
„Die Nuklearfalle – Putins Deals mit dem Westen“
Arte zeigte am 16. Juli eine Dokumentation in fünf Kapiteln, die es in sich hat. Es geht um Rolle des russischen Staatskonzerns Rosatom im weltweiten nuklearen Netzwerk und die Abhängigkeit vor allem Frankreichs von den Uranlieferungen Russlands, nachdem der Niger als Billiglieferant weggebrochen ist. Es geht auch um die Versorgung von Atomkraftwerken in osteuropäischen EU-Ländern mit spezifischen Brennelementen, die allein Rosatom anfertigt.
Ein wichtiger Baustein dabei ist die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen, wo auf deutschem Boden die französische Framatome ein Joint-venture mit Rosatom betreibt. Der Film erklärt, warum Uranlieferungen von allen Sanktionen als Antwort auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgenommen sind, und treibt es auf die Spitze: ausgerechnet die Ukraine setzt mit dem AKW Chmelnizki auf die Lieferung von Brennelementen russischer Bauart… Krieg hin, Krieg her.
Arte schreibt dazu:
„Der Film nimmt das Publikum mit auf eine Recherche tief in die Einflusssphären Russlands. Von Deutschland geht es in amerikanische Uranminen, zum besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine und auf eine russische AKW-Baustelle in der Türkei.
Ein Schiff auf dem Weg von Sankt Petersburg in die USA hat technische Probleme und muss den Hafen in Rostock anlaufen. Die Behörden entdecken Birkenholz an Bord – und Uran. Das Holz wird beschlagnahmt, das Uran allerdings tritt die Weiterreise an. Anders als Birkenholz fällt Uran nicht unter Sanktionen. Während der Westen versucht, sich bei Öl und Gas von Russland abzukoppeln, geht der Uranhandel weiter.
Die staatliche russische Atomenergiebehörde Rosatom ist ein undurchsichtiges Geflecht von Tochterfirmen, das weltweit daran arbeiten, Monopole und damit Abhängigkeiten zu schaffen. Vor allem durch den Verkauf von Uran und Brennstäben – auch für westliche Atomkraftwerke. Sich aus dieser langfristigen Abhängigkeit zu befreien, scheint schwierig zu sein. Seit Beginn des Kriegs mit der Ukraine haben sich die Gewinne, die Rosatom im Ausland erwirtschaftet, verdoppelt. „Putin hat schnell gemerkt, dass er westliche Staaten mit Uran viel besser an sich binden kann als mit Gas und Öl“, sagt ein ehemaliger Rosatom-Mitarbeiter.
„Die Nuklearfalle“ schaut sich das System Rosatom genauer an. Wie schafft der russische Präsident Wladimir Putin über die Atomenergie neue Abhängigkeiten? Ist Rosatom ein Instrument in der hybriden Kriegsführung gegen den Westen? Und warum machen EU-Staaten auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine immer noch Geschäfte mit dem Kreml? Rosatom – ein mächtiges Instrument in Putins Händen, das inzwischen auch der EU und der NATO gefährlich werden kann.“