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„Tanz den SuperGAU“

Geplant war eine Lesung von Wolfgang Ehmke aus seinem Buch „Tanz den SuperGAU“ kurz vor dem Tschernbyl-Jahrestag im Buchladen Hielscher in Dannenberg. In Corona-Zeiten dürfen keine Lesungen in Buchläden stattfinden, deshalb wurde die Lesung ins Studio vor der Kamera verlegt, wie gut oder wie schlecht kann man nun auf EIN WENDLAND ansehen.

Was haben wir gelacht, als neulich einer „Béchamel“ statt „Becquerel“ sagte! Es war zu komisch. Humor, so hatten wir gelernt, ist, wenn man trotzdem lacht. Galgenhumor ist, das begriffen wir nun, wenn man deswegen lacht. Jetzt endlich war die Zeit des Galgenhumors gekommen. Und wir lachten, dass es eine Schande war.

Ulrich Greiner, DIE ZEIT

Als die radioaktive Wolke nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 34 Jahren über weite Teile Europas hinweg zog, musste man besser drinnen bleiben. Spielplätze waren verwaist, Kühe durften nicht auf die Weide. Frischer Salat wurde untergepflügt und der strahlende Sonnenschein bekam eine doppelte Bedeutung. Fisch- und Gemüsekonserven, H-Milch und Molkepulver standen auf dem Einkaufszettel. Heute während der Corona-Pandemie werden Desinfektionsmittel oder Klopapier gehamstert. Und der Feind ist nicht die kontaminierte Natur, man geht zu Menschen auf Abstand.

Die Groteske „Tanz den SuperGAU“ ist ein Schlüsselroman. In Rotland ereignet sich ein schwerer Reaktorunfall. Der Staatspräsident Rex Reiser, hinter dessen maskenhaftem Grinsen unschwer der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) zu erkennen ist, steht vor einem Dilemma: Wie soll er da eine Wahl gewinnen? In Überall (Gorleben ist „überall“) und Anderswo (und auch nicht „anderswo“) gibt es in seinem Reich Atomanlagen und der Neubau eines Reaktors in Anderswo ist geplant und verspricht Arbeitsplätze. Aber er hat in Martin Esser von der ZEITUNG einen gewieften Mitspieler und findet mit Hilfe des Akzeptanzberaters Gollwin (Pate stand hier der Schauspieler Jochen Fölster aus dem Gorleben-Film „Zwischenzeit“) einen irrwitzigen Strategen, um den Kampf gegen die Halbwertzeiten aufzunehmen.

Und da drängen sich auch noch weitere Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie auf. Reisers Parlamentsparlament lässt die gewählten Volksvertreter einfach zu Hause, weil die die Mehrheitsverhältnisse ohnehin klar seien. Die aufmüpfigen Staatsfeinde im Parlament überrumpelt er mit dem Hinweis auf den viel besseren ökologischen Fußabdruck bei Homework. Home-Office gab es zu jener Zeit ja noch nicht.

Online-Lesung

Wer will, kann die Lesung auf dem Facebookkanal EIN WENDLAND  verfolgen.

Das Buch „Tanz den SuperGAU“ kann hier bestellt werden.

Der Betrag zu 100 Prozent als Spende an die BI.