Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Aktionstag gegen Castor-Transporte + BI Umweltschutz kritisiert Polizei für Fehlinformationen über Castor-Tests

Der Castor-Transport nach Gorleben, der voraussichtlich am 5. November von La Hague ins Wendland rollen soll, macht den Anfang. Weitere Castor-Transporte werden folgen: Von Jülich nach Ahaus und von Karlsruhe nach Lubmin – alle drei Transporte mit hochradioaktivem Müll sollen im Herbst und ab Frühjahr 2011 durch das Land fahren.

83 Anti-Atom-Initiativen, Umweltverbände und Aktionsgruppen rufen deshalb für den kommenden Samstag (23. Oktober) zu einem bundesweiten Castor-Strecken-Aktionstag auf. „Durch bunte und vielfältige Aktionen an möglichst vielen Orten entlang der Castorstrecken informieren wir über die Gefahren und lassen die Transportrouten und die Proteste dagegen sichtbar werden“, heißt es im Aufruf. Das Aktionsbündnis Münsterland will den Ahauser Bahnhof „putzen“, in Biblis wird der Bahnhof umzingelt und in Greifswald findet eine Kundgebung nahe der Castor-Transportstrecke statt. Die Lüchow-Dannenberger Atomkraftgegner fahren zunächst pünktlich um 12.08 Uhr per Bahn ab Dannenberg-Ost, dem Verladebahnhof für den Castorkonvoi, nach Leitstade und werden dort im Wald die Bahntrasse inspizieren. Am kommenden Sonntag um 11 Uhr findet die nächste „Stuhlprobe“ vor dem Verladebahnhof in Dannenberg statt, der inzwischen mit Natodraht eingezäunt wurde.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) verwahrt sich unterdessen gegen die Verharmlosung der Castor-Transporte und ihrer Sicherheitsdefizite durch die Polizei. „Auf deren Homepage werden schöngefärbte und sachlich falsche Informationen der Betreibergesellschaft des Zwischenlagers, der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) übernommen“, kritisiert BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Zu den Polizeiinformationen führt die BI an: Die angeführten 100 Tests hätten überwiegend vor ca. 30 Jahren stattgefunden, mitgezählt wurden auch Behälter, die keine Castor-Behälter sind. Immer noch würden keine Originalbehälter, sondern Miniatur-Ausgaben getestet. Rechne man die getestete Fallhöhe von 9 Metern einmal um in die Geschwindigkeit, so dürfte ein Zug nicht schneller als 50 Stundenkilometer fahren. Die Belastungen durch einen Brand wurden für die Behälter, die jetzt aktuell in Gorleben zum Einsatz kommen, lediglich berechnet.

Die Polizei sitze auch einer Fehlinformation auf, einen Test auf Hitzebeständigkeit bei 1.200°C über einen längeren Zeitraum hat es nach Angaben des Diplom-Physikers Wolfgang Neumann (intac-Hannover) garantiert nicht gegeben.
Bezeichnend sei, dass zu den Kokillen die wichtigste Information fehlt, nämlich welches Radioaktivitätsinventar sie haben (ca. 1016 Bq, eine 1 mit 16 Nullen) bzw. welche Ortsdosisleistung (mehr als 109 µSv/h, 1.000.000.000 µSv/h) eine Kokille hat. Ein Castor mit 28 HAW-Kokillen enthalte 100 bis 200 mal mehr Radioaktivität als das Endlager Asse und in etwa genauso viel Cäsium, wie in Tschernobyl freigesetzt worden ist.

„Wir fordern die Polizeidirektion Lüneburg deshalb auf, die Fehlinformationen auf ihrer Homepage zu löschen und auf die Gefährdung durch den Transport zu verweisen, das gebietet allein die Fürsorge für die Menschen, die an den Transportstrecken wohnen, und die eingesetzten Polizistinnen und Polizisten“, schließt die Stellung der BI.

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

KONTAKT

Pressesprecher
Wolfgang Ehmke
Tel. 0170 510 56 06

Presse