Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Die Bewegung bläst zum Widerstand

Energiewende retten! Über 30.000 Menschen gingen bundesweit für die Erneuerbaren auf die Straße.

Der Frühling wird wild werden: In sieben Landeshauptstädten gehen über 30.000 Menschen für die Rettung der Energiewende und gegen Atom, Kohle und Fracking auf die Straßen. Der Regierung und den Energiekonzernen kündigen sie an: Der Widerstand gegen die EEG-Reform fängt jetzt erst richtig an.

In Potsdam regnete es in Strömen. Aber wer es seit Jahrzehnten gewöhnt ist, tagelang bei Minustemperaturen Castoren zu blockieren, lässt sich von ein paar Tropfen nicht beeindrucken. Und so hatten sich zweitausend Menschen, der harte Kern der Energiewende-Bewegung aus Berlin und Brandenburg, nach Potsdam aufgemacht. Zur selben Zeit schien in München die Sonne und fünftausend Bürger forderten Ministerpräsident Horst Seehofer auf, nicht länger die Energiewende zu torpedieren. Ebenso viele Menschen demonstrierten auch in Düsseldorf und Kiel. In Hannover waren es sogar achttausend Menschen und 40 Trecker.

Die Demonstrationszüge waren bunt; das Spektrum reichte von Anti-Atom-Bewegten über linke Aktivistengruppen bis zu Vertretern der Erneuerbare-Energien-Branche. Die Befürchtung, dass die Energiewende in Deutschland abgesägt werden könnte, einte alle und machte die Demonstrationen vielfältig.

In Potsdam berichteten Vertreter der sorbischen Minderheit aus Brandenburg, wie Braunkohlebagger ihre Dörfer, Wälder und Felder bedrohen. „Kohleausstieg sofort!“, forderten auf der Bühne vor dem brandenburgischen Landtag auch die Aktivisten der Berliner Gruppe Gegenstrom, die die 35 Kilometer von Berlin nach Potsdam mit dem Fahrrad gefahren waren. Während der Reden wehte die Sonne mit drohender Faust, das Symbol der Anti-Atom-Bewegung, lachend in einem Meer aus hunderten Fahnen und vertrieb die düstere Stimmung der tief hängenden Wolken. Die Klimacamper aus der Lausitz spannten ihr Banner neben den großen Verbänden wie Greenpeace und BUND, die mit einer drei Meter großen rollenden Weltkugel und lauten Trommelgruppen die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.

Die Wut auf einen konkreten Gegner einte die unterschiedlichen Demonstranten: Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der für die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zuständig ist. „Er macht eine Erneuerbaren-Politik wie die FDP“, schimpfte Chris Methmann vom Kampagnennetzwerk Campact und erhielt stürmischen Applaus. Die Reform mache das EEG zu einem EBG, einem „Erneuerbaren-Brems-Gesetz“. Methmann nannte vor allem die Deckelung des Erneuerbaren-Ausbaus „absurd“.

Am 8. April will Gabriel seinen Gesetzentwurf zur EEG-Novelle vorstsellen und die Reform schon bis zum Sommer durch Bundestag und Bundesrat bringen. Die Umweltverbände, darunter der BUND, Ausgestrahlt und Campact, die die bundesweiten Demonstrationen organisiert hatten, fürchten das Schlimmste. Während Atom- und Kohlekraftwerke weiter fester Teil der Energieversorgung Deutschlands blieben, würden die Erneuerbaren klein gehalten.

„Wir lassen uns nicht ausbremsen“, rief Jan Hinrich Glahr vom Bundesverband Windenergie und beschwor die Massen: „Wir zeigen heute: Die Bevölkerung will die Energiewende. Wir sind es, die über die Zukunft der Energieversorgung entscheiden.“ Regenschirme, ebenfalls mit Anti-Atom-Sonnen bemalt, wurden zustimmend geschwenkt, ebenso die Schals der Vertreter der Erneuerbaren-Branche, deren mit Windrädern und Sonnen verzierte Trikots an das Outfit von Fussballfans erinnerten.

Jörg Müller vom Windparkentwickler Enertrag ergänzte: „Wir wollen so schnell es geht 100 Prozent Energie aus Erneuerbaren für Deutschland. Wir haben heute schon einzelne Tage mit einem Anteil von 60 Prozent erneuerbaren Energien am Strommix. Insgesamt sind es 25 Prozent des Stroms.“ Was die Branche allerdings noch nicht geschafft habe, sei, die Lügen in der Diskussion über die Strompreise zu entlarven. „Während die Kosten für Öl und Gas explodieren, bleiben die Kosten für die Erneuerbaren gleich“, so Müller.

„Wind, Wasser, Sonne – Atomkraft in die Tonne“, skandierten etwa 5.000 Teilnehmer in Kiel. In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt sagte Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, der Kampf gegen die Atomkraft sei erst beendet, wenn alle Atomkraftwerke vom Netz seien. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hatte zuvor im Deutschlandradio Gabriels Entwurf zum EEG kritisiert: Der Energieminister mache „die Energiewende kaputt“.

Mit den bundesweiten „Energiewende retten“-Demonstrationen hat sich die Bewegung warm gelaufen für die kommenden Monate, in denen zahlreiche weitere Protestaktionen folgen sollen. Für den 10. Mai ist in Berlin eine Großdemonstration geplant. Das Motto: „Energiewende nicht kentern lassen“.

Quelle: Klimaretter

Kathrin Henneberger, aus Kiel Karin Behr (Text und Fotos)

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