Paris-Blog: Donnerstag war Aktionstag für Don`t nuke the climate!!

ZunäXt fand die Übergabe des Preises für das beste Greenwashing an EDF (Elecricité de France) statt. Ein Büschel grün getränkter Pinsel wurde in der Geschäftsstelle in der Pariser Innenstadt überreicht. Etwa 35 Personen bejubelten die Verleihung des Pinocchio Awards in der Kategorie „Greenwashing“ an den großen Atomdealer EDF und den besten Lügner, der es nicht lassen kann, öffentlich zu erklären, Atomkraft sein CO2 – frei und umweltfreundlich. Die Übernahme des Preise fand ein wenig unfreundlicher statt, der Mitarbeiter von EDF schmiss den schönen Preis auf den Boden. Ein Sicherheitsbeamter bewies mehr Courage und hielt den Preis fototauglich in die Kameras.

Dann ging es weiter zu Areva, der französischen Firma, die in vielen Teilen der Welt für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung sorgt, z.B. durch Uranabbau für den Betrieb von Atomkraftwerken. Menschen aus Jaitapur in Indien hatten einen Brief verfasst, der vor dem schwarzen Areva Turm im Parise Banken- und Versicherungsviertel von einer Gruppe Demonstrant_innen verlesen wurde. Mit dabei das Banner mit Händeabdrucken der Menschen aus Jaitapur und das Banner „Don`t nuke the climate – Stop Uranium Mining“.

Ein Mitarbeiter versuchte, die Protestierenden dazu zu bewegen, sich vom Eingang zu entfernen. Nach kurzer Erklärung, dass nur eine Solidaritätsadresse verlesen wird, der Eingang nicht blockiert wird und die Aktion in einer Viertelstunde beendet, fand diese unbehelligt von den Sicherheitsdiensten von Areva statt.

Weiter ging es zu einer nahegelegenen Niederlassung von EDF. Auch hier fand die gleiche Aktion noch einmal statt. Ein vermutlicher Mitarbeiter von EDF versuchte das Verlesen mit unanständigen Zwischenrufen zu stören (für die unser Französisch gut genug ist). Wir blieben gelassen und das Ganze eskalierte nicht.

Auf dem Weg zwischen den zwei Aktionen von Areva zu EDF, für die wir uns mit zwei AntiAtomAktivist_innen aus dem Stuttgarter Raum zusammen taten, hatten wir erneut Besuch von einem Polizeibeamten in Zivil. (Darüber, welche Merkmale Zivilbeamte dazu bewegen, immer direkt auf einen Wendländer in der Gruppe zuzusteuern, sind wir uns noch nicht ganz einig). Warum er wohl interessiert sein könnte zu wissen, ob wir der Antiatomgruppe angehörten, die grade vor Areva den indischen Brief verlesen haben? Na, weil er Polizist ist. Und was wir noch vorhätten und so weiter.

Am Interessantesten war eigentlich, dass er sich am selben Morgen schon im Internet über die Aktion informiert hat und schon eine Weile an uns dranhing…

Abends hatten wir Besuch in unsere Kampagnen-WG von den Kolleg_innen von Sortir de Nucléaire aus Paris. Wir werden gut informiert über die Pläne der kommenden Tage, in wieweit Protest gegen die völlig unzureichenden zu erwartenden Beschlüsse des Weltklimagipfel möglich sein wird. Und wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten an diesen öffentlichen Geschehen beteiligen.

Die Großdemonstration für den morgigen D12 sind aus versammlungsrechtlichen Gründen wegen des in Frankreich nach den Anschlägen verhängten Ausnahmezustandes abgesagt, eine Vielzahl von Veranstaltungen wird dennoch stattfinden, um deutlich zu machen, dass hier rote Linien übeschritten werden.

Im Moment laufen die Verhandlungen auf 70% Einsparungen von Treibhausgasen hinaus. Das würde einer Erderwärmung von mindestens 3 Grad Celsius entsprechen. Kritische Expert_innen sind sich einig, dass schon das alte Ziel, die Erderwärmung auf maximal 2 Grad zu reduzieren, nicht ausreicht, um Katastrophen gigantischen Ausmaßes in zahlreichen Ländern zu verhindern. Der Kurs der fortschrittlichen Geister auf der Welt*Klima*konferenz in Paris 2015 zielt glasklar in Richtung nicht mehr als 1,5 Grad. Alles andere wäre völlig unverantwortlich.

Aus Paris: Henrik Stern, Hendrik Möllmann und Kerstin Rudek