Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Jülich – Ahaus: Sind Castor-Gespräche schon vor dem Start gescheitert?
• Parteien geben sich gegenseitig die Schuld für Castor-Debakel
• Landes- und Bundesregierung ziehen nicht an einem Strang
• Langfristige Sicherheit wichtiger als fragwürdige Kosten-Rechnungen
• 31. August: 14 Uhr Sonntagsspaziergang Zwischenlager Ahaus
Mehrere Anti-Atomkraft-Organisationen kritisieren angesichts eines drohenden Castor-Marathons auf den Autobahnen von NRW die mangelnde Prüfung von Alternativen sowie die völlig unsachlichen gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen den Parteien. Die Kritik erfolgt insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Bundestagsdebatte und den Verlautbarungen von Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Das zuständige Bundesamt BASE hat zudem noch für diesen Sommer die Transportgenehmigungen für die Castor-Transporte aus Jülich und Garching nach Ahaus angekündigt. Die Anti-Atomkraft-Initiativen kündigen deshalb neue Proteste an.
Aus Kreisen der NRW-Grünen verlautete zum Beispiel, dass NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) keine Möglichkeiten mehr sehe, die Castor-Transporte noch zu verhindern. Die NRW-Grünen weisen gleichzeitig der Bundes-SPD die Schuld zu und bezeichnen den Bundesumweltminister als „Castor-Carsten“. Die NRW-SPD schiebt hingegen Mona Neubaur und den Grünen die Schuld für die Castor-Transporte zu. In einem Schreiben an die Anti-Atomkraft-Initiativen verweist die Partei auf die primäre Zuständigkeit der NRW-Atomaufsicht. Die CDU hingegen versucht das brisante Thema ganz auszusitzen. Nur NRW-Innenminister Reul verdeutlichte den erheblichen Polizeibedarf für die zahlreichen Atommüll-Fahrten.
„Diese Spielchen sind absolut kontraproduktiv und werden der brisanten Thematik nicht gerecht“, kritisiert Janna Dujesiefken von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. „Die Verantwortung für die 152 Jülicher Castoren ist auf verschiedenste Stellen wie die NRW-Atomaufsicht, aber auch das Bundesfinanz-, das Bundesforschungs- und das Bundesumweltministerium sowie das BASE verteilt – hier fehlt seit Jahren eine konsequente Zusammenarbeit, um die Verursacher des Atommülls in Jülich zu einem verantwortungsvollen Umgang zu drängen. Stattdessen konnte das staatliche Jüliche Atommüllunternehmen JEN jegliche Bemühungen für ein neues Zwischenlager in Jülich unterlaufen und den Abtransport des Atommülls vorantreiben.“
Solange das Bundesumweltministerium die noch ausstehende Transportgenehmigung bearbeitet, müssen sich die Verantwortlichen eiligst zusammensetzen und den sicheren Verbleib in Jülich bis zur Endlagerung organisieren sowie mögliche Castor-Transporte aus Garching verhindern. Das Ahauser Atommülllager entspricht nämlich nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik.
Jens Dütting vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen erklärt:
„Am Standort Lubmin ist ab 2036 ein Castor-Lager mit 2 Meter Stahl-Beton-Decke geplant. In Ahaus hingegen plant der staatliche Betreiber BGZ 2036 eine Neugenehmigung der bestehenden Halle mit circa 20 Zentimer Deckenstärke. Da macht es uns fassungslos, wenn CDU und SPD in der Bundestagsdebatte am 26. Juni 2025 darauf verwiesen haben, dass die Ahaus-Transporte nun mal die angeblich günstigere Option seien!“ Kerstin Ciesla vom BUND NRW ergänzt: „Jegliche Transportrisiken von Unfällen über Drohnen bis Sabotage wurden von den Abgeordneten als übertrieben dargestellt. Diese riesigen und wiederholten Konvois lassen sich nicht verstecken. Und ständig wird auf den möglichen Transportstrecken im Ruhrgebiet über Absackungen oder wie jüngst Hitzeschäden berichtet.“
„Die Transportkosten und jährlichen Mietkosten in Ahaus werden den Neubau- und Betriebskosten in Jülich gegenübergestellt. Polizeikosten, etwaige Nachrüstungen oder ein Neubau in Ahaus ab 2036 bleiben dabei unberücksichtigt“, erklärt Marita Boslar vom Aktionsbündnis Stop Westcastor in Jülich.
Gemeinsam mit den anderen Initiativen kündigt sie an:
„Am Tag nach Bekanntgabe der Transportgenehmigung demonstrieren wir um 18 Uhr in Jülich vor dem Forschungszentrum und vor dem Atommülllager in Ahaus! Und am 31. August findet um 14 Uhr ein neuerlicher Anti-Atom-Sonntagsspaziergang vor dem Atommüll-Lager in Ahaus statt.“
Unterdessen hat die Fraktion der Linken im Bundestag eine neue Kleine Anfrage zum Thema eingereicht: https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1098836
Quellen:
Bundestags-Debatte vom 26.06.2025
Homepage der Grünen-NRW
Korrespondenzen mit Landtags- und Bundestags-Abgeordneten
Kontakte:
Jens Dütting, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, Tel. 0176-38368325
Kerstin Ciesla, BUND NRW e.V., Tel. 0178-8140600
Janna Dujesiefken, BI „Kein Atommüll in Ahaus“ e.V., Tel. 01578-2265553
Marita Boslar, Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich, Tel. 0176-52270865
Weitere Infos:
www.bi-ahaus.de, www.westcastor.org, www.sofa-ms.de

KONTAKT
Pressesprecher
Wolfgang Ehmke
Tel. 0170 510 56 06