstumswahn und hin zu einer die Substanz erhaltenden Wirtschafts- und Lebensweise.