Tschechien sucht ein Endlager

Potentielle Standortgemeinden lassen sich nicht kaufen. Daran könnten sich die Samtgemeinde Gartow und die Gemeinde Gorleben ein Beispiel nehmen, findet die BI Umweltschutz. Wir dokumentieren einen Bericht von Andreas Prammer.

„Tschechiens Suche nach einem Endlager gestaltet sich als finanzielles und politisches Desaster“

LINZ. Tschechien ist auf der Suche nach einem Atommüllendlager. Derzeit werden die abgebrannten Brennstäbe in Containern in Zwischenlagern an den AKW-Standorten Temelín und Dukovany gelagert. Das Problem dabei ist, dass der Atommüll für eine sehr lange Zeit zwischengelagert werden muss, weil eine endgültige Entsorgung in einem Endlager erst für nach 2065 geplant ist. Der Zustand des Atommülls oder das Niveau des Gefahrenpotentials des Mülls ist zu jener Zeit unvorhersehbar.

Neben dem laufenden Risiko schwerer Unfälle und damit der Freisetzung gefährlicher Mengen an Radioaktivität, sei das Fehlen einer Entsorgungsmöglichkeit für hochradioaktiven Abfall aus AKW´s, die zweite zentrale Verantwortungslosigkeit des Betriebs von Atomkraftwerken, ist Landesrat Anschober überzeugt.

Die Betreiber würden damit eine Hypothek für Tausende Generationen schaffen. In Deutschland etwa wird Sicherheit für eine Million Jahre als Genehmigungskriterium bezeichnet. Eine derartige Sicherheit sei denkunmöglich, wenn man bedenkt, dass die letzte Eiszeit etwa 10.000 Jahre zurück liegt, erklärte Landesrat Anschober bei der Pressekonferenz.

Bis Jahresende wird entschieden, ob der 18 km von der oberösterreichischen Grenze entfernte Truppenübungsplatz Boletice (in der Nähe von Schwarzenberg) ein favorisierter Standort wird.

Zwei mögliche Standorte sollen dann bis 2018 ausgesucht sein und der endgültige Standort 2025 feststehen. Oberösterreich werde alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten gegen diese Option unternehmen und unterstütze auch die Informationsarbeit in den betroffenen Gemeinden aktiv, gibt sich Umweltlandesrat Rudi Anschober kämpferisch.

Politisches und finanzielles Desaster

Die tschechische Regierung und die sogenannte Verwaltung der Endlager für radioaktive Abfälle (SURAO)wollten hunderte Millionen tschechische Kronen in die Hand nehmen und den Gemeinden in Aussicht stellten, ihr Budget zumindest teilweise zu verdoppeln, wenn sie die Probebohrungen zulassen. Nicht einmal die Bürgermeister/innen der betroffenen Gemeinden sind dem Ruf des Geldes erlegen.

Teilweise wurde damit gerechnet, dass die Menschen bei den Volksabstimmungen für die Bohrungen stimmen würden, weil ihre Gemeinden dann wieder Geld für notwendige Infrastrukturmaßnahmen hätten. Die Regierung und SURAO haben immer wieder beteuert, dass die geologischen Untersuchungsbohrungen noch nichts damit zu tun hätten, dass an den betroffenen Standorten auch tatsächlich ein Endlager gebaut wird.

Anscheinend trauen weder die Bevölkerung noch die Bürgermeister/innen der tschechischen Regierung. Da sie alle grundsätzlich gegen ein Endlager sind, haben sie trotz der finanziellen Verlockungen den Probebohrungen nicht zugestimmt. Nicht einmal die ärmsten Gemeinden wollen das „Atomgeld“ vom Staat.

Zeitplan der Endlagersuche nach dem oben genannten Konzept:

2015: zwei ausgewählte Standorte sind in die Raumordnungspläne der gegebenen Gemeinden einzutragen
2025: Nachweis der Machbarkeit am endgültigen Standort
2030: Ausbau eines Labors unter Tage am festgelegten Standort
2050: Baubeginn des Endlagers
2065: Inbetriebnahme des Endlagers

Quelle: Regionnews (Österreich) vom 18.07.12.