Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Krieg und Atomkraft schließen einander aus

Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind mehrere nuklearen Einrichtungen des Landes von den Kämpfen betroffen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien warnte deshalb vor schwerwiegenden Atomunfällen.

Russische Einheiten hatten nach Medienberichten das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl eingenommen. Das AKW in Tschernobyl ist seit der Havarie 1986 das bekannteste unter den Atomkraftwerken der Ukraine, insgesamt gibt es an vier Standorten noch insgesamt 15 verschiedene Reaktorblöcke. Inzwischen kontrollieren russische Truppen auch das Gebiet um das Atomkraftwerk Saporischschja, das weiterhin in Betrieb ist.

Ein Lager für radioaktive Abfälle nicht weit von Kiew ist nach offiziellen ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag von russischen Raketen getroffen worden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gab bekannt, es beobachte die Situation in der Sperrzone von Tschernobyl aufmerksam. Insbesondere Berichte über erhöhte Radioaktivitätswerte in der Umgebung des stillgelegten Kernkraftwerks würden von den Experten und Expertinnen des BfS „intensiv verfolgt“.

Die Strategie des Aggressors sei offensichtlich, die ukrainische Energieversorgung zu kontrollieren oder zu demolieren, dazu passten auch die Zerstörung von Gasleitungen und Bomben auf Öldepots.

„Zugleich aber besteht die Gefahr, dass mit dem Einsatz konventioneller Waffen gegen Atomanlagen – ob ungewollt oder gezielt – eine atomare Drohkulisse aufgebaut wird,“ schreibt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). „Krieg und Atomkraft schließen einander aus, das wird durch Putins Krieg schlagartig noch einmal klar“, sagt dazu BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. „Ein Aggressor kann die Welt mit einer Atomwolke erpressen. Dieses mögliche Szenario wurde in Vergangenheit unzählige Male beschrieben, u.a. von dem frühen Mahner, von Robert Jungk. Atomkraftwerke sind eine Gefahr, im Normalbetrieb und in kriegerischen Zeiten, sie gehören abgeschaltet.“

Besonders fatal stünde es in Deutschland, wenn nun die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gehen, um die Sicherung der atomaren Zwischenlager.

Die BI: “1.900 Castorbehälter sind nun einmal da und werden solange oberirdisch aufbewahrt, bis es ein Endlager gibt. Nach dem Terrorschlag in 9/11 wurden z.B. Vernebelungsstrategien für Atomkraftwerke diskutiert. Unser Wissensstand ist, dass derartige Schutzmechanismen keine Umsetzung erfuhren. Militärische Selbstschutzsysteme, die es für Flugzeuge, Hubschrauber, Schiffe oder Panzerfahrzeuge gibt, wurden nicht für den Schutz von Atomanlagen eingerichtet, erst recht nicht für die Zwischenlager. Seit Jahren fordern wir beispielsweise ein Überflugverbot für die Zwischenlager. Ohne Erfolg. Seit Jahren reklamieren wir die geringen Wandstärken z.B. des Zwischenlagers in Gorleben, ohne Erfolg.“

Während in Lubmin/Greifswald aktuell eine Art Verbunkerung hochradioaktiver Abfälle in Angriff genommen werde, bliebe es bei der unverantwortlichen Schönwetterpolitik an den anderen 16 Zwischenlagerstandorten, für die der Bund verantwortlich sei.

Ehmke: „Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BaSE) behauptet auf seiner Homepage gar, auf die Wandstärken für die Sicherung dieser Anlagen käme es gar nicht an. Der Krieg zeigt endgültig, auch hier muss sofort umgedacht und gehandelt werden.“

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, Tel. 0170 510 56 06

 

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