2015, 2016, nun 2017? – Castor Chaos in der BRD
Bei ihrem öffentlichen Besuch im September 2014 im Lüchower Gildehaus, ließ die Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks einen neuen Termin für die noch anstehenden Castor Transporte fallen. „Frühestens 2017“, so die Ministerin, „da die Genehmigungsverfahren soviel Zeit in Anspruch nehmen würden.“ Die genauen Ziele der Transporte hielt Hendricks weiterhin offen.
Nach dem Ausscheiden des Standortes Gorleben, dessen Zwischenlager bisher als einziger Standort für die Rückführung von verglastem hochradioaktiven Müll aus der Wiederaufarbeitung eine Genehmigung vorwies, müssen im Zuge des Kompromisses im Standortauswahlgesetz nun neue Lager gefunden werden.
Eigentlich wollte das Bundesumweltministerium im Einvernehmen mit den Bundesländern bereits zu Ostern eine Entscheidung über die Standorte vorlegen.
Doch ausser Philippsburg und Brunsbüttel, die in den „grün regierten“ Bundesländern Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg liegen, gab es aus den Ländern keine Bereitschaft Müll aufzunehmen.
Es folgte ein Possenspiel, in dem die Grünen ihre Zusage nur aufrecht erhalten wollten, wenn auch ein CDU regiertes Bundesland Müll aufnehmen würde. Schnell wurde daraufhin Biblis in Hessen ins Spiel gebracht, wogegen sich die dortige Landesregierung jedoch wehrte. Sollte sich kein weiteres Bundesland finden, das Aufnahmebereitschaft erklärt, müsse die Ministerin ein Weisung erteilen, um den Müll zu deponieren. Doch schon bei den Zusagen der Regierungen in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg stellen sich dringliche Fragen.
So weigerte sich jüngst der Energieversorger EnBW einen Antrag auf Einlagerung in Philippsburg zu stellen, da die Frage zur Übernahme für die zu erwartenden erheblichen Mehrkosten nicht geklärt sei!
EnBW, das sollte hier erwähnt sein gehört zu einem großen Anteil dem Land Baden-Württemberg.
Das Lager in Brunsbüttel macht derweil nicht nur unaufhörlich Schlagzeilen durch die zerstörten Atommüllfässer, die Vattenfall dort in Kavernen eingelagert hat, sondern auch durch eine erfolgreiche Klage gegen die Betriebsgenehmigung des Lagers vor dem Oberverwaltungsgericht.
Die Hoffnung der Politik, basierend auf den Kompromissen zum Standortauswahlgesetz, auch für die anstehenden Castoren eine zeitnahe, einvernehmliche Lösung zu finden, entpuppt sich als zähes Ringen mit unangenehmen Fakten. Neu ist, dass die Bundesumweltministerin das Scheitern ihrer Bemühungen, Ausweichplätze für Gorleben zu finden, einräumte. Barbara Hendricks (SPD) lässt einem Entwurf arbeiten, wie alle Länder in die Pflicht genommen werden könnten.
Betroffene, die der Hoffnung erliegen, dass der hochradioaktive Müll in ihrer Nähe nur kurz geparkt würde, sollten der Realität ins Auge blicken, dass momentan Zwischenlager zu Dauerlagern würden und sich dieser Trend nicht aufhalten lässt.
Dies ist der zu erwartende Müll:
- 5 Castoren aus der Wiederaufarbeitung in La Hague (Frankreich) => Philippsburg?
- 21 Castoren aus der Wiederaufarbeitung in Sellafield (Großbrittanien) => Brunsbüttel?, Biblis?, Lubmin?
Für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg lautet die Forderung nach wie vor: „Der Müll muss bleiben, wo er ist, bis eine Lösung dafür gefunden ist.“
Sollten dennoch Transporte rollen, gilt für uns die bekannte Parole => „Der Castor kommt – WIR SIND SCHON DA!“