Tihange, Doel, Lingen…

In der Nacht zum 1. Februar ging nach 40 Jahren endlich der Risse-Reaktor Tihange 2 vom Netz – das ist ein echter Erfolg für mehr als zehn Jahre intensiven Protest in der Region Aachen-Maastricht-Lüttich. Es gab immer wieder große und kleine Aktionen – 2017 gipfelte der Protest in einer Menschenkette mit mehr als 50 000 Menschen. Wir gratulieren zum hartnäckigen und ausdauernden Widerstand – Erfolge sind möglich!

Mehr als nur ein Wermutstropfen ist allerdings, dass Tihange 1 und 3 weiterlaufen – letzterer Reaktor sogar bis 2035. Damit bleiben die atomaren Probleme in der Region erhalten. Auch diese beiden Reaktorblöcke sowie Doel 1, 2 und 4 müssen dringend vom Netz!

In Lingen erleben wir leider ungebremst, wie die europäische Atomindustrie schon für die nächsten Jahrzehnte plant: Framatome will Lingen zu einer zentralen Brennelementefabrik für die Belieferung von maroden sowjetisch-russischen AKWs in Osteuropa machen und holt sich dabei offensichtlich die aktive Hilfe von Rosatom mit an Bord. Es ist von Lizenzen und weiterhin von einem Joint Venture die Rede – mit einem Kreml-Konzern, der laut Washington Post auch militärisch aktiv ist und durch die Besatzung des AKW Saporischschja auch am Krieg in der Ukraine beteiligt ist.

Wie nun eine Recherche von umweltfairaendern.de ergeben hat, unterstützt die niedersächsische Landesregierung bislang die Ausbaupläne von Framatome – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Schon im Sommer 2022 ließ der damalige Umweltminister Olaf Lies (SPD) eine geheime „Vorprüfung“ durchführen, um eine Umweltverträglichkeitsprüfung abzubügeln. Auch der jetzige Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hält sich mit Details zur atomaren Ostexpansion von Framatome völlig bedeckt. Das Bundesumweltministerium kündigte nun eine „bundesaufsichtliche Prüfung“ an – ob das mehr ist als nur Theaterdonner, lässt sich (noch) nicht sagen. Wir sind naturgemäß sehr skeptisch.

Um es nochmal ganz klar zu sagen: Was Framatome im Emsland vorhat, wird Lingen auf Jahrzehnte (!) als atomar-aktiven Standort von europäischer Bedeutung erhalten. Das ist das Gegenteil von Atomausstieg!

Deshalb rufen wir euch auf und bitten euch, mit uns gemeinsam diesen Wahnsinn zu stoppen – wir wollen keine Kooperationen mit dem Kreml-Konzern Rosatom und keinen Aus- und Umbau der Brennelementefabrik Lingen, sondern die Stilllegung der Uranfabrik und der nahegelegenen Urananreicherungsanlage in Gronau im Rahmen des Atomausstiegs.

Wie sagte das Bundesumweltministerium neulich? Die Stilllegung dieser beiden Atomanlagen sei eine Frage der „Glaubwürdigkeit“ – dann sollten diesen Worten jetzt auch Taten folgen!

Eine ausführlichere Einschätzung findet ihr auf www.sofa-ms.de

Atomfreie Klimagrüße
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen