Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

"Verwirrspiel um Gorleben beenden"

BI: McAllister soll endlich ein Machtwort sprechen

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) fordert von Behörden und der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) ein Ende des Verwirrspiels um das Brennelement-Zwischenlager in Gorleben. Kaum dass das öffentliche Interesse auf das Castor-Lager gerichtet ist, würden immer neue Einzelheiten bekannt, die Anlass zur Besorgnis geben. Letztes Beispiel sei die überraschende Tatsache, dass aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield ab 2014 ein zusätzlicher Castor mit hochradioaktivem Abfall nach Gorleben transportiert werden soll, dafür bleibt schwach- und mittelaktiver Abfall in Sellafield.

„Intransparenz und Verwirrtaktik kennzeichnen die Haltung der GNS und der Aufsichtsbehörde. Gäbe es keinen investigativen Journalismus, wüsste die Öffentlichkeit nichts von den alarmierenden Strahlenwerten in Gorleben und auch nichts von der gebilligten Praxis des sogenannten Swappings, des Atommüll-Tausches“, kritisiert die BI.

Es sei kein gutes Zeichen, wenn das niedersächsische Umweltministerium vor einer endgültigen Klärung, ob die GNS bis Ende September ihre Annahmebereitschaft für die nächste Castor-Fuhre aus La Hague belegen kann, vorab verlautbaren lässt, die Einhaltung internationaler Vereinbarungen, also die Annahme des Mülls aus Frankreich, sei gewichtiger als der Schutz der Bevölkerung vor erhöhter Strahlung. „Das Maß in Gorleben ist voll und unsere Geduld ist am Ende“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Investigativ gibt sich auch die BI: Zeitgleich hatten GNS-Vertreter Dienstag letzter Woche in Hannover und Lüchow sich zu den erhöhten Strahlenwerten in der Castor-Lagerhalle erklärt und dabei den Verdacht genährt, dass die Atomaufsicht und die GNS schon seit geraumer Zeit von den deutlich zu hohen Strahlenwerten wussten. Laut Pressemitteilung des NMU hatte die GNS bereits im Juli 2011 eine Umlagerung von Behältern vorgenommen. „Ohne Zustimmung durch die Atomaufsicht wäre das ein Verstoß gegen die Betriebsgenehmigung“, betont BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. In der zeitgleich zum Fachgespräch in Hannover stattfindenden Sitzung des Atomausschusses des Kreistages Lüchow-Dannenberg gab sich GNS-Sprecher Jürgen Auer ahnungslos, er wollte erst aus der Presse von den erhöhten Strahlenwerten erfahren haben.

„Die Öffentlichkeit wird von der GNS zum Narren gehalten und das Umweltministerium schaut zu, verantwortbares Regierungshandeln sieht anders aus“, kritisiert die BI und mahnt erneut an, dass der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) ein Machtwort spricht.

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

NMU- Pressemitteilung Nr. 72/2011
HANNOVER. Heute (Dienstag) hat im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz ein Fachgespräch* zum Thema „Umgebungsüberwachung in Gorleben“ stattgefunden.
Dabei hat das Umweltministerium den Betreiber GNS aufgefordert, Maßnahmen vorzuschlagen, die die Einhaltung des genehmigten Wertes von 0,3 mSv/a gewährleisten. Der Betreiber teilt mit, dass hierzu grundsätzlich eine Optimierung der Lagerbelegung in Frage kommt – dies auch unter Berücksichtigung der für dieses Jahr geplanten Einlagerung von weiteren 11 Behältern.
Ergänzend hat der Betreiber darauf hingewiesen, dass er im Juli 2011 bereits eine Umlagerung von Behältern vorgenommen hat. Dies wird nach Einschätzung des Betreibers tendenziell zu einer Reduktion der extrapolierten Jahresdosis führen.
Alle Planungen und Maßnahmen des Betreibers wird das Umweltministerium prüfen. Danach ist vom Niedersächsischen Umweltministerium zu entscheiden, ob die Zustimmung zu einer weiteren Einlagerung erteilt werden kann.
Parallel wird das Umweltministerium zusätzlich weitere unabhängige Messungen am Zaun veranlassen, um die Prognosesicherheit zu erhöhen.
HINTERGRUND:
Die Extrapolation eines am Messhaus 2 ermittelten Halbjahreswertes durch den NLWKN auf das gesamte Jahr 2011 könnte unter Berücksichtigung der Gamma-Strahlung dazu führen, dass die sog. Maßnahmenschwelle von 0,27 mSv/a entsprechend der Nebenbestimmung A8 der Genehmigung des BfS vom 02.06.1995 mit Ergänzung vom 28.06.1996 erreicht würde.
Der Betreiber teilt mit, dass seine vorgenommenen Messungen keine Überschreitung des Schwellenwertes erkennen lassen.
*Teilnehmer: GNS (Betreiber), NLWKN (unabhängige Messstelle), TÜV Nord EnSys (Sachverständiger), GRS (Sachverständiger für BMU), Helmholtz Zentrum München (Auswertestelle Neutronendosismetrie)
http://www.mu.niedersachsen.de
30.08.11

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