Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

15 Jahre Sonntagsspaziergang – Rückbau des Bergwerks: „Fühlen uns verschaukelt“

Im Zuge der Auseinandersetzungen um die CASTOR-Transporte nach Gorleben hatten sich vor 15 Jahren, am 25.10.2009, mehr als hundert Menschen unter dem Motto „Schicht im Schacht – wir geben Acht“ zum ersten Sonntagsspaziergang versammelt und dabei die Zufahrt zum Endlager-Schwarzbau (1) mit Ketten verschlossen. Hieraus entwickelte sich die Tradition der regelmäßigen sonntäglichen Umrundungen des Bergwerkgeländes, mit unterschiedlichen Teilnehmendenzahlen – ob sommers bei mehr als 30 Grad oder winters bei eisigen Minusgraden, selbstorganisiert und basisaktiv. Ausgefallen ist in diesen 15 Jahren keiner.

Am kommenden Sonntag, 27.10.2024, jährt sich der wöchentliche „Sonntagsspaziergang“ um das Bergwerksgelände zum 15. Mal.

784 Sonntage in Folge sind Jung und Alt, Kind und Kegel aus Protest gegen die Pläne, radioaktiven Müll im Gorlebener Salzstock zu verbuddeln, unterwegs gewesen.

Und die Spaziergängerinnen und Spaziergänger werden weiter aktiv bleiben: Auch wenn Gorleben als Endlagerstandort „raus“ sei, haben sie weiterhin kein Vertrauen darauf, dass Ankündigungen zum „Zuschütten“ tatsächlich umgesetzt werden. „Wir fühlen uns verschaukelt“, so einer der regelmäßigen Spaziergänger.

Im Vertrauen darauf, dass das endgültige „Aus“ für Gorleben sichergestellt sei, hatten sich die Teilnehmendenzahlen verringert. Jetzt steht erneut zu befürchten, dass der Salzstock durch weitere Verzögerungen doch irgendwie „offen“ gehalten werden könnte. „Rufe aus Bayern, den an den AKW lagernden Atommüll in ein zentrales Zwischenlager nach Gorleben zu karren, CDU-Parteitagsbeschlüsse in den neuen Bundesländern, den Salzstock Gorleben als Endlager zu nutzen, könnten darauf hindeuten, dass Gorleben doch noch zum Endlager-Joker wird, wenn sich die politischen Mehrheiten in Bund und Land mit anderen Regierungsmehrheiten weiter nach rechts entwickeln,“ sekundiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), die den Spaziergang unterstützt.

Zwar hatte das Bundesumweltministerium (BMU) am 17.9.2021 entschieden, dass die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) mit der Stilllegung in Gorleben begänne, aber bislang ist wenig davon zu erkennen. Es sind einige Außenanlagen abgebaut, und neue Zaunanlagen errichtet worden, doch von Verfüllung kann nicht die Rede sein.

Bereits im Sommer dieses Jahres sollte, so hieß es in verschiedenen Veröffentlichungen (2), mit diesen Arbeiten begonnen werden, das Salz also in die Schächte und Stollen verbracht werden. Wie bei einem Besuch des niedersächsischen Umweltministers Meyer am 7.10.24 zu erfahren war, sind bislang nicht einmal die erforderlichen Genehmigungen des Landesbergamts (LBEG) erteilt; er gehe davon aus, dass es zum Jahresende so weit sei. Fazit für die Aktivsten: „Wir werden die Rundgänge so lange fortsetzen, bis der Salzstock tatsächlich verfüllt ist. Wir beobachten den Fortgang jeden Sonntag weiter und erwarten endlich Taten statt Versprechen. Unsere Geduld ist am Ende.“

Pressemitteilung der „Sonntagsspaziergängerinnen und -gänger“ um das „Erkundungs-Bergwerk“ in Gorleben

Kontakt: Dieter Metk, SoSpa, 0176 359 622 71

Wolfgang Ehmke, BI-Pressesprecher, 0170 510 56 06

Foto Ingrid und Werner Lowin vom 25.10.2009

(1) Das „Erkundungsbergwerk“ wurde ohne atomrechtliches Genehmigungsverfahren aufgefahren und ausgebaut, d.h. ohne jede Öffentlichkeitsbeteiligung, deshalb „Schwarzbau“

(2) Quellen u.a.:

https://www.bge.de/de/aktuelles/meldungen-und-pressemitteilungen/meldung/news/2021/9/645-gorleben/

https://www.bi-luechow-dannenberg.de/2024/09/18/endlagerbergwerk-gorleben-rueckbau-nicht-in-sicht/

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Meyer-Genehmigung-zum-Rueckbau-von-Gorleben-noch-in-diesem-Jahr,gorleben2218.html

https://www.nordsee-zeitung.de/Region/Rueckbau-in-Gorleben-beginnt-2024-Auftrag-vergeben-155733.html

https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/umweltminister-meyer-gorleben-wird-kein-standort-fur-bayerischen-atommulltourismus-236173.html

Elbe-Jeetzel-Zeitung v. 8.10.24:

Bei seinem ersten Besuch des Gorlebener Zwischenlagers als Minister am Montag machte sich Meyer dafür stark, dass die beiden Schächte des ehemaligen Endlagerprojektes ab 2025 möglichst schnell mit dem Salz verfüllt werden, das aus ihnen herausgeholt wurde. Der eigentlich für diesen Sommer versprochene Beginn der Verfüllung des Salzstockes sollte der eigentliche Anlass für seinen Besuch am Montag sein, sagte der Minister. (…)

Sein Ministerium habe sich mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) verständigt, dass die Schließungsgenehmigung nach Bergrecht bis zum Jahresende rechtssicher erteilt sein soll: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Die Atomkraftgegner hätten recht mit ihrer Kritik, räumte Meyer im Gespräch mit Vertreter/innen der Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg und dem BUND-Landesverband ein: „Wir haben Zeitverzug.“ Die Verfüllung müsse vor der Bundestagswahl im nächsten Jahr beginnen. Die Maßnahmen könnten aber erst umgesetzt werden, wenn der Abschlussbetriebsplan den bis Ende 2024 geltenden Hauptbetriebsplan ersetzt habe, erläuterte Meyer. Es dürfe keinen weiteren Zeitverzug geben und keine Debatten nach dem Motto, „wir haben ja noch Gorleben“. Der Minister betonte, Gorleben werde kein Standort für bayrischen Atommülltourismus werden.

2009-10-25 Gorleben (Schicht im Schacht) (I) - 15

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