Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Kaltzeiten – wann kommt das Aus für weite Teile Norddeutschlands und des Alpenraums für die Atommüllendlagerung? BI Umweltschutz reagiert auf BASE-Forschungsvorhaben
Sehr früh und wiederholt hat die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) darauf hingewiesen, dass kommende Kaltzeiten bei der Endlagersuche berücksichtigt werden müssen, zuletzt als Impuls für das 3. Endlagerforum im November 2024. Im aktuellen Newsletter des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) wird nun auf eine Tagung zum Thema Kaltzeiten verwiesen, die im Juni im Rahmen der digitalem Forschungsreihe scienceBASEd stattfand.
„Auf der einen Seite ist es zu begrüßen, dass das BASE sich ebenfalls um die Auswirkungen der kommenden Kaltzeiten kümmert, andererseits bildet der Forschungsansatz, der sich allein auf Rechenmodelle stützt, nicht wirklich den Stand von Wissenschaft und Technik ab,“ merkt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke an.
Die Periodizität der Kaltzeiten hat nichts mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun, sie ist durch astronomische Vorgänge gesteuert. In den kommenden eine Millionen Jahren, in denen die radioaktiven Abfälle tiefengeologische gelagert werden sollen, kann es deshalb zu 9-10 Vereisungen Nordeuropas bis zu den deutschen Mittelgebirgen und des Alpenraumes kommen.
Einige mögliche Folgen sind, so die BI, die Aufschiebung und Erosion an der Gletscherfront bis in wenige 100 Meter Tiefe („Glazitektonik“), die Entstehung von bis 800 m tiefen Rinnen, teils gekoppelt an Salzkissen oder Diapiren, die Mobilisierung von Salzkissen und Störungen bis in Tiefen von einigen Kilometern und der Aufstieg von Flüssigkeiten durch Druckanstieg, aber auch Druckentlastung sowie die Reaktivierung von tektonischen Störungen und Erdbeben.
Die Erkenntnisse der BASE-Forschungsvorhaben AHRES und MeMoDeck, die auf der Veranstaltung vorgestellt wurden, bilden aus Sicht der BI die Komplexität der Eiszeitfolgen nicht wirklich ab. Das BASE räumt selbst ein:
„In der Diskussion wurde unter anderem thematisiert, inwieweit die Modellrechnungen aus dem Forschungsvorhaben MeMoDeck realitätsbezogen sind, da eine unmittelbare Übertragbarkeit auf die Realität nicht direkt ersichtlich sei. Der Auftragnehmer für das Forschungsvorhaben MeMoDeck sieht hier Potenzial für weitere Modellrechnungen, die dies leisten könnten.“
Offensichtlich spielten aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Thematik, die über Rechenmodelle hinausgehen, zu der Frage, welche tektonischen Verwerfungen durch die Eisauflast möglicherweise reaktiviert werden, das sog. „Reaktivierungspotential“, in den bisherigen BASE- Forschungsvorhaben keine Rolle, konstatiert die BI. Untersucht wurde das nämlich sehr wohl im Ostseeraum, und zwar von Schiffen aus.
Ehmke: „Es ist davon auszugehen, dass sich diese Verwerfungen in das Hinterland, also auch in Deutschland fortsetzen. In einer weiteren Studie wurde gezeigt, dass noch in einigen 100 Kilometer Entfernung vom Gletschereisrand Störungen auftreten können.“
Auf diese Forschungsergebnisse hat die BI die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hingewiesen.
Der BI-Sprecher betont: „Wir drängen darauf, dass die BGE die Schlussfolgerungen daraus zieht, wenn sie am 3. November, also kurz vor dem 4. Endlagerforum, das in diesem Jahr in Hannover stattfindet, darlegt, welche Gebiete bei der Endlagersuche als nächste wissenschaftsbasiert herausfallen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatte bereits vor einem Jahr eine Karte vorgelegt, die nahelegt, dass der norddeutsche Raum zwischen Hamburg und Berlin entlang der Elbe besonders betroffen ist.“
Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, Tel. 0170 510 56 06
Karte: BGR

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