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8 Jahre nach dem letzten Castor

Im November 2011 rollte der letzte Transport mit hochradioaktiven Abfällen ins Gorlebener Zwischenlager. Nun sind wieder Castoren aus der Wiederaufarbeitung angekündigt.

„CASTOR-Alarm 2020? Hat sich da nicht wer im Jahrzehnt vergriffen?“ heißt es in einem Aufruf zur Mobilisierung zu Protesten gegen 2020 erwartete Atommüllbehälter. Für viele ist der Atomausstieg in Deutschland beschlossene Sache. Doch noch sind sieben Reaktoren am Netz und produzieren Tag für Tag Atommüll. Eine „sichere Lösung“ für die hochgiftigen, jahrtausende strahlenden Abfälle gibt es heute nirgends auf der Welt. Um nach Jahren der Eskalation, die im November 2011 im Wendland ihren Höhepunkt fand, „Ruhe“ in den Konflikt um Gorleben und den Atommüll zu bekommen, wurde die Endlagersuche auf einer „weißen Landkarte neu gestartet“ und Castortransporte nach Gorleben gesetzlich verboten.

Atommüll rollt nicht mehr nach Gorleben

Erstmals nach vielen Jahren sollen nun tatsächlich wieder CASTOR-Transporte aus den Plutoniumfabriken in Sellafield in England und aus La Hague in Frankreich nach Deutschland rollen. Gemäß der bereits 2015 von der Bundesregierung mit den Energiekonzernen ausgehandelten Vereinbarung nicht mehr nach Gorleben, sondern an vier Atomstandorte. In die sogenannten „Standort-Zwischenlager“ nach Biblis, Philippsburg, Isar und Brokdorf.

Nach aktuellen Informationen soll der erste dieser Transporte bereits im Frühjahr 2020 stattfinden. In Sellafield werden schon die Castoren mit dem hochradioaktiven Atommüll für den Transport nach Biblis beladen. Alle von den zuständigen Behörden notwendigen Genehmigungen (Einlagerungs-, Transportgenehmigung usw.) werden „mit Priorität“ bearbeitet. Am 9. Oktober 2019 fand bereits ein CASTOR- Probetransport nach Biblis statt, Mitte November fand mit dem leeren Behälter eine „Probeeinlagerung“ statt.

„So tauchen zombiegleich längst überwunden geglaubte Gefahren wieder auf und auch der Weiterbetrieb der noch laufenden AKW wird von Wirtschaft und Politik verstärkt gefordert.“

Diese Transporte sind „Ausdruck eines bewußt vergurkten und gezielt profitorientierten Durchwurstelns“, schreiben Aktivist*innen im Aufruf „Castor 2020“. Die Politik steuert der Klimakatastrophe nicht entgegen und sabotiert gleichzeitig die Energiewende. Statt dem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien werden Forderungen nach Laufzeitverlängerungen für die alten Meiler immer lauter. Für die Atommülllagerung gibt es kein vertretbares Konzept, die „neue Suche“ ist weder transparent noch an größt-möglicher Sicherheit orientiert.

Es geht wieder los!

Wir Wendländer*innen haben Jahrzehnte unglaublich großer Solidarität erlebt, als es hieß „TAG X – der Castor kommt!“. Aus dem ganzen Bundesgebiet, besser: aus ganz Europa, reisten Menschen an und unterstützten uns im Widerstand gegen die todbringende Fracht – immer auch stellvertretend für den Atomausstieg. Wenn jetzt Castortransporte in andere Zwischenlager rollen, werden wir unsere Freunde an den betroffenen Standorten unterstützen. Allerdings nicht, weil der Müll „auch nicht vor deren Haustür soll“ – sondern weil es um deutlich mehr geht: Nötig ist die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen, damit der Atommüllberg nicht weiter wächst und das Risiko schwerer Reaktorunfälle wenigstens gemindert wird.

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Jan Becker

Jan hat jahrelang die Webseite contratom.de betrieben, schreibt heute den Blog von .ausgestrahlt und betreut die Webseiten der BI und des Gorleben Archiv.