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Atomkraft – Es reicht!

Dass man für die „Urforderung“ der Anti-Atom-Bewegung „Atomkraft – nein danke!“ noch einmal auf die Straße gehen müsste, hätte vor einem Jahr niemand gedacht. Der Ukraine-Krieg, die geschürte Angst vor einem Black-out, die gestiegenen Energiepreise und die angebliche Rettung durch die Atomkraft – die Verunsicherung war groß, doch allmählich wird deutlich, alles nur Theater.

Die Laufzeiten der letzten Atomkraftwerke wurden bis zum 15. April verlängert. Demonstriert wurde am Fukushima-Jahrestag bundesweit, so auch in Lüchow. Am Anfang der Veranstaltung stand ein Grußwort aus Japan. 

Rund 250 Menschen gingen im Wendland auf die Straße, vorne weg die Trommler:innen von Xamba, insgesamt gerahmt von Traktoren der bäuerlichen Notgemeinschaft.

Wolfgang Ehmke (BI Umweltschutz):

„Das ist eine unglaublich Zumutung, weil es ein Spiel mit dem nuklearen Feuer ist. Stellt euch vor, es passiert doch was. Bei uns oder in unserem Nachbarland Frankreich mit den Riss-Reaktoren. Was bleibt sind ohnehin zwei Anlagen, die vom Aus! ausgenommen bleiben: die Urananreicherungsanlage in Gronau (die zivilmilitärische Komponente der Anlage lässt grüßen!) und die Brennelementefabrik in Lingen, die aus Russland mit Uran beliefert wird und osteuropäische AKW versorgt. Das passt nicht zum apostrophierten Ende der Atomkraftära. Und was bleibt ist der Müll.“

Am Marktplatz in Lüchow sprach der BI-Vorsitzende Martin Donat. Er prangerte vor allem die Pläne an, das kontaminierte Abwasser in Fukushima in den Ozean abzuleiten.

Achim Havemann von der Fukushima-Mahnwache Dannenberg, die am kommenden Montag (14.3.) zum 625sten Mal (!) bei jedem Wetter an jedem Montag stattfindet, fand zum Abschluss am Busbahnhof deutliche Worte:

„Eine Begründung, warum wir da stehen, hat uns die BGZ, die Gesellschaft für Zwischenlagerung, auf ihrer Homepage geliefert. Da ist man geradezu beseelt zu erklären, dass die weitere Zwischenlagerung absolut sicher sei. Man habe ausgerechnet, dass es keine Probleme geben werde.

Da steht dann: Wir gewährleisten die Sicherheit der Castorbehälter bis zum Abtransport in ein Endlager und Das Konzept der Zwischenlagerung ist so robust ausgelegt, dass Effekte ausgeschlossen werden können, bei denen die Sicherheit plötzlich und unerwartet gefährdet ist.

Da habe ich dann aufgehört weiter zu lesen und hatte ein Deja- Vu.

Hatte man uns nicht vor mehr als 40 Jahren in schönen Hochglanz Broschüren, weil Homepages gab es ja noch nicht,  versichert Atomkraft sei sicher. So sicher, dass ein Super Gau  rein rechnerisch nur alle 10.000 Jahre passieren würde. Das sollte uns vorgaukeln das so ein Supergau  äußerst unwahrscheinlich  ist und uns, unsere Kinder und Kindeskinder ohnehin nicht mehr betreffen werde. Ich habe in meinem 63 jährigen Leben allein 2 solcher Ereignisse erlebt.“ (Tinka Sievers, so Achim, habe den Beitrag entworfen)

Monika Tietke stellte für die bäuerliche Notgemeinschaft klar: Mit der Anti-Atom-Bewegung müsse man rechnen, sollte es doch nicht zum Abschalten am 15. April kommen. Auch sie verwies auf das Atommülldilemma:

„In unserer Familie wächst gerade die 4. Generation heran, schon meine Schwiegereltern waren von Anfang an dabei.

Die Probleme sind nach wie vor nicht gelöst:

Wir haben zwar ein Endlagersuchverfahren, nach den neusten Zahlen wird es aber noch Jahrzehnte dauern, bis überhaupt ein Standort gefunden ist.

Bis dahin stehen die Castoren hier in Gorleben und an 16 weiteren Standorten bundesweit und rotten vor sich hin.

Inzwischen bin ich stinksauer, ich wollte für eine bessere sprich sichere Zukunft für unsere Kinder eintreten, jetzt sieht es ganz danach aus, dass auch noch unserer Enkel auf der Straße Druck machen müssen. Das ist Versagen der Politik auf der ganzen Linie.“

Fotos oben: BI Umweltschutz, Text: Wolfgang Ehmke
Fotos unten: Axel Schmidt/EJZ