Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Diskussionsmarathon über Gorleben

Erst 14 Tage ist es her, dass Atomkraftgegner_innen die Atomanlagen im Rahmen eines Widerstandsmarathons 24 Stunden lang umkreisten, am Samstag folgte ein wahrer Diskussionsmarathon: 12 Stunden lang wurden die Ergebnisse des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) Gorleben diskutiert. Rund 120 Interessierte folgten der Einladung von Bäuerlicher Notgemeinschaft, Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) und dem Gorleben Archiv zu einer geologischen Führung am Morgen, dem Bericht von Experten und Zeugen, die vor dem PUA Gorleben ausgesagt hatten, am Nachmittag in Lüchow, und einer abschließenden abendlichen Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten, die im Ausschuss mitgewirkt hatten.

  • Marianne Fritzen, 07.09.in Lüchow

    Marianne Fritzen, 07.09.in Lüchow

    Union und FDP hatten am Ende erklärt, in Sachen Gorleben sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Lug und Trug hielten Gorleben als Endlagerstandort im Spiel, urteilen SPD, Grüne und Linke nach der Befragung von Zeugen im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Gorleben.

Im Fokus der Debatte standen deshalb die Fragen, nach dem weiteren Umgang mit Gorleben. Die Wissenschaftler resümierten, warum der Salzstock Gorleben bei einem wissenschaftsbasierten Verfahren als Endlagerstandort längst ausgeschieden wäre. Die Geologen Prof. Dr. Klaus Duphorn und Dipl.-Geologe Ulrich Schneider verwiesen auf eine Parallele, die Arbeit des Arbeitskreises Endlagerung vor rund 10 Jahren, dessen Ergebnisse ebenfalls politisch verwässert wurden. Ähnlich politisch motiviert sei das Festhalten an Gorleben heute durch das Standortauswahlgesetz.

Prof. Dr. Eckhard Grimmel rief noch einmal in Erinnerung, dass schon nach der Auswertung der Tiefbohrergebnisse zu Beginn der 80er Jahre die Ausschlusskriterien an die schlechten geologischen Befunde angepasst wurden und die Wissenschaft von der Politik ausgebremst wurde, weil für den weiteren Ausbau des Atomprogramms dringend ein Entsorgungsnachweis benötigt wurde.

Dass nach über 35 Jahren Dauerdebatte rund um Gorleben sich in der Region ein profunder Sachverstand mit einer tiefen Skepsis gegenüber der Politik gepaart hat, bekamen am Abend die Parteienvertreter_innen zu spüren.

  • Eckhard Pols (CDU) entfuhr das Eingeständnis, es wäre besser gewesen, hätte es schon 1977 eine vergleichende Endlagererkundung gegeben.

Kirsten Lühmann (SPD) und Dorothea Steiner (Grüne) hatten einen schweren Stand:

„Wie kann es sein, dass Sie in Ihrem Abschlussvotum zur Arbeit des Untersuchungsausschusses schreiben, Gorleben sei delegitimiert, dann aber einem Standortauswahlgesetz zustimmen, in dem Gorleben legitimiert wird?“, fragte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Allein Johanna Voß (Linke) hatte einen leichten Part, denn sie hatte gefordert, endlich einen Schlussstrich unter Gorleben zu ziehen.

Wolfgang Ehmke, BI Lüchow-Dannenberg

Wolfgang Ehmke, BI Lüchow-Dannenberg

„Der nächste Marathon liegt vor uns: zwei Jahre lang wird nun die Endlagerkommission offen und versteckt über Gorleben diskutieren, wir müssen das argumentativ und mit Aktionen kritisch begleiten“, umreißt die BI die anstehenden Aufgaben, denn die politischen Akteure suggerierten Ergebnisoffenheit, führten aber die Regie.“Die Politik gibt nichts aus der Hand: sie wählt die Kommissionsmitglieder aus, bestimmt den Vorsitz und behält sich vor, die Empfehlungen der Kommission anzunehmen.“

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, Tel. 0170 – 510 56 06

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