Kein Castor mehr nach Gorleben

Kein Castor soll mehr nach Gorleben rollen, so hatten es Peter Altmaier (CDU), Stephan Weil (SPD) und Stefan Wenzel (Grüne) versprochen. Das Atomgesetz wurde 2013 entsprechend novelliert. Es sollen in Gorleben keine weiteren Fakten geschaffen und die Glaubwürdigkeit der Endlagersuche untermauert werden.

Diese Gesetzesänderung flankierte den  „Neustart der Endlagersuche“ – siehe unsere Kritik am Standortauswahlgesetz (StandAG).

26 Castoren aus der WAA

26 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague in Frankreich und Sellafield in England sollten nunmehr in Zwischenlagern an Atomkraftwerksstandorten eingelagert werden. Die Suche danach zog sich hin.

Anfang Dezember 2015 präsentierte die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks gemeinsam mit dem bayrischen Ministerpräsidenten eine – auf den ersten Blick überraschende „Lösung“: Bayern ist nach der ursprünglich harten Ablehnung auch dabei. Jeweils 7 Castor-Behälter der Charge aus Sellafield sollen beim AKW Isar (Landshut), Biblis (Hessen) und Brokdorf (Schleswig-Holstein) gelagert werden, vermutlich in drei Transportkampagnen. Fünf Behälter mit mittelaktiven verglasten Kokillen sollen bereits 2017 am AKW Philippsburg (Ba-Wü) Platz finden. Bisher sind diese Transporte nicht erfolgt.

Erkauft hat sich Seehofer diese Zustimmung durch ein Geschäft – die voraussichtlich 18 Behälter der Reihe MTR 3 mit hochradioaktiven, hochangereicherten Abfällen aus dem Forschungsreaktor (Forschungsneutronenquelle) FRM II Garching der TU München sollen in Ahaus eingelagert werden. Die Einlagerung der Castorbehälter aus Garching in Ahaus ist höchst umstritten, der neue Behältertyp dafür ist noch in Erprobung und die BI Kein Atommüll in Ahaus vertritt wie wir die Forderung, der Müll solle vorerst stets dort bleiben, wo er angefallen ist.

Castortransporte ab Frühjahr 2020

Erstmals nach vielen Jahren sollen nun wieder CASTOR-Transporte aus den Plutoniumfabriken in Sellafield in England und aus La Hague in Frankreich nach Deutschland rollen. Gemäß der bereits 2015 von der Bundesregierung mit den Energiekonzernen ausgehandelten Vereinbarung nicht mehr nach Gorleben, sondern an vier Atomstandorte. In die sogenannten „Standort-Zwischenlager“ nach Biblis, Philippsburg, Isar und Brokdorf.

Nachdem die Transporte jahrelang verschoben wurden, wird es nun Ernst:

  • Sellafield – Biblis 2020 im ersten Halbjahr
  • La Hague – Philippsburg 2020 / 2021
  • Sellafield – Isar 2023 / 2024
  • Sellafield – Brokdorf 2023 / 2024

Diese Transporte sind „Ausdruck eines bewußt vergurkten und gezielt profitorientierten Durchwurstelns“, schreiben Aktivist*innen im Aufruf „Castor 2020“. Die Politik steuert der Klimakatastrophe nicht entgegen und sabotiert gleichzeitig die Energiewende. Statt dem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien werden Forderungen nach Laufzeitverlängerungen für die alten Meiler immer lauter. Für die Atommülllagerung gibt es kein vertretbares Konzept, die „neue Suche“ ist weder transparent noch an größt-möglicher Sicherheit orientiert.

Nötig ist die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen, damit der Atommüllberg nicht weiter wächst und das Risiko schwerer Reaktorunfälle wenigstens gemindert wird.

Brennpunkt Castortransporte

Zwischen 1995 und 2011 eskalierte der Konflikt um die deutsche Atompolitik in der Regel einmal im Jahr auf den wendländischen Straßen. Immer dann, wenn der Castor kam.

Umfangreiche Aufarbeitungen und Infos zu den Transporten gibt es im www.gorleben-archiv.de

 

Über 100 Behälter

In der Zwischenlagerhalle für hochradioaktiven Müll in Gorleben (TBL-G) stehen nach der Anlieferung von über einem dutzend Castortransporten heute 113 Atommüllbehälter unterschiedlicher Bauart mit unterschiedlichem hochradioaktivem Inventar.

1995 fand der erste Castortransport statt. Es wurden in der Summe fünf Behälter mit ausgedienten Brennelementen aus Atomkraftwerken eingelagert. Danach folgten verglaste hochradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in La Hague und Sellafield. 1996 wurden die ersten HAW-Glaskokillen aus La Hague in das TBL-G transportiert. Insgesamt wurden aus Frankreich mit zwölf Transporten, der letzte davon im Jahr 2011, 108 Behälter mit jeweils 28 Glaskokillen eingelagert.

AKTUELLES

8 Jahre nach dem letzten Castor

26. November 2019

Im November 2011 rollte der letzte Transport mit hochradioaktiven Abfällen ins Gorlebener Zwischenlager. Nun sind wieder Castoren aus der Wiederaufarbeitung angekündigt.