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Mauerbau in Ahaus, Foto (Mitte 2018): ahaus.jetzt/ Christian Bödding

Die Mauer um das Zwischenlager ist wirkungslos

Der Angriff auf die saudische Raffinerie hat gezeigt: Wer Atomanlagen angreifen will, braucht keinen Flugschein zu machen und einen Airbus zu kapern.

„Drohnen sind in den Kriegen des Nahen Ostens in den vergangenen Jahren zum Marschflugkörper des kleinen Mannes geworden“, heißt es in der Süddeutschen Zeitung vom 16.9. Im Irak hätten die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Sprengsätze von kleinen Quadrocoptern abgeworfen, kleine Fluggeräte, die ohne Einschränkung im Internet für dreistellige Dollar-Summen verkauft werden. In Syrien gelang es Rebellen, den russischen Luftwaffenstützpunkt Khmeimim bei Latakia zu attackieren, obwohl dieser von den modernsten Luftabwehrsystemen der Typen S-400 und Pantsir geschützt wird. Die Drohnen hätten ausgesehen „wie überdimensionale Modellflugzeuge“.

Die Fluggeräte seien „oft aus Holz oder Verbundwerkstoffen und nur wenige Meter groß“ und damit für Radar und andere Sensoren schwer zu erfassen. Ihr Flugpfad, oft knapp über dem Boden, kann über einen GPS-Empfänger programmiert werden. Aufwendige Datenverbindungen per Satellit sind nicht nötig. Nach Schätzungen von Experten kosten solche Drohnen 15.000 bis 20.000 Dollar.

Mauerbau gegen Terroranschläge

Auf Veranlassung des Bundesumweltministeriums wurden die Betreiber der Zwischenlager in Ahaus und Gorleben im April 2011 aufgefordert, die Castor-Hallen mit einer zusätzlichen Schutzmauer einzuhausen. Die Mauer soll im Abstand von einigen Metern zum Zwischenlager errichtet werden. Bautechnische Details unterliegen der Geheimhaltung.

Der Auslöser für den Bau einer Schutzmauer liegt bereits viele Jahre zurück: Seit dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 gäbe es „neue Täterprofile“. Früher war man davon ausgegangen, dass sich Angreifer nicht selbst in Gefahr bringen wollen. Mit Selbstmordattentätern seien aber „neue Szenarien denkbar“, hieß es aus Kreisen der Zwischenlager-Betreiber.

Die neue Mauer soll wohl als zusätzliche Barriere ein gewaltsames Eindringen in das Lager erschweren, um der Polizei mehr Zeit zum Eingreifen zu geben. Gegen einen gezielten Flugzeugabsturz allerdings, räumt auch der Betreiber ein, könne die Mauer keinen Schutz bieten. Bis heute (September 2019) wurde diese Maßnahme in Gorleben aber gar nicht umgesetzt.

Die Anschläge auf die saudischen Raffinerien zeigen allerdings: Es braucht keinen gekaperten Airbus, um eine Atomanlage anzugreifen.

Foto: Mauerbau in Ahaus (Mitte 2018): ahaus.jetzt/Christian Bödding

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Jan Becker

Jan hat jahrelang die Webseite contratom.de betrieben, schreibt heute den Blog von .ausgestrahlt und betreut die Webseiten der BI und des Gorleben Archiv.