Flashmob – und noch ’n Treck

20090919-01Auf Deutschlands Marktplätzen hat die heiße Wahlkampfzeit begonnen. Unpopuläre Themen fallen dabei unter den Tisch. So vermeiden es CDU/CSU und FDP, die Aufkündigung des Atomausstiegs zur Sprache zu bringen. Doch Merkel und Westerwelle haben ihre Rechnung ohne die Kinder des Wendlands gemacht. Die kamen am Freitagabend mit zwei Bussen aus Lüchow und Dannenberg zum Hamburger Gänsemarkt gefahren, um, so der Aufruf der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg (BI), der Bundeskanzlerin zu zeigen, „dass der Protest zu stark ist.“

Eine Aufforderung der Kinder an die Politik, Atomanlagen endlich abzuschalten sei nötig, so die BI, denn „die Politikerinnen und Politiker sind sich nicht mehr sicher, ob sie ein Atommüll-Endlager in Gorleben wirklich durchsetzen können.“

Zum gleichen Termin hatte das Aktionsbündnis Campact eine so genannte „Flashmob“-Aktion angekündigt, mit der sie Angela Merkel aufforderte, Stellung zu beziehen. Flashmobs sind eine relativ neue Aktionsform. Dabei kommen Menschen zur per Internet verabredeten Zeit am Ort von Wahlkampfveranstaltungen zusammen, um gemeinsam eine kurze, aber aufsehenerregende Handlung durchzuführen und gehen dann wieder auseinander. Campact hofft, auf diese Weise die atompolitischen Pläne der Parteien ins Licht der Öffentlichkeit zerren zu können.

So auch am Freitagabend auf dem Hamburger Gänsemarkt: Viele Atomkraftgegner mischten sich kurz vor 19.00 Uhr auf dem beliebten Hamburger Platz unauffällig unter die wartenden Teilnehmer der Wahlkampfveranstaltung mit Angela Merkel, die meisten von ihnen hatten es bis kurz vor die Bühne geschafft. Als das erste Mal während der Rede der Kanzlerin geklatscht wurde, hielten die Aktivisten Plakate mit der Aufschrift „Schwarz-Gelb – Jawoll!“ sichtbar in die Höhe und wirkten wie begeisterte Parteianhänger.

Nach einer Minute jedoch kam die Überraschung: Das zuvor gefaltete Plakat wurde aufgeklappt und ein schwarz-gelbes Atommüllfass oder ein schwarz-gelber Totenkopf mit Radioaktivitätszeichen waren zu sehen. Eine Minute später war die Aktion beendet, und – das Wichtigste – die Presse hatte das Bild eingefangen. Beide Gruppen, Campact und die Kinder aus dem Wendland, waren mit der Wirkung ihrer Aktionen zufrieden.

Text: Andreas Conradt
Fotos: PubliXviewinG / contratom

20090919-06