Belém – etwas Hoffnung im Desaster
Indigene Frauen aus aller Welt treffen und vernetzen sich. Sie sind die Schützerinnen des Waldes und der verbleibenden Biodiversität, die nach UN-Angaben zu 80 Prozent auf indigenen Territorien liegt. Sie stärken sich und ihren Einfluss und entwickeln Lösungen für die ökologischen Krisen, von denen sie ganz besonders betroffen sind.
Sie sind ein Beispiel von Hoffnung auf der Weltklimakonferenz, der COP30, die im November im brasilianischen Belém stattfand. So konnten Indigene sich und ihre Anliegen sichtbar machen und einige Zusagen zum Schutz des Regenwaldes erwirken.
Insgesamt ist die Bilanz der offiziellen Konferenz aber ein Desaster. Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, der ein Hauptanliegen des Klimaschutzes ist, wird in der Abschlusserklärung nicht einmal erwähnt. Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen steigen die weltweiten Treibhausgasemissionen weiter an. Emissionen, die für Tausende von Jahren in der Atmosphäre verbleiben. Da stellt sich die Frage nach dem Nutzen der Weltklimakonferenzen. Während fast täglich irgendwo auf der Welt Autos durch überflutete Gassen gespült werden, Stürme bisher ungekannte Zerstörungskraft entfalten wie zuletzt unter anderem auf den Philippinen, Jamaika und in Alaska, gehen die Bemühungen um eine Begrenzung des Temperaturanstiegs zumindest noch auf weniger als 2 Grad schleppend und mit zahlreichen Rückschlägen voran. Megastädte wie Teheran und Neu Delhi stehen wegen extremer Dürre und Hitze bereits am Rande der Unbewohnbarkeit. Dabei tragen die am meisten geschädigten Regionen nur einen geringen Teil zur Erderhitzung bei. Hauptverantwortliche wie Deutschland, das historisch für ca. ein Viertel der Klimagasemissionen verantwortlich ist, stellen sich nicht ihrer Verantwortung. Erst recht nicht die USA, die das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt haben.
Deutschland, das sich immer gerne als vermeintlicher Vorreiter im Klimaschutz dargestellt hat, rutscht im Ranking für Klimaschutzpolitik gleich um sechs Plätze abwärts auf Rang 22. Allein 10 EU-Staaten machen es demnach besser als die schwarzrote Regierung. Während der laufenden COP 30 in Belém beschließt die Bundesregierung, Flüge um jährlich 350 Millionen Euro durch Steuersenkungen zu subventionieren, wohingegen das Bahnfahren verteuert wurde.
Immer noch werden in vielen Ländern Wälder vernichtet, hauptsächlich für Futtermittelgewinnung für die Massentierhaltung, und weitere Abholzungen sind geplant. Dass diesem Trend gigantische Aufforstungspläne entgegenstehen wirkt grotesk, brauchen Wälder doch Jahrzehnte, um ihre Auffangfunktion von Kohlendioxid zu erreichen, Zeit, die wir nicht mehr haben.
Ein Hoffnungsschimmer ist, dass sich auf der COP-Koalitionen der Willigen gebildet haben und eine Debatte über Kompensationszahlungen an die Länder des Südens größeren Raum einnimmt als zuvor. Auch die Bedeutung des Regenwaldes, insbesondere am Amazonas, scheint mehr Niederschlag in den Diskussionen zu finden und in Ankündigungen erheblicher Investitionen in dessen Erhalt zu münden.
Letztlich kann nur Widerstand aus der Bevölkerung gegen naturfeindliche Politik dafür sorgen, dass die auf den COPs beschlossenen Ziele in den einzelnen Ländern sich auch in einer entsprechenden Regierungspolitik niederschlagen. Einen Moment entschlossenen Widerstands gab es auf der COP30 selbst, als Demonstrierende in indigener Kleidung und mit der Parole „Unsere Wälder stehen nicht zum Verkauf“ in die geschlossene Vorhalle der Konferenz eindrangen. Diese Bilder gingen um die ganze Welt.
Uns bleibt auch hier im Wendland die Aufgabe, die Bewegung für eine naturregenerative Lebens- und Wirtschaftsweise zu sammeln und zu stärken. Die Krise selbst wird ökologische Themen und Verteilungsfragen längerfristig wieder unübersehbar in den Fokus rücken. Darauf müssen wir vorbereitet sein!
Achim Oerter, Klimaaktionsgruppe Hitzacker
Achso! Das ist ja ein tolles Ding: Die Klimabewegung hat versagt? Nicht die Regierungen! https://taz.de/Rechtsruck/!6126548/
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