Goldener Brennstab des Monats

WECF, Women in Europe for A Common Future, verleiht Im Juni 2010 den „Goldenen Brennstab des Monats“ an:

Dr. Johannes Teyssen, E.on Vorstandsvorsitzender

Zitat (Reuters, 06.05.2010):

„Ich sehe nicht, wie Deutschland kurzfristig auf die Kernenergie verzichten könnte, wenn Stromversorgung und Klimaschutz bezahlbar bleiben sollen.“

Fachliche Begründung

Atomenergie ist zwar – auf den ersten Blick – klimaschonend, weil beim Betrieb kein CO 2 ausgestoßen wird, die Nutzung von AKWs zur Stromerzeugung ist aber nicht nachhaltig, und sie ist auch nicht bezahlbar. In der Rechnung von Herrn Teyssen fehlen viele Faktoren. Er stellt keine CO 2 Bilanz auf. Das heißt, vom Uranabbau, der Anreicherung bis hin zur Zwischen- und Endlagerung müssten „Energiebilanzen“ der These zugrunde gelegt werden, dass ein AKW CO 2 frei arbeitet –fehlt dieser Hinweis, ist es ein trügerischer Propagandatrick. Weder die Endlagerung noch eine eigentlich notwendige Versicherung tauchen in seiner Bilanz auf. So müssen die deutschen Steuerzahler in nächster Zeit zum Beispiel etwa 6 Milliarden Euro für die Sanierung der kurzen „Atommüllverweilstätten“ Asse und Morsleben zahlen.

Nur erneuerbare Energien können Strom nachhaltig ökologisch produzieren. Ihr Ausbau würde jedoch unter längeren Laufzeiten von Atomkraftwerken leiden. Die Atomenergie ist zwar für E.on lukrativ, sie geht aber auf Kosten der erneuerbaren Energien. Denn je länger die Regierungsparteien den Systemumbau von den derzeitigen zentralen Großkraftwerken hin zu einem flexiblen erneuerbaren Strommarkt hinauszögern, desto mehr zahlen die Verbraucher umsonst. Ist zum Beispiel wegen schwerfälliger AKWs zu viel Strom in der Leitung, werden Windkraftanlagen gedrosselt. Die Mehrkosten zahlen die Verbraucher über die Netzgebühren. Fällt wegen Energieüberproduktion der Strompreis ins Minus oder muss Regelenergie zum Einsatz kommen, wird dies dem Verbraucher über die EEG-Vergütung aufgebürdet.

Tatsächlich erzeugen „wir“ genug Strom in Deutschland, häufig sogar zu viel. Wir müssen vielmehr unsere bestehenden Kapazitäten eingliedern. Das bedeutet: Netzausbau, Integration von Speicherkapazitäten und flexible Einbindung der Kunden über intelligente Zähler. Je länger wir diesen Umbau hinauszögern, desto mehr kostet er.

Sieht man die Stromproduktion von E.on genauer an, dann erscheinen die Atomkraftwerke eher an anderer Stelle unbezahlbar. Etwa 70% von E.ons AKW-Kapazitäten stehen in Deutschland derzeit still. Bei E.on stammten im Jahr 2008 von 122.259 GWh in Deutschland produziertem Strom 62.062 GWh aus Atomkraft. Das sind über 50% des lukrativen Handelsproduktes Strom, das durch einen gelungenen Atomkonsens wegfällt. Deutschland hat dank der erneuerbaren Energien genug Strom. Nicht für den deutschen Stromverbraucher wäre ein Abschalten der AKWs also ein finanzielles Desaster, wohl aber für E.on.

WECF, Women in Europe for A Common Future, ist ein Netzwerk aus 100 Frauen- und Umweltorganisationen in 40 Ländern Europas, Zentralasiens und des Kaukasus und setzt sich in den Bereichen Chemikalien, Wasser und Sanitation, Landwirtschaft und Energie für eine Gesunde Umwelt für alle ein. WECF nutzt das Potential von Frauen, um Umwelt, Gesundheit und Ökonomie in Balance zubringen. WECF unterstützt mit Partnerorganisationen konkrete Bedürfnisse der Menschen vor Ort, setztlokal praktische Lösungen um und engagiert sich politisch auf internationaler Ebene. WECF hat UN-Status und ist offizieller Partner des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP.