Hoch lebe die Kernkraft, die Kernkraft muss weg!

Hoch lebe die Atomkraft – oder nun doch nicht? Die nukleare Katastrophe in Japan hat offenbar bei einigen Unionspolitikern zu partiellem Gedächtnisverlust geführt. Auch die Chefs der großen Energiekonzerne würden einige ihrer Äußerungen vielleicht lieber vergessen. Wir helfen der Erinnerung auf die Sprünge.

Bundeskanzlerin Angela Merkel:

5.12.1994: „Im Licht des CO2-Problems ist die Kernkraft eine saubere, unter Sicherheitsaspekten verantwortbare Energie und auch für die Zukunft wichtig.“

15.6.2009: „Wenn ich sehe, wie viele Kernkraftwerke weltweit gebaut werden, dann wäre es wirklich jammerschade, sollten wir aus diesem Bereich aussteigen.“

14. 3. 2010: „Wenn wir von der Kernenergie als Brückentechnologie sprechen, dann bedeutet das nichts anderes, als dass wir aus der Nutzung der Kernenergie aussteigen möchten.“

Bundesaußenminister Guido Westerwelle:

28.5.2009: „Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Deutschland aus ideologischen Gründen aus der sichersten Kerntechnik der Welt aussteigt.“

13.3.2011: „Wir haben eine Option zur befristeten Weiternutzung der Kernkraft geschaffen – aber keine Garantie zum Weiterbetrieb jedes einzelnen Kraftwerks.“

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle:

12.2.2010: „Wir brauchen die Kernkraft als Brückentechnologie, und diese Brücke muss lang genug sein.“

14.3.2011: „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist nicht gefährdet.“

U-Energiekommissar und früherer baden-württembergischer Ministerpräsident Günther Oettinger:

30. 6. 2008: „Kernenergie ist im Energiemix ein unverzichtbarer Bestandteil.“

15.3.2011: „Ich schließe nicht aus, dass wir abschalten müssen.“

Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus:

23.3.2010: „Ich bin für den Ausstieg aus dem Atomausstieg. Das heißt: Solange ein Atomkraftwerk sicher ist, muss man seine Laufzeit nicht begrenzen.“

14.3.2011: „Jetzt reicht es nicht mehr zu sagen: Die Kernkraftwerke sind sicher. Alles kommt auf den Prüfstand. Da gibt es keine Tabus!“

CSU-Chef Horst Seehofer:

30.6.2010: „Weil wir mit den regenerativen Energien noch nicht so weit sind, können wir auf die Kernkraft auch noch nicht verzichten“

15.3.2011: „Maximale Sicherheit hat Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen.“

Bayerns Umweltminister Markus Söder:

12.6.2010: „Wer Klimaschutz ernst nimmt, weiß: Wir sind weiter auf Kernkraft angewiesen.“

13.8.2010: „Wer sichere Kernkraftwerke in Deutschland abschaltet, der schaltet unsicherere Reaktoren im Osten Europas ein.“

15.3.2011: „Ich begrüße die Entscheidung des Energieversorgers Eon sehr, den Reaktor Isar 1 vom Netz zu nehmen. Wir wollen, dass es auch dabei bleibt.“

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers EON:

15.8.2010: „Bei der Laufzeitverlängerung können alle gewinnen: Staat, Kunden und Unternehmen.“

Vorstandsvorsitzender von EnBW, Hans-Peter Villis:

1. 3. 2010: „Wir unternehmen selbstverständlich alles in unserer Macht Stehende, um einen Stillstand von Neckarwestheim zu verhindern.“

Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Tuomo Hatakka

15. 8.2010: „Kernkraft ist gut für das Klima. Unsere Kernkraftwerke könnten sehr viel länger laufen.“

Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Jürgen Grossmann:

22. 4.2009: „Unsere Technik ist in der Lage, schwere Erdbeben aufzufangen.“

12.3.2011: „An so einem Tag darf man sicher nicht sagen, unsere Kernkraftwerke sind sicher. (Pause) Sie sind sicher.“

Zitatensammlung der Süddeutschen Zeitung