Wie alles anfing und wohin es führte

Wie alles anfing und wohin es führte

Im Februar 1977 hatte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) Gorleben als Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) ausgewählt. Gesucht wurde ein Areal von 12 Quadratkilometern. Nach massenhaftem Protest gegen die Pläne, im nordöstlichen Teil Niedersachsens, der damals wie eine Halbinsel in die DDR hineinragte, eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAA), eine Brennelementefabrik wie auch ober- und unterirdische Atommülldeponien zu errichten, revidierte der CDU-Politiker zwei Jahre später sein Angebot an das Kabinett Helmut Schmidt (SPD). Eine WAA sei technisch zwar machbar, politisch aber nicht durchsetzbar.

Am 4. Juli 1979 sagte Ernst-Albrecht in der Energiedebatte vor dem Deutschen Bundestag, die niedersächsische Landesregierung sei nicht bereit, „auf verängstigte Menschen zu schießen“, damit die Anlage gebaut werden könne, die zwar wünschenswert, aber im Augenblick nicht notwendig sei. (Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 5.7.1979).

Es hielt allerdings an dem Plan fest, das Tiefbohrprogramm zur Erkundung des Salzstocks durchzuführen. Hydrogeologische Untersuchungen begannen im April 1979, das Tiefbohrprogramm im Januar 1980, es wurde nur kurz unterbrochen durch die Besetzung der Tiefbohrstelle 1004 im Juni 1980. (Quelle: Wolfgang Ehmke, Zwischenschritte. Köln 1987)

Hintergrund war, dass zu jener Zeit erstmalig der Bau und Betrieb eines AKW an einen Entsorgungsnachweis gekoppelt wurde. Es folgte der Antrag für die Errichtung des Brennelement-Zwischenlagers Gorleben und des Fasslagers. Am 26. Mai 1981 gab der Samtgemeinderat Gartow grünes Licht durch die Änderung des Flächennutzungsplans. Das Erkundungsprogramm für das Endlagerprojekt war bereits angelaufen. Am 30. April 1986, vier Tage nach dem Super-GAU in Tschernobyl, kam noch der Bauantrag für die Errichtung der Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) hinzu.

Ein starkes Stück Täuschung der CDU-Landesregierung nahm zwischenzeitlich seinen Lauf: Obwohl Ernst Albrecht wiederholt beteuerte, der Bau einer WAA sei für den Landkreis Lüchow-Dannenberg vom Tisch, enthüllte die Bürgerinitiative Umweltschutz Pläne für die Errichtung einer WAA im West-Kreis, in Dragahn. 1980 und 1981 gab es eine Vielzahl von CDU-Statements gegen den Bau einer WAA, u.a. hatte Albrecht an den Gartower Bürgermeister geschrieben:

„Unter bezug auf meine Regierungserklärung vom 16. Mai 1979 und die wiederholten Aussagen der Landesregierung darf ich Ihnen im Namen der Niedersächsischen Landesregierung von einmal bestätigen, daß die Landeregierung einem etwaigen Antrag auf Errichtung einer Wiederaufbereitungsanlage im Landkreis Lüchow-Dannenberg auf keinen Fall zustimmen wird, von wem auch immer der Antrag gestellt werden mag.“ (Quelle: Wolfgang Ehmke, Garstige Geschichten aus dem Atomkreis Lüchow-Dannenberg, Faksimilie Hamburg 1981)

Parallel zu Dragahn wurde auch für Wackersdorf in Bayern ein Planverfahren eingeleitet. Öffentlich durfte nun Ernst Albrecht Lügner genannt werden. Der redete sich auf „semantische Probleme“ hinaus, gemeint mit Lüchow-Dannenberg sei immer Gorleben gewesen.

Die Sachbeiträge auf unserer Homepage spiegeln die Bau- und Planungsvorhaben: Stück für Stück wurden in Gorleben Teile des ursprünglichen Atomkomplexes beantragt und zum Teil verwirklicht. Hinzu kam noch der Bau eines Verladekrans in Dannenberg. Die Bahnstrecke Lüneburg- Dannenberg (Ost) endet hier. Der Kran wird für das Umladen der tonnenschweren Castor-Behälter von der Schiene auf Straßentieflader benötigt. Die letzten 18 Kilometer bis zum Zielort zwischen Gorleben und Gedelitz wurden die Castor-Behälter auf der Straße transportiert.

Auch wenn heute die Castor-Transporte nicht mehr im Fokus unserer Arbeit stehen, bleibt festzuhalten:

Die Chance, den heißen Betrieb der PKA und die Verwirklichung eines Endlagers für insbesondere hochradioaktive Abfälle zu verhindern, haben wir immer noch – dank unseres langen Atems.