Anschläge auf Anti-Castoraktivist_innen

Nach mehrstündiger Fahrt und einigen Verzögerungen durch diverse Gleisblockaden hat der erste Castortransport im Jahr 2011 das Zwischenlager Lubmin erreicht. Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald kristallierte sich, wie schon zum vergangenen Transport im Dezember 2010, als Aktions- und Widerstandsschwerpunkt in Mecklenburg-Vorpommern heraus. Probleme bekommen die Castor-Gegner_innen dabei nicht nur mit der Polizei, sondern aktuell vermehrt auch mit Neonazis, die ihren Hegemonieanspruch im braunen Vorpommern gestört sehen.
Auf der einschlägig bekannten rechten Internetseite MUP-Info rufen regionale Neonazis immer öfter zur Teilnahme an Anti-Castor-Demonstrationen und -Veranstaltungen auf. Sie wollen wahrnehmbarer Teil der Bewegung sein und ihre Ideologie über die Proteste verbreiten. Das gelingt ihnen bisher kaum, was ein großer Erfolg der deutlichen antifaschistischen Positionierung der Anti-Atom-Initiative ist. Frustriert von dieser Tatsache wenden sich Greifswalder Neonazis neben dem gewöhnlichen Parolensprühen nun dem Sabotieren der Anti-Castor-Aktivisten zu. Vermutlich können der neonazistischen Szene der Hansestadt auch zwei schwere Beschädigungen an Fahrzeugen von Castor-Gegner_innen, die kürzlich begangen wurden, zugeschrieben werden. Die Antifaschistische Aktion Greifswald hat zu den Vorgängen einen Beitrag online gestellt:

„In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar, so berichtet der Fleischervorstadt-blog, haben Unbekannte ein Fahrzeug in der Wolgaster Straße demoliert. Die Täter/innen zerschlugen Front- und Seitenscheibe des Transporters und zerstachen die Reifen. Zudem sprühten sie ein umkreistes „A“ , sowie den Schriftzug „ANTIFA ROX YOU“ (Fehler im Original) an den roten VW-Bus. Der/ Die Halter_in des Fahrzeuges symphatisiert mit der lokalen Anti-Atom-Initiative, was durch eine Vielzahl an Anti-Castor Flyern die, wie das auf dem Blog eingestellte Foto zeigt, im Wageninneren liegen, erkenntlich war. Auch zum Zeitpunkt der Beschädigung des Fahrzeuges sollen diese Broschüren einsehbar hinter der Windschutzscheibe des Wagens gelegen haben. In der Nacht vom 15. zum 16. Februar, so heisst es aus Kreisen der Anti-Atom-Aktivist_innen, sollen darüber hinaus die Reifen eines weiteren Fahrzeuges von Symphatisanten der Protestbewegung durch Unbekannte zerstochen worden sein.

Die Anti-Atom-Initiative, die sich im Zuge des Castortransportes, der im vergangenen Dezember in das Zwischenlager Lubmin rollte, gründete, macht bereits seit Beginn der Proteste darauf aufmerksam, dass für Neonazis und Rassisten/innen in der Bewegung kein Platz sei. Dieser Anspruch ist auf sämtlichen Flyern und Plakaten des Protestbündnisses durch ein Logo deutlich erkennbar. Verdeutlicht wurde das Ansinnen, Neonazis aus den Protesten auszuschließen, darüber hinaus im vergangenen Dezember durch eine antifaschistische Demonstration in Greifswald im Zusammenhang mit den Castorprotesten, an der sich rund 500 Menschen beteiligten. Und auch während der aktuellen Proteste, die im Hinblick auf den anstehenden Castortransport stattfinden, haben sich die Aktivist_innen wieder deutlich gegen Neonazis innerhalb des Anti-Atom-Protestes ausgesprochen, so geschehen beispielsweise bei einer Demonstration am 5. Februar in Rostock. Dieser Umstand ist auch nicht verwunderlich, denn ein großer Teil der Aktivist_innen ist im bürgerlich bis radikalen linken Spektrum zu verorten. Darüber hinaus mobilisieren lokale und regionale linke und antifaschistische Gruppen ebenfalls zum Widerstand gegen die Castortransporte. Es gibt also eine deutliche Sympathie zwischen der regionalen antifaschistischen Linken und der atomkritischen Bewegung.“

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