Neujahrsrundgang in Gorleben
Rund 80 Menschen kamen am Neujahrstag zum traditionellen Neujahrsempfang und anschließendem Rundgang der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) an die Atomanlagen in Gorleben. Sie wurden in der Tat nur „empfangen“, wer auf das Jahr 2022 anstoßen wollte, musste – pandemiebedingt – sich ein Getränk mitgebracht haben.
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke empfing die zahlreichen Spaziergänger:innen. Er verwies zunächst auf die „Tagespolitik“: die Forderung nach dem Abriss der Pilotkonditionierungsanlage (PKA) stünde auf dem Zettel. Statt erst 2026 abgeräumt zu werden, müsse die Betreiberfirma BGZ in die Pflicht genommen werden, den Abriss schneller zu gewährleisten, jedes Jahr koste die PKA mit allen Sicherheitschecks 6,3 Mio. Euro, nur weil sie nicht aus dem Atomrecht entlassen wurde, das summeriere sich auf 25 Mio. Euro auf. Die BI werde auch darauf drängen, dass der Rückbau des Endlagerbergwerks in die Gänge kommt, auch dort koste der Offenhaltungsbetrieb immer noch jährlich über 20 Mio. Euro.
Es dauere noch, bis man sich an die Erfolge in Gorleben gewöhnt habe, beim Schreiben der Einladung zum Neujahrsspaziergang rund um das Bergwerksgelände hätte er das Wort „einstiges“ Endlagerbergwerk einfügen müssen, denn ein Endlagerberwerk sei die Anlage ja nicht mehr. Viel Grund zur Freude gebe auch die Stilllegung weiterer drei Atomkraftwerke zum Jahreswechsel: in Gundremmingen, Grohnde und Brokdorf.
Martin Donat, der BI-Vorsitzende, kündigte das Fest zum Ausstieg, den Gorlebentag für den 3. Juni an. Doch goß er Wasser in den Wein: Der Atomausstieg sei erst perfekt, wenn die Urananreicherung und die Brennelementfertigung in Deutschland in den Atomausstieg einbezogen würden. Der Knaller sei auch das Prädikat „nachhaltig“ für Gas und Atomkraft bei den EU-Verhandlungen. Nichts sei weniger nachhaltig als die Atomkraft, da müsse man aufpassen, wohin die energiepolitischen Bestrebungen laufen.
Zum Alltagsgeschäft, so Ehmke, gehöre natürlich auch, dass bei der Endlagersuche das Wendland mit vier Tongebieten im Rennen sei: „Für 2022 bleibt also viel zu tun!“
Bilder: Andreas Conradt / PubliXviewinG